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"Finanzbranche ist zentral für grüne Transformation"

Von Ulrike Rubasch, 02. Februar 2024, 06:00 Uhr
"Finanzbranche ist zentral für grüne Transformation"
Nastassja Cernko

LINZ/WIEN. Feronia-Jurymitglied Nastassja Cernko: "Regeln für Nachhaltigkeit sind gekommen, um zu bleiben"

Nastassja Cernko leitet die Nachhaltigkeits-Stabstelle der Oesterrreichischen Kontrollbank (OeKB). Sie hat mit ihrem Team maßgeblich an der Erstellung einer österreichweiten Nachhaltigkeitsplattform für Unternehmen und Banken sowie an der Begebung einer Nachhaltigkeitsanleihe 2023 in der Höhe von 500 Millionen Euro mitgewirkt. Sie ist Jurymitglied des oberösterreichischen Nachhaltigkeitspreises Feronia der OÖN, Oberbank und Land OÖ.

OÖN: Welche Rolle hat die Finanzbranche für die Transformation der Wirtschaft in Richtung CO2-Neutralität und Kreislaufwirtschaft?

Cernko: Mit dem EU-Green Deal, mit dem Europa zum ersten klimaneutralen Kontinent werden will, hat die Finanzbranche eine zentrale Rolle bekommen, um die Wirtschaft nachhaltig zu gestalten. Investitionen müssen in entsprechende Projekte gelenkt werden. Das geschieht nicht nur freiwillig und die Vielfalt an neuen Regeln wächst stetig. Teilweise ist das sehr kurzfristig und dynamisch, ein herausforderndes Feld im Zusammenspiel der Finanzierungsorganisationen und der realen Wirtschaft.

Wie kann man sich das vorstellen?

CSRD gilt seit Jänner 2023. Dieses Regularium umfasst viel mehr Unternehmen, die nun berichtspflichtig geworden sind. Aber es sind viele Unternehmen auch nur indirekt verpflichtet, sich mit dem Thema zu beschäftigen: Weil Kunden oder Lieferanten, die bereits Berichtspflichten in Sachen Nachhaltigkeit haben, dies Daten von Unternehmen fordern. Das sickert gerade bei kleineren Unternehmen ins Bewusstsein, dass es verlässliche Daten von allen Unternehmen zum Thema Sustainability braucht. Es werden immer mehr transparente Informationen zu Umwelt- und Sozialstandards von allen Stakeholdern einer Lieferkette gefordert.

Wie sollen Klein- und Mittelbetriebe, also das Gros unserer Wirtschaft, das bewältigen?

Es ist eine unglaubliche Herausforderung, besonders für die KMU. Schwierig ist es auch, in diesem regulatorischen Dschungel herauszufinden, wer mit welchen Fragen kommen könnte. Deshalb haben wir eine zentrale Datenplattform, den ‘OeKB-ESG Data Hub’ ins Leben gerufen. Hier sind bereits 660 Unternehmen registriert (44 Prozent große, 24 Prozent mittlere, 32 Prozent kleine). Diese haben Fragebögen zu ihren ESG Maßnahmen ausgefüllt und können diese Daten Banken, Versicherungen und Kreditauskunfteien zur Verfügung stellen. Seit 1.1. 2024 nutzen rund 80 Prozent des österreichischen Bankensektors den Hub. (ESG = Environmental Social Governance, Leitlinien für Umwelt, Soziales und Unternehmensführung, Anm.)

Was ist der Vorteil für Unternehmen, sich so zu exponieren bzw. darzustellen?

Zum einen erfolgt sukzessive ein Aufbau von Know-How in den Unternehmen. Ein kleineres Unternehmen sieht auch die Fragen dieses, in der Grundversion kostenlosen, Daten-Hubs für mittlere Unternehmensgrößen und kann sich so besser auf Wachstum und die damit verbundenen ESG-Anforderungen vorbereiten. Banken benötigen zunehmend diese Informationen. Der Fragebogen wird einmal ausgefüllt und kann dann mehrfach geteilt werden. Jede Aktualisierung der Daten passiert für jene Institute, die den Zugriff auf die Daten vom Unternehmen gewährt bekommen haben, automatisch. Den ESG-Report bekommen die mitmachenden Firmen als pdf und können ihn für die eigene Kommunikation nützen.

Sollen Firmen damit eher zuwarten oder sich gleich die Arbeit antun?

Ich würde allen nur empfehlen, sich so rasch als möglich mit dem Thema Nachhaltigkeit zu beschäftigen. ESG ist gekommen, um zu bleiben. Der Kelch wird an niemandem vorübergehen, selbst nicht für Betriebe, die keine Finanzierung brauchen, denn die Partnerinnen und Partner in der Lieferkette brauchen sie. Auch im Recruiting von jungen Mitarbeitenden spielt das Thema Nachhaltigkeit eine immer größere Rolle.

Was ist die Nachhaltigkeitsanleihe der OeKB?

Die OeKB hat 2023 einen Bond um 500 Millionen Euro für internationale Großinvestoren aufgelegt, der zu 85 Prozent Umweltprojekte und zu 15 Prozent soziale Projekte finanziert. Er war bereits unsere vierte Nachhaltigkeitsanleihe. Diese Bonds ziehen eine breitere Anlegerschaft und eine größere Nachfrage an, so dass mit einer leichten Verbesserung der Finanzierungskonditionen gerechnet wird.

Wieso sollten sich Firmen beim Feronia-Preis bewerben?

Wenn schon Nachhaltigkeitsaktivitäten gesetzt wurden, ist eine Teilnahme unbedingt zu empfehlen. Es ist gut zu erfahren, wo man im Vergleich steht. Positiv wirkt die Publicity durch die Berichterstattung, und man kann sich mit dem Thema Nachhaltigkeit so auch bei Kunden sowie Mitarbeitenden positionieren und sie motivieren.

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Autorin
Ulrike Rubasch
Redakteurin Wirtschaft
Ulrike Rubasch

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1  Kommentar
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Sammy705 (1.263 Kommentare)
am 02.02.2024 06:39

Ich finde es bedenklich, wenn Banken Nachhaltigkeit von Unternehmen für wichtiger als deren Kreditwürdigkeit halten müssen. Hauptaufgabe der EZB wäre es ja eigentlich die Inflation unter 2 % zu drücken, nicht den CO2 Ausstoss.

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