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Skigebiet Gaißau-Hintersee: Insolvenzantrag gestellt

Von nachrichten.at/apa, 01. September 2022, 20:41 Uhr
THEMENBILD: SCHNEEARMER WINTER IN ?STERREICH
Sessellift im Skigebiet Gaissau-Hintersee Bild: BARBARA GINDL (APA)

HINTERSEE. Das kleine Salzburger Skigebiet Gaißau-Hintersee steht vor dem dritten Konkursverfahren seit dem Jahr 2017.

Der vor zwei Wochen eingesetzte Notgeschäftsführer Stephan Gappmaier hat am Donnerstagnachmittag am Landesgericht Salzburg einen Insolvenzantrag eingebracht. Für die vor dem Aus stehende Skischaukel könnte der Schritt eine Chance für den Weiterbetrieb sein. Dass die Lifte im kommenden Winter fahren werden, scheint aus heutiger Sicht aber eher unwahrscheinlich.

"Soweit ich mir einen Überblick verschaffen habe können, hat sich eine Zahlungsunfähigkeit der Gesellschaft herausgestellt", sagte der Rechtsanwalt Gappmaier zur APA. Er sei darum verpflichtet gewesen, einen Antrag auf Konkurseröffnung zu stellen. Laut dem Gläubigerschutzverband Creditreform sind rund 70 Gläubiger betroffen, da derzeit kein Betrieb stattfinde, habe das Unternehmen aktuell keine Mitarbeiter.

Die Passiva betragen aus aktueller Sicht rund 1,2 Mio. Euro. Dabei handelt es sich hauptsächlich um Bank-Verbindlichkeiten, offene Pachten für Grundeigentümer und Forderungen von Auftragnehmern, Lieferanten und früheren Arbeitnehmern. "Es sind keine liquiden Mittel vorhanden", sagte der Notgeschäftsführer. Bei den Vermögenswerten der Seilbahngesellschaft würde es sich um Anlagevermögen wie etwa Gebäude der Lift-Talstationen sowie die Liftanlagen selbst handeln.

Noch viele offene Fragen

Der von den früheren Betreibern gestellte Antrag auf einen Abbau der Lifte sei nach wie vor aufrecht, betonte Gappmaier. "Ob dieser Antrag zurückgezogen wird, muss der Masseverwalter gemeinsam mit dem Land Salzburg abklären. Ein Rückbau ist momentan ohnehin nicht entscheidungsreif, weil dazu noch ein Verhandlungstermin notwendig ist."

Im Vorjahr noch große Pläne

Gesellschafter des Skigebiets war seit dem Sommer 2020 die Eibl Holding GmbH rund um den heimischen Abbruch- und Transportunternehmer Bernhard Eibl. Dieser hatte die Skischaukel gemeinsam mit einem Wiener Anwalt nach dem Konkursverfahren 2019 aus der Masse übernommen. Der Geschäftspartner stieg im Juni 2021 aus und übergab seinen 50-Prozent-Anteil an Eibl. Dieser hegte große Pläne. Von einer neuen Gondelbahn, künstlicher Beschneidung und einem großen Speicherteich war die Rede - Investitionen in der Höhe von rund 22 Mio. Euro standen im Raum.

Ausstieg und Vorwürfe

Die Wintersaison 2021/2022 sei gut verlaufen, vermeldete das Unternehmen noch im Frühjahr - bis in der Karwoche 2022 der Paukenschlag folgte. Eibl warf eine gute Woche, nachdem er die Geschäftsführung an seine damalige Lebensgefährtin abgetreten hatte, das Handtuch. In einem Brief an Bürgermeister, Grundeigentümer und Tourismusverbände klagte er über "althergebrachte Strukturen", "ineffiziente Betriebsabläufe", die "Eigendynamik der Mitarbeiter" und "nicht eingehaltene Zusagen". Und er informierte, zwei Wochen zuvor ein Abbruchansuchen für alle Liftanlagen gestellt zu haben.

