Die Greenwashing-Falle
Große Unternehmen, Banken, Versicherungen müssen „Nachhaltigkeitsberichte“ vorlegen. Wo statt ehrlichem Bemühen Greenwashing betrieben wird, sind Vorstände und Aufsichtsräte extrem angreifbar.
Es klingt so harmlos: das NaDiVeG oder Nachhaltigkeits- und Diversitätsverbesserungsgesetz gießt die EU-Richtlinie 2014/95/EU in nationales Recht und ist mit § 243b im Unternehmensgesetz verankert, gleich nach Lagebericht und Konzernabschluss. An die Bewertung in Zahlen sind die Systeme gewöhnt: Große Wirtschaftsprüfungsunternehmen und die Controlling-Abteilungen erledigen den Job, und wenn die Bilanz mit einem Testat versehen ist, sind Vorstand und Aufsichtsräte auch entlastet.
Nicht so bei den neuen Nachhaltigkeitsberichten: "Ein paar Phrasen genügen da nicht, es muss die Nachhaltigkeit belegt und bis in die Zulieferkette hinein überprüft worden sein", warnt Josef Baumüller vom Controller Institut Wien, der sich für die Fachpublikation "Aufsichtsrat Aktuell" intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt hat. Für die "verbale Berichterstattung" seien derzeit ganze Abteilungen im Entstehen, aber in den Berichten über das Geschäftsjahr 2017 habe man eklatante Mängel gesehen: "Wenn da ein kritischer Kleinaktionär in der Hauptversammlung aufsteht und Fragen dazu stellt, kann das extrem unangenehm werden", so Baumüller. Auch Öko-Organisationen könnten sich mit einigen Aktien in Unternehmen einkaufen und dann die Nachhaltigkeitsberichterstattung für ihre Zwecke nutzen, um Druck auszuüben.
Es sei eine Frage von "naming and shaming": Ökologische und soziale Mängel zu benennen, baue Druck auf, sie zu beheben. "Für Vorstand und Aufsichtsrat kann das bis zu strafrechtlichen Konsequenzen gehen, wenn Berichte nicht stimmen", so Baumüller weiter: Wenn ein Lieferant in Fernost seinen Sondermüll in den nächsten Fluss kippe, statt ihn ordnungsgemäß zu entsorgen, falle das jetzt auf einen heimischen Konzern zurück. Um sich den Haftungsfragen zu entziehen, würden sich die Führungsetagen ihre Nachhaltigkeitsberichte von Wirtschaftsprüfern testieren lassen. "Wenn der Bericht unvollständig ist, hilft das vor Gericht überhaupt nicht", warnt Baumüller: So ein Testat sei ein "grünes Feigenblatt". Derzeit würden maximal 25 Prozent der Unternehmen ihre Verpflichtung ernst nehmen, der Rest sei "zwischen Unwillen und Unvermögen".
Als Zulieferer der "Großen" sind auch Mittelständler vom Thema betroffen: "Die Einkäufer werden Bestätigungen verlangen, dass nachhaltig gearbeitet wird – damit sie im eigenen Nachhaltigkeitsbericht kein Problem kriegen", sagt Baumüller: Viele Berichte seien "oberflächlich, lückenhaft, und heikle Fragen hat man ausgespart".
Beliebt macht sich Baumüller mit seiner Kritik übrigens nicht: Er wurde mit dem Hinweis kontaktiert, er möge doch "an seine Karriere denken" und schweigen. Will er aber nicht: Dazu sei das Thema zu wichtig und biete bei ehrlichem Umgang auch enorme Chancen für eine ökologische und soziale Verbesserung.
Viel Lärm um nichts. Bei allen großen Unternehmen ist Nachhaltigkeit nichts weiter als ein Feigenblatt. Und was ist bisher schon passiert? Gibt es Beispiele, dass ein großes Unternehmen durch Aktionismus von Kleinaktionären und Öko-Organisationen tatsächlich in die Knie gegangen ist? Zur Not wird halt ein Bereichsleiter geopfert und ein schöner neuer Imagefilm gedreht. Und die Öko-Organisationen lassen sich alle kaufen. Sie können ihren teuren Aktionismus nämlich nur dank reichlich Sponsoring betreiben.
Nachhaltigkeit?
Wie damit umgegangen wird, das zeigt sehr gut das Beispiel Greenpeace.
Greenpeace kämpft gegen die Zerlegung von Schiffen unter widrigen Bedingungen an den Stränden von Bangladesch.
Wo wurde die Rainbow Warrier II abgewarakt:
Richtig geraten - in Bangladesh.
Soviel als zu Anspruch und Wirklichkeit. Bei Greenpeace.