Wenn Bienen durch die voest schwirren
LINZ. Vier Fußballfelder groß sind die neuen Blumenwiesen, mit denen der Linzer Konzern seit dem heurigen Frühjahr seine Industriebrachen in Lebensraum für Biene & Co. verwandelt.
Moderne Unternehmen im Einklang mit der Natur: Das hat man sich bei der voestalpine zu Herzen genommen. Mitarbeitern und Besuchern bietet sich seit dem Frühjahr entlang der Stahlstraße eine Augenweide: Auf 20.000 Quadratmetern (entspricht vier Fußballfeldern) grünt und blüht es bis in den Herbst hinein.
Im April hatte Werksgärtner Josef Hochleitner mit seinem Team das naturnahe Betriebsgelände vorbereitet: Mit Fräse und Walze nahmen sie sich eine Reihe nährstoffarmer Brachflächen vor. Hundert Kilo einer speziellen Saatgutmischung des Maschinenrings Oberösterreich wurden händisch und per Streuwagen ausgebracht.
Beraten wurden sie vom Naturschutzbund, dem Bienenzentrum an der Landwirtschaftskammer und Berufsimker Johann Mayr. Beginnend nach der Zufahrt bei der Shell-Tankstelle wurden sechs Blumenwiesen angelegt. Die größte misst 12.200 Quadratmeter.
Honig von der voestalpine
"Die Stahlstraße ist usere Hauptzufahrt, das garantiert dem Vorhaben Aufmerksamkeit", sagt der Projektverantwortliche Andreas Leitner, zuständig für das Verkehrsmanagement des Unternehmens. Auffällige Tafeln weisen darauf hin. "Zusätzlich zum Fokus auf die technologische Weiterentwicklung des Standortes Linz wollen wir mit Nachhaltigkeitsprojekten wie den Blumenwiesen neuen Lebensraum für die Tierwelt schaffen", sagt voestalpine-Vorstandsvorsitzender Herbert Eibensteiner. Auch die Umgebung der Mitarbeiter werde damit aufgewertet.
Ab 2020 werden auf dem Werksgelände vier Hobbyimker vom Mitarbeiterstab der voestalpine zudem Bienenvölker ansiedeln, die zwischen den Produktionsanlagen schwirren und den ersten "werkseigenen" Honig erzeugen. "Wie wichtig der Schutz unserer Bienen ist, zeigte die OÖN-Aktion ‘Retten wir die Bienen’", sagt Andreas Leitner, der 2018 in Wilhering mit dem Imkern begonnen hat und dem vierköpfigen Imker-Team der voestalpine angehört.
Margeriten, Ringelblumen, Salbei
"Nach der Aussaat war es sehr warm und trocken, erst nach den Niederschlägen im Mai haben die Samen der 30 ein- und mehrjährigen Blumenarten zu keimen begonnen", berichtet er. Darunter Kornblumen, Margeriten, Ringelblumen, Salbei. Beikraut wird händisch entfernt, auf Düngung und Chemie verzichtet.
Zur Beregnung sammelt man Brunnenwasser in einem 9000 Liter fassenden Vakuumfass. "Im Sommer mussten wir fast täglich wässern", sagt Josef Hochleitner. Zweimal im Jahr werden die Blumenwiesen gemäht.
Herbstlicher Blütenteppich
Derzeit prangen sie in Gelb: Kronenwucherblumen verwandeln die Flächen entlang der Stahlstraße in einen herbstlichen Blütenteppich. Nicht nur Honigbienen profitieren davon: Im Auftrag der voestalpine hat die Außenstelle Marchtrenk des Instituts Hartheim neun Insektenhotels gebaut und mit Schilf und Ton befüllt.
Sie haben Lokalkolorit, denn die Unterkünfte für Wildbienen und andere Insekten sind maßstabsgetreue Nachbildungen von Gasometer, Stahlwelt und dem Betriebsgebäude 75, dem Sitz der Steel Division des Konzerns.
Schau aufs Land: Das beobachten unsere Leser
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Segelfalter: Denkt man an Schmetterlinge, kommen einem meist farbenfrohe, elegante Tagfalter in den Sinn. Wie dieser Segelfalter, der vor der Haustüre von Anton Hinterhölzl aus Garsten saß.
Ampfer-Wurzelbohrer: Nur wenige denken dabei an die unscheinbaren Nachtfalter, die im Volksmund übrigens Motten genannt werden. Einer dieser nachtaktiven Falter flatterte Reinhard Biermair vor die Linse. Der kleine, recht häufige Ampfer-Wurzelbohrer lebt meist im Umfeld von Menschen.
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Ein guter Anfang mit vielen Verbesserungsmöglichkeiten: z.B. statt Kronenwucherblumen regionales Saatgut verwenden, an diese Pflanzen wären nämlich Wildbienen und andere Insekten angepasst. Die noch vorhandenen regionalen "Beikräuter" sollte man nicht händisch auszupfen, sondern wachsen lassen! Die damit eingesparte Arbeit könnte man verwenden, Böschungen am Voest-Gelände mit noch vorhandenen Wildkräutern nicht zu mulchen, sondern das Mähgut zu entfernen. 1-2x jährliche Mahd genügt auch dort. Bei den künftigen Unterkünften für Wildbienen wäre es zielführend, auf deren Bedürfnisse zu achten: da kann man z.B. auf Zapfen verzichten. Wirklich helfen könnte man den Wildbienen, Schmetterlingen und anderen selten gewordenen Insekten, wenn man neben den Blumenwiesen auch einige m² Brachen, Gstätten, offene Böden "unkultiviert" lässt.
Da kennt sich jemand aus 👍
Leider heisst Bienenfreundlich bei den 'Tierfreunden' automatisch Honigbiene.
Dass diese manipulierte A. mellifera aber auch Bedrohung für die Wilden sein kann, wird wohl auf ziemliches Unverständnis stossen.
Vielleicht sollte man die Klotzbeute zur Gesunderhaltung der Honiglieferanten wieder zwingend einführen. 😉
Mann kann alles schlechtreden und ins lächerliche ziehen.Ich finde die Idee sehr gut.
auch der Hiegelsberger meint , ein paar Blühstreifen und wenige Insektenhotels genügen um die Insektenwelt zu retten !
fährt man mit dem Fahrrad durchs Land sieht man wie hektarweise Streuobstwiesen mit Rasenmähertraktoren malträtiert werden , Straßenböschungen und ungenutzte Bachbegleitwiesen mehrmals im Jahr gehäckselt und gemulcht werden ! das ist die große Schande im Land die von der Artenvielfalt nicht viel übrig lässt !
Eine schöne Wiese. Gut dass die VOEST jetzt endlich ganz doll umweltfreundlich ist. Dann gibt es bestimmt auch bald den passenden Honig, wahlweise im Geschmack „Hochofen“ oder „Lösemittellager“.
In der Naivität nur noch übertroffen von den „Insektenhotels“, immerhin muss man bei den Dingern immer schmunzeln...
Um den Honig geht es eigentlich weniger,
aber das verstehen Sie offensichtlich nicht.
Bevorzugen Sie Beton?
ja es geht nicht um den Honig -- es geht um die gesamte Insektenwelt -- aber mit Blumenmischungen vom Maschinenring wird man das Aussterben der Schmetterlinge und Käferchen auch nicht verhindern !
auch ich habe selbstgebastelte Insektenhotels in meinem Garten -- ein schönes Hobby und schön zu sehen wenn Wildbienen fliegen , aber seltene Arten werden wir damit nicht vom Aussterben retten können !