Zinsanstieg treibt Gewinne der Privatkundenbanken
WIEN. Studie: In Österreich liegt der Gewinn pro Kunde im Durchschnitt bei 292 Euro – das Filialnetz wird dünner.
Die Privatkundenbanken in Österreich und in Europa setzen ihren Aufwärtstrend nach der Corona-Pandemie fort. Sie profitieren von steigenden Zinsen, Effekten aus Transformationsprozessen und Digitalisierungsprojekten. Das geht aus dem "Retail Banking Monitor 2023" von Strategy& hervor, der Strategieberatung des Wirtschaftsprüfers PwC. Den OÖN liegt der Bericht vor.
Einlagen- und Kreditvolumen der europäischen Privatkundenbanken wuchsen im Vergleich zum Vorjahr um durchschnittlich vier Prozent, der Umsatz legte um acht Prozent zu. Beim Betriebsgewinn gab es ein deutliches Plus von 18 Prozent. Auch im globalen Vergleich schneiden Europas Geldhäuser laut der Studie gut ab. Bei US-Banken wuchs der durchschnittliche Ertrag um sechs Prozent, bei australischen Banken gab es ein Minus von sieben Prozent.
Ertragstreiber in Europa seien höhere Gebühren, Provisionen sowie Zinserhöhungen. Vier von fünf Privatkundenbanken konnten ihre Gewinne in den vergangenen sechs Jahren durch die Umgestaltung ihres Geschäfts- und Betriebsmodells steigern.
Schweiz und Belgien liegen voran
Auch die Gewinne pro Kunde stiegen – in Österreich von 229 Euro im Vorjahr auf 292 Euro. Europaweit führend ist die Schweiz (426), dahinter folgen Belgien (361) und Nordeuropa (Dänemark, Finnland, Norwegen, Schweden – je 322).
"Die Rahmenbedingungen für die europäischen Privatkundenbanken sind so günstig wie lange nicht mehr. Die Institute sollten das aktuelle Zeitfenster der Zinserholung für die erforderliche Transformation im Vertrieb nutzen", sagt Hendrik Bremer, Partner bei Strategy& Österreich. Dies bedeute beispielsweise, über alle Kanäle mit Kunden zu interagieren und Produkte verständlicher, einfacher und zugänglicher zu machen.
Die Entwicklung dürfe aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Banken auch den Kostendruck spürten. Im europäischen Durchschnitt sperrten Privatkundenbanken seit 2021 etwa 15 Prozent ihrer Filialen zu, in Österreich waren es laut der Studie zehn Prozent.