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"Der Schwierige" war trotz Gewitters nicht zu stoppen

Von Nora Bruckmüller, 07. Juli 2018, 00:04 Uhr
"Der Schwierige" war trotz Gewitters nicht zu stoppen
Es ist kompliziert: Helene (Theresa Martini) und Kari (Hans Piesbergen) Bild: Barbara Palffy

Das Freiluft-Ensemble in St. Florian verlegte den dritten Akt in den Keller – souverän und voll Spielfreude.

Als die in "den Schwierigen" verliebte Antoinette ob der emotionalen Unerreichbarkeit ihres Herzensmannes Tränen vergoss, hielt es auch das Wetter nicht mehr aus.

Bei der Premiere von Hugo von Hofmannsthals "Der Schwierige" in Schloss Tillysburg am Donnerstag begann es nach der Pause zu gewittern. Das Team um Regisseur Niko Büchel meistere diese Widrigkeit aber souverän. Oder um bei der vom höfischen Französisch geprägten Sprache des Stücks zu bleiben: mit Conetnance. Man übersiedelte in den Keller, wo der von Ränken getragene Dreiakter (1921) zu Ende ging – ohne spürbare Zäsur.

Ein Mann der verbrannten Erde

Die Dramaturgie des Wetters passte ohnehin bestens zu dem, was sich auf der puristisch gehaltenen Bühne oben zusammenbraute.

Denn der betuchte Wiener Graf Kari, gespielt von Hans Piesbergen, ist nicht schwierig, weil er ein unleidlicher Grantler wäre. Sondern, weil er privat nach bekanntem Junggesellen-Stil agiert: Bade mich, aber mache mich nicht nass. So hinterlässt er am sozialen Parkett der Eheanbahnung verbrannte Erde.

Comtesse Helene Altenwyl hat Gefühle für Kari, und er für sie. Das ist offensichtlich, aber seinetwegen nie offiziell. Theresa Martini ist es, die Helene mit schön jovialer Frische wie geistiger Schärfe ausstattet. Die erwähnte Gräfin Antoinette Hechingen – eine fesselnde Lisa Wildmann zwischen kühler Femme fatale und Hysterie – möchte gar ihre Ehe für Kari annullieren.

Helene soll sich verloben. Vielleicht mit Karis Neffen Stani, den Aaron Karl keck in herrlich junge Selbstüberschätzung kleidet. Ein Haufen amouröser Verstrickungen halt, befeuert von Karis Hin- und Her. Es ist kompliziert, aber von Büchel präzise inszeniert. Mit Gefühl für das Tragische, den Folgen des Ersten Weltkriegs, und mit viel, stellenweise zu viel Liebe für die Wienerischen Dialoge.

Letztere setzt Mercedes Echerer famos um. Ein fast gesungenes, doch nasal-herbes "Asooo" von ihr, und man weiß, wer ihre Figur, Karis Schwester Crescence, wirklich ist: eine ausg’schamte, pardon!, versierte Ränkeschmiedin. Sie ist es, die Kari zur Klarheit zwingt. Denn so wie sich die Witterung entwickelte, ergeht es ihm. Lange angenehm, bis aus einem Lüfterl ein kalter Wind wurde, bei dem man weiß, dass es krachen wird. Ein Prozess, den Piesbergen gekonnt als "Fähnchen im Wind" übersetzte und im Keller, wo alle zusammenrückten, zum großen Finale verdichtete. Fazit: Vergnügliches, leidenschaftliches Theater, dem ein paar Straffungen gut tun würden.

Weitere Termine: 7., 14., 15., 19., 22., 29. Juli; 2., 10., 12., 14. August; festspiele-schloss-tillysburg.at

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2  Kommentare
2  Kommentare
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
blubert (117 Kommentare)
am 07.07.2018 07:21

Conetnance

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oblio (25.180 Kommentare)
am 07.07.2018 16:26

Nicht ganz richtig!
Darum aus dem Wörterbuch:
Con·te·nance
kõtəˈnãːs/
Substantiv, feminin [die] bildungssprachlich
Fassung, Haltung (in einer schwierigen Lage)
"die Contenance wahren"

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