Das größte Familienunternehmen - allerhöchste Geheimstufe
Mit 20.000 Beschäftigten ist XXXLutz das größte Familienunternehmen Oberösterreichs. Dahinter stecken viele Unbekannte.
Was, das ist ein Familienunternehmen!? Mit Erstaunen reagieren viele Oberösterreicher, wenn man erzählt, das größte Möbelhaus Österreichs, das drittgrößte Europas, sei im Besitz einer einzigen Familie. Sie heiße außerdem nicht Lutz, sondern die meisten ihrer Mitglieder tragen den unspektakulären Namen Seifert.
Der Grund für das Unwissen ist, dass die Konzernherren, Andreas und Richard Seifert, seit Anbeginn nichts von öffentlichen Auftritten gehalten haben und seit 15 Jahren jede Publizität vermeiden, ja untersagen. Als Grund ist immer wieder zu hören, die Familie wolle sich mit dieser Geheimnistuerei schützen.
Generationswechsel eingeleitet
Heuer haben die Eigentümer jedenfalls einen Generationswechsel eingeleitet. Die Kommanditgesellschaft, die den Privatstiftungen von Andreas und Richard Seifert gehört, hat eine neue Führung: Andreas Seifert (62) hat nun Michael Seifert (34), den Sohn von Richard, an seiner Seite; Dritter im Bunde ist Walter Kaltenecker (61) aus Haag am Hausruck. Ein Unternehmen mit mehr als 20.000 Mitarbeitern und rund 200 Möbelhäusern in halb Europa braucht natürlich eine vergleichsweise große Schar an Managern. Auch ihre Namen werden außerhalb der Firma geheim gehalten.
Die höchste Geheimhaltungsstufe gilt nur für eine Person nicht: den in der Gruppenhierarchie keineswegs ganz oben angesiedelten Firmensprecher und Marketingleiter in Österreich, Thomas Saliger. Umso lauter ist dafür der Werbeauftritt der Gruppe. Den Slogan "Möbel Lutz – kein Verdrutz" hat längst die omnipräsente TV-Familie Putz abgelöst.
Seit 2003 Marktführer
Die Firma Lutz ist 1945 in Haag aus der Produktion von volkstümlichen Einrichtungsgegenständen entstanden. Andreas und Richard Seifert starteten 1973 von Wels aus die massive Expansion im Möbelhandel. Ab 1992 erhöhte der heutige Finanzminister, Hans Jörg Schelling, als Mitgeschäftsführer das Tempo. 2003 erreichte er das wichtigste Unternehmensziel, nämlich die St. Pöltner Leiner-Kika-Gruppe als österreichischen Marktführer abzulösen. Als er sich 2005 verabschiedete, hatten die Welser mit der starken Expansion nach Deutschland das zweitgrößte Möbelhaus Europas geformt. Sie machen allerdings nur etwa 15 Prozent des Umsatzes des schwedischen Ikea-Konzerns. Der ist allerdings weltweit aktiv, während die Oberösterreicher bislang nur die Nachbarmärkte ins Auge gefasst haben – mit einer Ausnahme, einem Möbelhaus in der Höhle des Löwen, im Ikea-Reich Schweden.
Die bessere Strategie
In Österreich haben sie den Markt jedoch im Griff, mit einem Umsatz von 1,25 Milliarden Euro. Der jahrelange Erzrivale aus St. Pölten ist mit knapp 950 Millionen Euro weit zurück. Handelsexperten sagen, Erfolgsprinzip dürfte gewesen sein, dass die Welser eine klare Strategie gefahren seien mit XXXLutz und getrennt davon den Diskontschienen Mömax und Möbelix. Kika-Leiner hat dagegen sein Vertriebskonzept vermischt und ist erst jetzt wieder auf eine Doppelstrategie umgestiegen: Kika mit Diskont, während Leiner als Qualitätsmarke präsentiert werden soll.
1000 Wohnungen in Ebelsberg
In jüngster Zeit haben die Seiferts Schlagzeilen außerhalb ihres Unternehmens gemacht, als Privatinvestoren. Richard hat mit seiner WSF-Stiftung um 41 Millionen Euro die Kaserne Ebelsberg gekauft und will dort 1000 Wohnungen bauen. Andreas ist im Ausland im Möbelhandel involviert und hat sich dabei Ärger mit dem Kontrahenten Steinhoff eingehandelt. Es wurde sogar spekuliert, er sei nun über Steinhoff an dessen Tochter Kika-Leiner beteiligt, also am größten Konkurrenten auf dem Heimmarkt.
Noch unerfreulicher sind Medienberichte, wonach die XXXLutz-Eigentümer ihre Steuerleistung in Österreich reduzieren, indem sie eine Firma in Malta nutzen. Als Arbeitgeber für mehr als 8000 Menschen und als Abnehmer für die heimische Möbelindustrie ist das Unternehmen ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor. XXXLutz zählt mittlerweile zu den wertvollsten österreichischen Marken, auf Platz zehn einer Liste, die von Red Bull und Swarovski angeführt wird.
Das Unternehmen
- Die XXXLutz-Gruppe hat ihre Wurzeln in einer kleinen Tischlerei für volkstümliche Möbel in Haag am Hausruck (Bezirk Grieskirchen). Der Konzernsitz ist in einem unscheinbaren Bürotrakt in Wels.
- Eigentümer der Gruppe sind Familienstiftungen der Familie Seifert. Konzernchefs sind Andreas und Richard Seifert, den heuer Sohn Michael abgelöst hat.
- 20.800 Mitarbeiter zählt die XXXLutz-Gruppe international; der Umsatz betrug im vergangenen Geschäftsjahr 3,9 Milliarden Euro. Das war ein Plus von 13 Prozent. Damit sind die Oberösterreicher in der EU Nummer drei, hinter Ikea (29 Milliarden Euro) und Steinhoff (9,8).
Rund 200 Möbelhäuser werden in Europa betrieben, als XXXLutz, Möbelix oder Mömax (beides sind Diskontschienen). Besonders stark ist die Expansion in Deutschland und einigen Ostländern.