Neuer Vorstandschef bei Palfinger: "Machen erst unsere Hausaufgaben"
SALZBURG. Andreas Klauser will Erfahrung aus der Fahrzeug-Industrie in die Kranwelt übertragen.
Seit sieben Wochen ist Andreas Klauser Vorstandschef beim börsenotierten Salzburger Kranhersteller Palfinger. Gestern präsentierte der Mollner mit Wohnort Mondsee gemeinsam mit dem seit Oktober amtierenden Finanzvorstand Felix Strohbichler die Zahlen für das erste Halbjahr. Das Wichtigste daraus: Das Geschäft mit den Kränen an Land laufe super, im sanierungsbedürftigen Geschäft mit den Kränen am und auf dem Wasser sei die Talsohle erreicht.
Mit programmatischen Aussagen hielt sich das neue Management noch zurück. Die wichtigste Aufgabe sei, die Gruppe effizienter zu machen. Dabei sei das Potenzial erheblich, sagte der Neo- Chef. Im Marinebereich, in dem es in den vergangenen Jahren mehrere Zukäufe gab, gebe es noch viele kleine Produktionsinseln.
Absage an weitere Zukäufe
Klauser nannte als Ziel, gemeinsame Produkte zu entwickeln, etwa Hydraulikzylinder und andere Kernelemente zu vereinheitlichen. Im September starte dazu ein Synergie-Programm. Klauser will seine Plattform-Erfahrung aus dem Nutzfahrzeug-Bereich einbringen. Immerhin war der 52-Jährige fast 30 Jahre bei Steyr Landtechnik bzw. der Fiat-Tochter CNH mit Case, New Holland und Steyr.
Zukäufe werde es in den nächsten zwei Jahren nicht geben, sagte Klauser. "Wir machen erst unsere Hausaufgaben." Vorgänger Herbert Ortner ist im Vorjahr vorzeitig gegangen. Kurz darauf hat Palfinger eine Gewinnwarnung abgeben müssen.
Palfinger macht 85 Prozent seines Geschäfts mit Kränen, die an Land zum Einsatz kommen. Das wichtigste Produkt ist der Ladekran, der allein 40 Prozent des Umsatzes liefert. Im kriselnden Marine-Bereich kommen 60 Prozent des Geschäfts aus dem Öl- und Gasbereich. Diese Sparte leidet seit 2012 aufgrund des niedrigen Rohölpreises. Die Sanierung koste heuer und 2019 noch Geld, sagte Finanzchef Strohbichler.
Die Hälfte der weltweit 3000 Ölplattformen sei nach wie vor außer Betrieb. Als Erstes springe nun das Servicegeschäft an, weil Bohreinrichtungen aufgrund des steigenden Ölpreises wieder in Betrieb genommen würden, so Strohbichler. Im Neubau-Geschäft von Frachtschiffen dauere es 18 Monate ab Bestellung, bis ein Schiffskran montiert würde. Ein Anspringen des Marine-Geschäfts sei daher in der zweiten Hälfte 2019 und darüber hinaus zu erwarten.
Ganz anders stellt sich das klassische Ladekran-Geschäft dar. Hier ist die Nachfrage hoch. Palfinger hat Lieferprobleme, weil Lieferanten ihre Zusagen nicht einhalten könnten. Neun Monate müssten Kunden daher derzeit auf Kräne warten. Aufträge, die jetzt unterschrieben würden, würden erst 2019 produziert.
Das größte Palfinger-Werk befindet sich in Lengau im Innviertel, hier arbeiten 1100 Beschäftigte. In der Gruppe beschäftigt das Unternehmen, das mehrheitlich in Familienbesitz und zu 33 Prozent im Streubesitz ist, mehr als 10.000 Mitarbeiter.
Die Verschuldung liegt bei relativ hohen 86 Prozent des Eigenkapitals. In den nächsten Wochen wird Palfinger einen Schuldschein mit 120 Millionen Euro begeben, der kurzfristig fällige Schulden refinanziert.
Der Umsatz erreichte im ersten Halbjahr den Höchstwert von 802 Millionen Euro. Das Betriebsergebnis (Ebit) lag bei 71 Millionen Euro. Rechnet man die Sanierungskosten heraus, kommt das Unternehmen auf eine Ebit-Marge von mehr als zehn Prozent. (sib)
Bloß 14 Prozent Eigenkapitalquote, das sollte man den aufgeblasenen Mitarbeitern dort mal mitteilen. Dieser Kran kann beim leichtesten Lüfterl umstürzen, wenn z.B. eine Bank die Nerven verliert.
> Palfinger hat Lieferprobleme, weil Lieferanten ihre Zusagen
> nicht einhalten könnten.
Das größte Werk ist zwar in OÖ aber Palfinger gilt als Salzburger Unternehmen.
Wenigstens ein MARKTthema (s.o.) kommt im Artikel vor
Ich hatte einen Kunden in Deutschland, der seine Benz-Lastwagen ausnahmsweise mit Palfinger Kränen gekauft hat. Weil er sie später viel leichter als Gebrauchte nach Österreich weiterverkaufen konnte.
Palfinger Kräne gehören sicher weltweit zu den besten. Das Durcheinander in der Firma ist ein anderes Thema.