Wenn der Chef grantig ist, suchen viele die Schuld bei sich – und liegen falsch
Wenn Menschen Situationen oder das Verhalten ihrer Mitmenschen einschätzen, liegen sie fast immer falsch. „90 Prozent aller Bewertungen sind unzutreffend“, sagt der Psychologe Karl Kriechbaum.
Mehr als 1000 Personen hat Kriechbaum für diese Studie befragt. Demnach neigen die meisten Menschen dazu, Äußerungen, Ausdrucksweisen, Verhaltensreaktionen oder Handlungen von Mitmenschen fälschlicherweise persönlich zu nehmen. „Wenn zum Beispiel der Chef grantig schaut, fragt man sich: Was stimmt mit mir nicht?“ Vor allem Menschen mit wenig Selbstvertrauen würden das Ganze für sich negativ bewerten.
Grundsätzlich würden aber alle Menschen gewisse Situationen falsch beurteilen: „100 Prozent Objektivität ist nicht möglich, weil wir im Laufe des Lebens verschiedene Erfahrungen gemacht haben“, sagt der Psychologe. Dadurch seien individuelle „Beurteilungsprogramme“ entstanden, nach denen Menschen urteilen. „Wenn man fünf Leute zu einer Situation befragt, bekommt man fünf verschiedene Antworten.“
Auch bei der Selbsteinschätzung gab es Bewertungsfehler: Die eigenen Eigenschaften, Möglichkeiten und Wirkungen auf andere Menschen wurden laut Studie entweder zu positiv oder zu negativ eingeschätzt – wobei auch hier die zu negativen Beurteilungen deutlich ausgeprägter gewesen seien als die zu positiven.