Sie schufen ein Lebenswerk mit Neugier und dem Talent für Zahlen
AUROLZMÜNSTER. Alois Scheuch hat das technische Talent und die Neugier, seine Frau Anna Elisabeth das betriebswirtschaftliche Gespür: Deshalb konnte aus einer Spenglerei ein Lüftungsspezialist von Weltrang werden.
Die drei Kinder, die Schwiegerkinder und die fünf Enkerl haben das Ehepaar Alois und Anna Elisabeth Scheuch gestern zur feierlichen Verleihung des Pegasus für das unternehmerische Lebenswerk begleitet. "Das ist schon eine große Ehre", sagt der bescheidene Preisträger. Der gelernte Spengler übernimmt 1963 eine Werkstatt mit sechs Mitarbeitern von seinem Vater. Als er 1998 in Pension geht, hat der Lüftungsspezialist Scheuch 600 Mitarbeiter. Heute – nach der von Sohn Stefan forcierten Internationalisierung – sind es 1500 Beschäftigte.
Scheuchs Vater hatte sich in der Zwischenkriegszeit mit einer Spenglerei und Kupferschmiede selbständig gemacht. "Wir wurden viel in Naturalien bezahlt, das war damals was wert", erinnert sich Alois Scheuch. Für den Buben ist schon nach der Volksschule klar, dass er in den Betrieb einsteigen wird. "Das Gymnasium wäre nicht das Richtige für mich gewesen."
Die Lehrzeit im väterlichen Betrieb entfacht aber nicht so recht Alois’ Herz für die Firma. "Ich hab oft auf die Uhr geschaut, wann Arbeitsschluss ist."
Nach dem Lehrabschluss drängt es den Naturfreund in die Berge – er verdingt sich bei Spenglereien in Vorarlberg und in Innsbruck, wo er seine sportlichen Talente auch auslebt. Bis in die erweiterte Olympia-Auswahl für Rom 1960 schafft es der Geräteturner. 1957 kehrte er ins Innviertel heim, macht die Meisterprüfung und steigt in den Familienbetrieb ein. Offen spricht Scheuch über seinen schwierigen Start: "Es hat keine rechte Freude gemacht. Der Wettbewerb war hart, wir haben einiges probiert, selbst Autospenglerei."
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Galerie ansehenKrankenhaus brachte Wende
Die Wende bringt 1961 ein Auftrag für das neu errichtete Krankenhaus Ried, als die kleine Spenglerei Lüftungsrohre liefern soll. "Das hat mich interessiert. Ich wollte nicht nur die Rohre bauen, sondern auch die Technik dazu."
Scheuch liest, eignet sich viel Wissen an. Aber es fehlte die mechanische Fertigung. "Wir konnten ja nicht einmal stärkere Bleche schweißen, von einem Ventilator ganz zu schweigen." Dieses Herzstück einer Lüftungsanlage fertigte anfangs der Nachbarbetrieb in Ried, die von den Brüdern Fritz Walter und Johann Wintersteiger geführte Schlosserei.
Damit war es möglich, Gesamtanlagen anzubieten. Bald wurden erste Dreh- und Wuchtmaschinen angeschafft, Schlosser eingestellt. Die Kompetenz stieg. Dazu kamen strengere behördliche Vorgaben, was Staub und Abluft betraf.
Viele heute bekannte Firmen brauchen Anlagen, Fischer Ski, Berghammer (heute Team 7) Schrattenecker (Tilo), Wiesner-Hager werden Kunden. Scheuch entwickelt die Technik weiter. Transportiert werden die Rohre teils mit Traktoren der Angestellten. "Ohne den großen Zusammenhalt wäre es nicht gegangen. Viele haben 40 Jahre und länger bei uns gearbeitet", erzählt der Chef.
"Wir hatten viel Arbeit, aber wenig Geld in der Kasse", schildert Alois Scheuch. Hier kommt Anna Elisabeth ins Spiel. Die HAK-Absolventin und der 15 Jahre ältere Juniorchef lernen einander beim Sport kennen. 20 Jahre jung, übernimmt sie die Finanzen und schaut darauf, dass Geld hereinkommt. "Sie hat uns beigebracht, dass wir nicht nur arbeiten sollen, sondern auch Rechnungen geschrieben werden", sagt ihr Mann.
Sie hat die Finanzen in der Hand
Anna Elisabeth, die in der zweiten Reihe bleibt, drängt später – als Kunden große Aufträge mit Bankgarantien absichern – darauf, dass Projekte und Reklamationen abgeschlossen werden: "Einmal hab ich zehn Jahre auf eine Bankgarantie gewartet." Die drei Kinder, die 1970, 1971 und 1973 auf die Welt kommen, bedeuten, dass sie im Betrieb kürzer treten muss. "Dabei war ich immer lieber im Betrieb als daheim."
Ein Turnkollege verschafft Scheuch einen ersten Auftrag in Bayern. Die erste Auslandstochter ist eine Briefkastenfirma in Passau. "Die Kundschaften wollten sich nicht mit Zollformalitäten auseinandersetzen. Das haben wir übernommen", erzählt die Finanzchefin. Die Anforderungen – vor allem der Spanplatten- und Zementindustrie – wachsen. Es folgen neue Entwicklungen wie der Elektrofilter.
Ende der 1980er Jahre entscheidet sich das Paar für einen Neubau in Aurolzmünster, mit eigenem Bahnanschluss. Ab 1990 begleitet Scheuch seine Kunden bei Investitionen im Osten Europas. Der gute Ruf ist den Scheuchs immer wichtig, ein Kunde habe einmal gesagt: "Fehler passieren, entscheidend ist, wie schnell man Fehler behebt." Dieses Motto habe er seinen Leuten immer mitgegeben.
1998 geht Alois Scheuch in Pension. "Loszulassen ist mir nicht schwer gefallen", resümiert er. Ein familienfremder Manager übernimmt, Sohn Stefan steigt erst 2008 in die Unternehmensführung ein. Anna Elisabeth Scheuch geht 2006 in Pension, aktiv bleiben beide. Mit ihren erwachsenen Kindern machen sie Aktivurlaube. Von der Patagonien-Reise schwärmt Frau Scheuch noch heute. Andere Ziele sind Nepal und Peru. Mit ihrer Familienstiftung werden Gründungen im Inland und in Entwicklungsländern gefördert. Das Unternehmen selbst wird auch mit einer Stiftung als Eigentümerin abgesichert.
Alois Scheuch ist körperlich topfit, der 88-Jährige geht noch immer Hallenklettern. Geistig fordert ihn sein PRFD-Engineering-Büro: Täglich arbeitet er dafür zwei Stunden am Computer.
gutes Handwerk hat eben doch goldenen Boden👍👍👍
Echt beeindruckend 🥳💪💪💪
Gratulation!
Schön dass es auch noch solche Betriebe in OÖ (wie z.Bsp. Fronius, Team7, und eben auch Scheuch) gibt, wo die Betreiber-Familie das Zepter in der Hand hat, und die oberste Prämisse nicht die Befriedigung von Aktionären um jeden Preis ist. Gratulation zu dieser Leistung 👍👍 und dem Lebenswerk.
Kompliment!