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Das Weihnachtswunder von Weyer: "Unser Leben hat sich völlig gedreht"

Von René Laglstorfer, 14. November 2020, 00:04 Uhr
Das Weihnachtswunder von Weyer: "Unser Leben hat sich völlig gedreht"
„Mama, ich habe dich lieb“, sagt die an einem seltenen Gendefekt leidende Steffi zu ihrer Mutter Renate. Bild: Josef Moser

WEYER. Renate Großsteiner wünschte sich vom OÖN-Christkindl Warmwasser und Therapien für Tochter Steffi. Eine Welle der Hilfsbereitschaft folgte, fast täglich lag ein Packerl vor der Tür.

Es war ein kalter, nebliger Morgen im Ennstal und der Beginn des Advents. Renate Großsteiner aus Weyer öffnete die Haustüre, um ihre 13-jährige Tochter Steffi – sie leidet an einem seltenen Gendefekt – wie jeden Tag in die Schule zu begleiten. Doch etwas war anders. In der Tür steckte ein weißes Kuvert, gefüllt mit Geldscheinen.

Am nächsten Tag entdeckte sie auf dem Tischchen vor ihrer Haustür ein Packerl mit Essen, Süßigkeiten und Malsachen für ihre Kleine. Ähnlich einem Adventkalender lag von nun an bis Weihnachten fast täglich eine neue Überraschung vor der Tür. "So ein Weihnachtswunder hab’ ich noch nie erlebt, das war mir schon richtig unheimlich – 15 oder 16 Packerl und Kuverts", sagt Renate gerührt. Manchmal waren bei den wundersamen Gaben die Namen der Wohltäter dabei. Oft stand aber auch einfach nur: "Schöne Grüße vom Christkind".

Als die kleine Familie am Heiligen Abend von einer Bescherung bei einer ebenfalls alleinstehenden Freundin nach Hause kam, läutete ein Mann. Er überreichte ein Kuvert, um Steffi eine Freude zu bereiten. "Wir haben wirklich schöne Weihnachten gehabt. Dank der vielen Hilfe hat Steffi endlich ihre Therapien machen können. Ihr und mir geht es jetzt viel besser. Unser Leben hat sich völlig gedreht", sagt Renate. Es ist ihr ein Anliegen, sich bei allen Wohltätern herzlich zu bedanken.

"Nicht übers Herz gebracht"

Ausgelöst haben das kleine Weihnachtswunder von Weyer zwei Wünsche von Renate an das OÖN-Christkindl: Warmes Wasser, weil der Boiler schon länger defekt war, aber das Geld für die Reparatur nicht reichte. Und Therapien für Steffi, die sich die Alleinerzieherin nicht leisten konnte. Kurz vor dem ersten Adventwochenende 2019 hatten die OÖN über das Schicksal der Familie berichtet, das viele berührte.

Als Renate mit Steffi schwanger wurde, hatten sie und ihr Mann das Kinderkriegen schon aufgegeben gehabt. Die Vorfreude war groß, die Vorhersage nach der Fruchtwasseruntersuchung ernüchternd: Steffi würde schwer behindert mit einer seltenen Chromosomenkrankheit, einem Wasserkopf und einem entstellten Gesicht zur Welt kommen, nur drei Tage leben, und falls sie es doch schafft, nie gehen oder sprechen können. Mehrere Mediziner rieten ihr, ihr Kind abzutreiben. "Aber das hätte ich nicht übers Herz gebracht. Ich habe gespürt, dass es nicht so schlimm werden würde, wie alle sagen", sagt die Weyrerin.

Das Weihnachtswunder von Weyer: "Unser Leben hat sich völlig gedreht"
Die kleine Steffi Bild: Josef Moser

Die Familie verlor ihr Zuhause

Ihr Mutterinstinkt sollte zumindest zum Teil recht behalten. Zwar bestätigte sich bei Steffi der Gendefekt 18p, der nur bei einem von 50.000 Säuglingen auftritt. Doch der vorhergesagte Wasserkopf und viele weitere Leiden, die bei der Chromosomenkrankheit häufig sind, blieben ihr erspart. "Und Steffis Gesicht war nicht entstellt, sondern total lieb", sagt Renate.

