Quiet Constraint: Stille statt Kommunikation
Der Begriff "Quiet Quitting" wird in der Arbeitswelt schon länger genutzt, um Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu beschreiben, die nur mehr "Dienst nach Vorschrift" machen und darüber hinaus kein Engagement in ihre Arbeit einbringen. Doch seit Kurzem macht ein weiteres Phänomen die Runde, nämlich "Quiet Constraint". Dabei halten Mitarbeitende aktiv eigenes Wissen zurück, das Kolleginnen und Kollegen helfen könnte. Quiet Constraint wird sogar als eine große verborgene Bedrohung für Unternehmen am Arbeitsplatz eingestuft.
Unterschiede zwischen den Generationen ...
Eine Umfrage von Kahoot – einer amerikanischen Plattform für digitales Lernen – unter rund 1500 Amerikanerinnen und Amerikanern kam zu dem Ergebnis, dass jede/r zweite Arbeitnehmer/in (58 Prozent) bewusst Informationen zurückhält bzw. nicht aktiv weiter kommuniziert, obwohl diese für die Kollegschaft arbeitsrelevant und hilfreich sein könnten.
Vergleicht man die Ergebnisse der Erhebung nach Generationen, so sticht eines besonders ins Auge: Vor allem Befragte der "Gen Z" hielten Informationen und Wissen zurück. Mit 77 Prozent nutzten drei Viertel der Probanden Quiet Constraint ganz bewusst im Arbeitsumfeld, was im Hinblick auf die Forderungen der jungen Generationen nach mehr Transparenz doch verwundern mag. Bei den "Babyboomern" lag der Wert mit 50 Prozent deutlich darunter.
... und zwischen den Geschlechtern
Auch zwischen Männern und Frauen gibt es beim Quiet Constraint offenbar Unterschiede. Frauen helfen sich laut Befragung noch eher als Männer. Von denen sagten 63 Prozent, dass sie bei der Arbeit Informationen zurückhalten – sechs Prozent mehr als bei den Frauen.
Wo liegen die Ursachen?
Nicht immer sind die Gründe für Quiet Constraint egoistisch. In manchen Fällen fühlen sich Arbeitnehmer oder Arbeitnehmerinnen ganz einfach nicht (mehr) wohl in der Arbeitsumgebung oder es fehlen entsprechende Kanäle, über welche Mitarbeitende ihr Wissen teilen können.
Als Hauptgründe für Quiet Constraint nannten die Teilnehmenden der Kahoot-Studie beispielsweise, nie aktiv gefragt worden zu sein oder keinen geeigneten Kanal für den Informationsaustausch gesehen zu haben. Für Führungskräfte und Verantwortliche würde dies bedeuten, dass mehr Möglichkeiten für einen internen Wissenstransfer geschaffen werden müssen.
Engagement als Faktor für Quiet Constraint?
Die Ergebnisse der Kahoot-Umfrage machen außerdem deutlich, dass sich die Befragten der Generation Z am Arbeitsplatz weniger engagieren als andere. 29 Prozent gaben beispielsweise an, sich bei virtuellen Meetings auszuklinken, weil sie sich von den Kolleginnen und Kollegen völlig abgekoppelt fühlen. Dies kann Quiet Constraint zusätzlich befeuern.
Was kann helfen?
Auf die Frage, was den Studienteilnehmerinnen und -teilnehmern helfen würde, sich zu engagieren, lauteten die drei häufigsten Antworten: freundschaftlicher Wettbewerb (59 Prozent), ein Brainstorming mit Kolleginnen und Kollegen (51 Prozent), mehr reichhaltige und interaktive Medien (38 Prozent).
Um Quiet Constraint zu verhindern und einen guten Wissensaustausch zu gewährleisten, gibt es also verschiedene Möglichkeiten: Kanäle, über die das Wissen ausgetauscht werden kann (Meetings, Schulungen), sollten an eine virtuelle Arbeitsumgebung angepasst werden. Es muss außerdem eine positive Arbeitskultur geschaffen werden, die den Wissens- austausch fördert. Hierfür müssen entsprechende Angebote gestaltet werden. Führungskräfte sollten dafür sorgen, dass sich jede Person im Team sicher und wohlfühlt, wenn er oder sie Wissen und Ideen mit anderen teilt.