Linz Textil sperrt Werk in Landeck zu
LINZ/LANDECK. Die börsennotierte Linz Textil sperrt ihre Baumwollspinnerei in Landeck dauerhaft zu. Für die 70 Mitarbeiter soll es einen Sozialplan geben.
Die Entscheidung über das Ende fiel im 120. Jahr des Bestehens: Gestern beschloss der Aufsichtsrat der Linz Textil, mit Ende März 2023 die Baumwollspinnerei in Landeck in Tirol zuzusperren. Zu den aktuellen Energiekosten kann die letzte industrielle Spinnerei in Österreich nicht mehr wirtschaftlich geführt werden.
Die Energiekosten in Landeck würden ab April – bis dahin ist der Strompreis abgesichert – den halben Umsatz betragen. Der Preisabstand zu den Konkurrenzprodukten aus Indien, China und Pakistan werde unüberwindbar, so Vorstandssprecher Friedrich Schopf.
Es gehe ein Stück österreichische Industriegeschichte verloren, so Schopf. Seit 1994 gehört das Unternehmen zu Linz Textil. Bei der Spinnerei handelt es sich um einen modernen, hochspezialisierten Betrieb. Allerdings würden derart feine Garne – für seidig glänzenden Baumwolldamast – hergestellt, dass die Energiekosten auf die verbliebenen 1800 Tonnen Produktionsmenge nicht mehr wirtschaftlich umzulegen seien.
Einige Textilkunden aus Vorarlberg hätten bereits angekündigt, Mitarbeiter übernehmen zu wollen, so Schopf. Es soll einen Sozialplan geben. 20 der gut 70 Mitarbeiter sind schon länger als 20 Jahre im Unternehmen.
Die Anlagen werden verkauft, die Immobilie wird vermietet. Schopf geht davon aus, dass das für die Ertragsseite der Linz Textil kaum Verschlechterungen bringen werde. „Es ist ein Trauerspiel, dass mit der viel risikoloseren Vermietung fast so viel zu verdienen ist wie mit einer Produktion.“
An den beiden anderen Fertigungsstandorten Linz und Klanjec (Kroatien) ist die Lage nicht existenzbedrohend. Die Weberei in Linz sei weniger energieintensiv, hier würden gerade neue Webstühle aufgestellt. Auch in Kroatien werde investiert. Dort würden die deutlich günstigeren Personalkosten die Konkurrenzfähigkeit sicherstellen, so Schopf.
Mehrheitlich gehört die Linz Textil der Familie des früheren Langzeit-Vorstandsvorsitzenden Dionys Lehner. Im Vorjahr konnte die Linz Textil noch über steigende Umsätze und Ertragszahlen berichten. Auch eine Sonderdividende wurde ausbezahlt.
Im ersten Halbjahr 2022 lagen die Umsätze mit knapp 50 Millionen Euro um 7,7 Prozent über dem Vorjahr. Das Ergebnis vor Steuern lag mit 2,37 Millionen aber ein Viertel unter dem Vergleichswert. Die Stromkosten seien demnach um 140 Prozent über denen von 2021. 72 Prozent hoch ist nach wie vor die Eigenkapitalquote. Die Stromangebote für Landeck hätten die ganze Gruppe gegenüber dem aktuellen Ertragsniveau tief in die roten Zahlen gezogen. (sib)