Rezession im Euroraum für die EZB unwahrscheinlich, Zinssenkung möglich
FRANKFURT. Nächste Woche, am 17. Oktober treffen sich die Notenbanker der Eurozone zur Zinssitzung
Die Europäische Zentralbank (EZB) hält trotz der Konjunkturschwäche in Deutschland eine Rezession im Euroraum für unwahrscheinlich. Das geht aus den am Donnerstag veröffentlichten Protokollen der Zinssitzung vom September hervor.
Demnach wollen die Währungshüter schrittweise die Zügel lockern, sofern es die Datenlage zulässt. Zuletzt verdichteten sich, wie berichtet, die Signale, dass die EZB den Leitzins bereits nächste Woche bei ihrer Sitzung erneut senken könnte. Auch der deutsche Bundesbank-Chef Joachim Nagel kann sich eine Lockerung vorstellen. Robert Holzmann, Chef der Oesterreichischen Nationalbank, hatte diese Woche vor voreiligen weiteren Zinssenkungen gewarnt: "Die Inflation ist auf dem richtigen Weg. Aber sie ist nicht besiegt."
Die Teuerung im Euroraum lag im September bei 1,8 Prozent und damit erstmals seit Mitte 2021 unter der Zielmarke von zwei Prozent. Diese betrachtet die EZB mittelfristig als ideal für die Konjunktur im Euroraum.
Sorgenkind Deutschland
Die Währungshüter gehen zwar davon aus, dass es gegen Jahresende zu einem vorübergehenden Aufflackern der Inflation kommt. Doch sollte das Ziel der Notenbank einer Teuerungsrate von zwei Prozent in der zweiten Jahreshälfte 2025 erreicht werden. Mit Blick auf die Konjunktur sehen die Währungshüter die unterschiedlichen Entwicklungen in den einzelnen Mitgliedstaaten der Eurozone als Herausforderung: Einige Länder litten stärker als andere unter der Verlangsamung der Industriekonjunktur. "Insbesondere das schwache Wachstum in der größten Volkswirtschaft des Euroraums bremste das Wachstum im Euroraum", heißt es in den Protokollen mit Blick auf Deutschland: Die deutsche Regierung rechnet mittlerweile für 2024 mit dem zweiten Rezessionsjahr in Folge.
Während ein Teil der Schwäche wahrscheinlich zyklischer Natur sei, stehe die deutsche Wirtschaft vor erheblichen strukturellen Herausforderungen: "Im Gegensatz dazu verzeichneten viele andere Länder des Euro-Währungsgebiets ein robustes Wachstum, einschließlich starker Beiträge der Inlandsnachfrage."