Die 20-jährige amerikanische Gold-Hoffnung vergoss in ihrem Tennis-Achtelfinale in Roland Garros bittere Tränen
Coco Gauff war mit Trommelwirbel ausgezogen, um Olympia-Gold im Tennis-Einzel zu erobern. Die 20-jährige US-Amerikanerin trug die Hoffnung ihrer Nation, die sie – neben Basketball-Legende LeBron James – als Fahnenträgerin bei der Eröffnung auserwählt hatte. Entsprechend groß war die Last auf den Schultern der Weltranglistenzweiten, die in der Hitze von Roland Garros (35 Grad) tränenreich mit sich selbst und den Regelhütern haderte.
Eine umstrittene Entscheidung warf Gauff im Achtelfinale komplett aus der Bahn, sie unterlag der Kroatin Donna Vekic, die heuer beim Upper Austria Ladies in Linz die Runde der letzten vier erreicht hatte, 6:7 (7), 2:6.
Der Frust steckt tief. "Der Linienrichter hatte Out gerufen, bevor ich den Ball getroffen habe. Ich werde in diesem Spiel betrogen, ihr seid nicht fair zu mir", schimpfte Gauff in Richtung des spanischen Referees Jaume Campistol, der seinen Assistenten unverzüglich korrigiert und nach Gauffs Schlag ins Netz Vekic den Punkt zugesprochen hatte.
Auch später wollte sich die Unterlegene nicht beruhigen, die US-Open-Triumphatorin 2023 fühlt sich verfolgt. "Ich weiß nicht, was ich verbrochen habe. Es ist jetzt schon das dritte Mal in diesem Jahr, dass ich für etwas bestraft werde, was ich nicht zu verantworten habe. Warum passiert das immer mir?"
Gauff täte gut daran, den Schalter umzulegen und sich auf Tennis zu konzentrieren. Denn sie hat nach wie vor zwei Gold-Chancen – im Doppel mit Jessica Pegula und im Mixed mit Taylor Fritz.
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Das Kontrastprogramm liefert Angelique Kerber, die von Erfolg zu Erfolg fliegt, obwohl ein Ende in Sicht ist. Die 36-jährige Tennis-Mama hat Paris 2024 als ihre finale Karrierestation ausgemacht, das scheint sie überhaupt nicht zu hemmen. Im Gegenteil: Sie spielt so gut wie nie seit dem Comeback im Dezember nach der Geburt ihrer Tochter Liana.
Der 6:4, 6:3-Sieg über Leylah Fernandez (Can) hievte Kerber in das Viertelfinale, das Wort Medaille nimmt sie aber noch nicht in den Mund. Viel fehlt nicht mehr. "Ich kann mir gerade nicht erklären, was hier passiert. Paris und ich gehen anscheinend doch noch im Frieden auseinander", sagte Kerber, die eher auf Rasen und Hartplatz zu Hause ist.
Ein Eisbad gegen die Hitze
Der Sand auf dem Bois de Boulogne hat ihr in der Vergangenheit wenig Glück gebracht. Zwei Mal erreichte sie das Viertelfinale der French Open, im Gegenzug kam neun Mal in Runde eins das Aus.
Doch heuer ist alles anders. Konditionell ist Kerber trotz extremer Hitze und hoher Luftfeuchtigkeit tipptopp unterwegs. "Ich habe schon ein Eisbad genommen, trinke auch mehr als sonst. Aber es ist nichts, was mich irritiert. Ich denke nicht zu viel nach." Es funktioniert.
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