Auf der anderen Seite meinten Bedienstete, Eibl sei für sie wochenlang nicht erreichbar gewesen. Dazu kam Kritik an offenbar nicht korrekten Lohnabrechnungen. Weil auch die Neo-Geschäftsführerin im Juni 2022 von ihrer Funktion zurücktrat, hatten schließlich weder die Seilbahn- noch die Muttergesellschaft einen Geschäftsführer. Auf Antrag eines Gläubigers wurde darum mit 18. August Gappmaier als Notgeschäftsführer der Eibl Holding GmbH bestellt, weil es auf Forderungen und Rechnungen keine Reaktion mehr gab. Auch das Land hatte sich an das Gericht gewandt, weil es für das angestrengte Abbruchverfahren der Lifte eine Geschäftsführung braucht.

Hoffnung bei Anrainer-Gemeinden

Die Anrainer-Gemeinden hoffen nun, dass wieder Bewegung in die zuletzt festgefahrene Situation kommt. Der Krispler Bürgermeister Andreas Ploner (ÖVP) bestätigte gegenüber der APA Gespräche zwischen fünf Gemeinden in der Region und der Landesregierung über eine Rettung des Skigebiets. "Allerdings wurde über Inhalte Stillschweigen vereinbart, bis eine klare Regelung da ist. Wir würden uns nach den Turbulenzen der vergangenen Jahre jedoch eine dauerhafte Lösung wünschen." Das Land Salzburg zeigte sich unterdessen weiter bereit, zwei Mio. Euro an Förderung zu bezahlen, falls ein detailliertes, wirtschaftliches und nachhaltiges Konzept vorgelegt wird.

Rein theoretisch wäre ein Liftbetrieb im kommenden Winter möglich, glaubt Notgeschäftsführer Gappmaier. "Die Lifte sind vorhanden und könnten wohl relativ rasch in Betrieb gehen. Aber es bräuchte Personal und natürlich Schnee." Dass der Masseverwalter als Betreiber der Lifte in Erscheinung tritt, hält er aber für höchst unwahrscheinlich - es bräucht zunächst neue Eigentümer.

Das Skigebiet vor den Toren der Landeshauptstadt hat eine bewegte Geschichte hinter sich. 1970 wurde der erste Lift - ein Zweiersessellift - eröffnet. Er soll damals der längste Doppelsessellift in ganz Europa gewesen sein. Weitere Anlagen folgten, 1985 ging das Skigebiet an die Bergbahnen Saalbach-Hinterglemm. Die traten es 2011 an einen Investor ab. 2014 übernahm eine Salzburger Firma die Mehrheit an der Gesellschaft und holte einen chinesischen Geldgeber an Bord, der in der Folge 75 Prozent des angeschlagenen Betriebs übernahm. Nach mehreren schneearmen Wintern entschuldete sich das Unternehmen im Jänner 2017 erfolgreich über ein Sanierungsverfahren. Versprochenen Investitionen blieb der Mehrheitseigentümer aber genauso schuldig wie ausstehende Pachtzahlungen. Darum wurde im Herbst 2019 erneut ein Konkursverfahren eröffnet, aus dem schließlich Eibl und sein Geschäftspartner als neue Eigentümer hervorgingen.

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4  Kommentare
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nixnutz (4.560 Kommentare)
am 02.09.2022 21:41

Werden jetzt also zum wiederholten Mal +/-80 Prozent der eigenen Schulden auf die Gläubiger (auch kleine Handwerker, Dienstleister, sonstige Zulieferer) abgewälzt?

"Gratulation" zu diesem Geschäftskonzept - mehrmals in wenigen Jahren.

Echt zum Speiben.

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loewenfan (5.471 Kommentare)
am 02.09.2022 06:32

so ist es nunmal, wenn man in guten Zeiten nix zur Seite legt wie soll das in schlechten funktionieren, natürlich schade f d Region aber aufgrund von Wetter u anderen Umständen wenns gar nicht anders geht ist es sinnlos,
vielleicht hilft es anderen aber es haben ja alle zu kämpfen

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srwolf69 (917 Kommentare)
am 01.09.2022 21:41

Es ist fast immer so. Die viel reden und sich wichtig nehmen sind meistens nur Schaumschläger. Sie man auch bei den Politikern

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nixnutz (4.560 Kommentare)
am 01.09.2022 20:56

"entschuldete sich das Unternehmen im Jänner 2017 erfolgreich über ein Sanierungsverfahren"

Ein bisserl konkreter formuliert: Sanierungsquote ist mind. 20% in 2 Jahren. Somit wurden bis zu 80% auf die Gläubiger abgewälzt, zum Beispiel kleine Handswerksbetriebe etc.

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