Allerdings ist ihre Tochter geistig beeinträchtigt und leidet bis heute an schweren epileptischen und Migräneanfällen. Nach den ersten zweieinhalb Jahren, die die Familie "fast nur im Spital" verbrachte, lernte Steffi zu laufen und entwickelte sich - dank der Förderung durch ihre Eltern und in der Schule - gut. Doch nach zwei Firmenpleiten verlor die Familie ihr Zuhause. Das Ehepaar schlitterte in den Privatkonkurs und die Beziehung scheiterte.

20 Installateure boten Hilfe an

Seither kümmert sich die zweifache Mutter alleine um Steffi. Obwohl die 13-Jährige noch rund um die Uhr Betreuung und Pflege benötigt, erhielt sie nur Pflegestufe 2 zuerkannt. Ihre Versuche, eine Arbeit aufzunehmen, scheiterten am hohen Betreuungsbedarf. In ihrer finanziellen Notlage wandte sichRenate an das OÖN-Christkindl.

Zahlreiche Leser halfen mit ihrer Spende dem Christkindl beim Helfen. Rund 20 Installateure boten der Familie eine Reparatur oder gleich einen neuen Boiler an. Die Firma HKW aus dem Nachbarort Gaflenz war am schnellsten und montierte kostenlos einen neuen Warmwasser-Boiler. "Ich habe mich so gefreut und es hat mir leid getan, so vielen absagen zu müssen. Danke an alle", sagt die Weyrerin.

Inzwischen hat Steffi Pflegestufe 4 zugesprochen bekommen, was Renates Alltag erleichtert. Ihre erwachsene Tochter Christina konnte heuer den Krebs besiegen. Und kurz nach dem Besuch des OÖN-Christkindls in Weyer ist "eine alte Liebe zu einem Mann neu entflammt", wie Renate sagt. "Manchmal geht es einem ganz schlecht und man ist ganz unten. Und dann gibt es plötzlich Hilfe und alles wird gut."

Helfen sie beim helfen

Für viele Oberösterreicher ist Weihnachten kein Fest der Freude – wenn plötzliche Todesfälle, schlimme Diagnosen und dazu noch finanzielle Nöte das Leben belasten. Diesen Menschen reicht das OÖN-Christkindl die Hand und hilft ihnen, wieder auf die Beine zu kommen. Wenn auch Sie die größte Spendenaktion des Landes unterstützen möchten, dann spenden Sie bitte an das Christkindl-Konto AT94 2032 0000 0011 1790

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Autor
René Laglstorfer
Redakteur Land und Leute
René Laglstorfer

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3  Kommentare
3  Kommentare
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2good4U (19.906 Kommentare)
am 14.11.2020 14:51

Ich finde es toll dass so großzügig geholfen wird, wenngleich es wünschenswert wäre dass das unser Sozialsystem auch ohne freiwillige Spender stemmen würde.

Manchmal habe ich das Gefühl umso mehr freiwillige Helfer es gibt, desto mehr zieht sich der Staat aus der Verantwortung (siehe Rotes Kreuz, Freiwillige Feuerwehr, Flüchtlingshilfe, etc.).

Im übrigen halte ich es für nur bedingt sinnvoll in der Zeitung zu erwähnen dass da Kuverts mit Geldscheinen von außen an die Türe gesteckt werden!

Um das ganze positiv abzuschließen: Alles gute für die Zukunft.

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NeujahrsUNgluecksschweinchen (29.994 Kommentare)
am 14.11.2020 11:00

Ich freue mich für Familie Großsteiner, finde es aber traurig und beschämend, dass es eines Christkindls bedarf, um eigentlich eine Bagatelle, wie einen Elektroboiler repariert zu bekommen.

Da sollte es andere Strukturen geben, die derartige Notfälle unbürokratisch beseitigen können. Ich hoffe, auch die anderen 19 Boiler-Helfer konnten wo anders helfen!

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( Kommentare)
am 14.11.2020 12:06

Der Boiler wurde nicht repariert,
sondern es wurde von einem Spender ein neuer beschafft.

Bei den Kosten von 800 € hat die Fa. HKW aus Gaflenz
bei der Beschaffung u. Installation hat die Fa. HKW aus Gaflenz
dankenswerter Weise einen namhaften Betrag geleistet.

Danke !

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