"Wenn du nicht mehr kannst, darfst du gehen"
STEYR/BURGKIRCHEN. Lea (10) ist mehrfach schwer beeinträchtigt - ihre Familie erhielt über das Christkindl einen behindertengerechten Pkw.
Es ist ein Ritual. Jeden Abend, wenn Tanja Hahn ihre Tochter Lea Sophie ins Bett bringt, verabschiedet sie sich von ihr - denn es könnte das letzte Mal sein, dass sie ihr Kind lebendig sieht. "Ich gebe ihr einen Kuss auf die Wange und sage ihr, dass ich mich freu, wenn wir uns morgen wiedersehen", erzählt die Steyrerin.
Ihr Kind erkrankte bereits in den ersten Lebenswochen an einer lebensgefährlichen Hirnhautentzündung. Streptokokken-Bakterien verteilten sich über das Blut im ganzen Körper und zerfraßen Leas Gehirn, obwohl ihre Mutter alle Tests machen ließ. Die Ärzte erklärten Tanjas Baby für hirntot und gaben ihr noch höchstens vier Wochen zu leben.
Heute ist Lea zehn Jahre alt, 110 Zentimeter groß und mehrfach schwer beeinträchtigt. Sie kann weder sitzen noch krabbeln, weder essen, sprechen noch sehen. Dafür kann Lea sehr gut Stimmen unterscheiden und hören, besser als ihre "kleine" Schwester Emilie (7), und sich mit Lauten mitteilen. "Wenn ich Lea ins Bett lege, sie aber noch kuscheln will, dann macht sie immer ein bestimmtes Geräusch", sagt Papa Gerhard Herndl.
Zurück ins Leben gekämpft
Seine Tochter hat trotz Magensonde, Stuhleinlauf und Beatmungsgerät nicht ihren Humor verloren. Wenn Lea keine Lust auf Physiotherapie hat, stellt sie sich schlafend. Ist die Therapeutin dann weg, macht sie wieder ihre Augen auf.
"Hast es wieder geschafft", sagt ihre Mama dann. Lea lacht schrill auf und strahlt bis über beide Ohren. "Sie ist ein Sonnenschein und zeigt uns jeden Tag, wie wertvoll das Leben ist. Wir sind eine fröhliche Familie und möchten anderen Menschen Mut machen, dass das Leben mit Behinderung nicht vorbei ist, sondern auch schön sein kann", sagt die 46-jährige Mutter.
Doch es gibt auch schwere Zeiten. Ihren Tiefpunkt erlebte die Familie vor zwei Jahren, als Lea starke Hirnblutungen entwickelte, die nicht gestillt werden konnten. Fünf lange Monate pendelte die Familie zwischen Intensiv- und Normalstation. "In dieser Zeit konnten wir als Eltern nur hilflos daneben stehen und hoffen. Lea hat sich zurück ins Leben gekämpft, für sich und auch für uns. Aber wenn eines Tages ihr kleines Herz zu schlagen aufhört, dann darf das auch sein. Wir sagen ihr das auch: ‘Wenn du nicht mehr kannst, darfst du gehen’", erzählt Tanja mit Tränen in den Augen.
Nach Leas erneutem Überlebenskampf hat die Steyrerin ihren Job als Verkäuferin aufgegeben, um die Zeit, die ihr noch mit ihrer zehnjährigen Tochter bleibt, mit schönen Momenten zu füllen und ihren Mann bei der aufwändigen 24-Stunden-Pflege zu unterstützen. Er hat bereits kurz nach Leas Geburt seine Sicherheitsfirma stillgelegt, die zwölf Mitarbeiter und bis zu 80 Aushilfen beschäftigte. Jetzt arbeitet Gerhard neben der Pflege seines Kindes als Haustechniker.
Doch trotz ihres schweren Schicksals trifft die Familie nicht immer auf Verständnis. "Alleine hier in Steyr leben viele schwerst beeinträchtigte Kinder, die man einfach nicht sieht, weil sich betroffene Familien vor den Blicken der anderen fürchten. Aber ich finde wir müssen rausgehen und zeigen, dass es uns gibt", sagt die 46-Jährige.
"Riesengroße Erleichterung"
Im bescheidenen Auto der vierköpfigen Familie - ein Zweitürer - konnte Lea bisher nicht transportiert werden. Aus diesem Grund stellte das OÖN-Christkindl den Kontakt zu Hans Eidenhammer her. Der pensionierte Kfz-Mechaniker aus Burgkirchen im Bezirk Braunau hat bereits knapp 60 Autos an Familien mit schweren Schicksalsschlägen verschenkt. An Familie Hahn-Herndl übergab er einen behindertengerechten Kombi, in dem auch Leas Rollstuhl und Reha-Buggy reinpassen. "Der Wagen ist eine riesengroße Erleichterung für die ganze Familie", sagen Tanja und Gerhard. Sie können ihr Glück noch gar nicht richtig fassen.
Einen TV-Bericht über den Innviertler Hans Eidenhammer und die vom OÖN-Christkindl eingefädelte Übergabe des behindertengerechten Pkws an Familie Hahn-Herndl aus Steyr sehen Sie heute, Montag, um 21.10 Uhr in "Thema" auf ORF2.
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Für viele Oberösterreicher ist Weihnachten kein Fest der Freude – wenn plötzliche Todesfälle, schlimme Diagnosen und dazu noch finanzielle Nöte das Leben belasten. Das OÖN-Christkindl unterstützt diese Menschen seit 56 Jahren. Wenn Sie beim Helfen helfen möchten, können Sie eine Spende an das Christkindl-Konto überweisen: AT94 2032 0000 0011 1790 (IBAN). Die Spende ist steuerlich absetzbar. Wir benötigen dazu Ihren Vor- und Nachnamen und Ihr Geburtsdatum.
Das Medienhaus Wimmer, unter dem die OÖNachrichten publiziert werden, trägt alle Kosten, die für die Durchführung der Hilfsaktion notwendig sind – vom Personalaufwand bis zu den Räumlichkeiten. Daher kommt jeder gespendete Euro bei notleidenden Familien an.
Unternehmen, die sich an der Christkindl-Aktion beteiligen möchten, können sich direkt an v.gabriel@nachrichten.at wenden. Fotos von Spenden ab 2000 Euro werden landesweit veröffentlicht, bis 1999 Euro erscheinen die Fotos in den Lokalausgaben.
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