Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

Martin Grubinger, Extrembergsteiger unter den Perkussionisten

Von Helmut Atteneder, 18. Juli 2016, 00:04 Uhr
Martin Grubinger, Extrembergsteiger unter den Perkussionisten
Ein volles "Haus" beim spektakulären Heimspiel von Martin Grubinger auf dem Linzer Domplatz Bild: Alexander Schwarzl

3300 begeisterte Zuseher sahen Martin Grubingers "Heimspiel" bei Klassik am Dom.

Der Schweißtropfen tänzelt überraschend lang an der Kinnspitze von Martin Grubinger. Dann löst er sich, klatscht auf einen Stab seines Marimbaphons. Ein Zufall, oder war auch das so vorgesehen? Teil einer Performance, zwar für das menschliche Ohr unhörbar, aber ein unverzichtbares Platsch auf dem Weg zur genialsten aller jemals gespielten Versionen von Joe Zawinuls "Birdland"?

Ein Raubtier im Birdland

Dieses Birdland beginnt im Urwald, ganz klein, immer wieder – von irgendwo her – kommen Tiergeräusche, fährt eine heiße Brise herein. Dann schleicht sich ein Raubtier an. Es heißt "The Percussive Planet Ensemble", und ihr König der Löwen turnt sich von einem Instrument zum anderen: Martin Grubinger.

Gebückt und meist mit einem Lächeln im Gesicht steht er über seinem Marimbaphon, vier Schlägel tanzen über das Instrument, ehe er die kleine Trommel malträtiert und dann hinaufläuft, sich vorbeizwängt an einem Schlagwerk-Konvolut. Dann schlägt er auf Bratpfannen, Mülltonnendeckel und von braunem Rost überzogene Ofenrohre ein. Und immer ist eines gleich: Es ist genial.

Zu den harten Fakten: Martin Grubinger, Weltstar unter den Perkussionisten, 33 Jahre alt, daheim in Neukirchen an der Vöckla und Mitglied des dortigen Musikvereins, lud am Samstagabend zum "Heimspiel" bei Klassik am Dom. 3300 Menschen sahen und hörten dann das eingangs beschriebene Klangfeuerwerk aus Schlagzeug und Bläsern, das seinesgleichen sucht. "Galaktisch" sagten die einen, "geil" die anderen. Alle hatten recht.

Schon nach der ersten Nummer – komponiert von Martin Grubinger sen. – ist das Publikum im Staunen verhaftet, in der Fassungslosigkeit paralysiert, beginnt wie von fremder Hand gesteuert mitzuwippen. Oberschenkel und Köpfe scheinen sich selbständig zu machen. Neben der für Laien fast unbegreiflichen Kunstfertigkeit des Multiperkussionisten und seiner Musiker ist es die zur Schau gestellte Spielfreude, die ansteckt. Bei seinen Anmoderationen mutiert Grubinger zu einem von ihnen. Freundlich, nett, begeistert. So normal, so natürlich, gibt er die Liebe zu seinen Instrumenten weiter. Dann beginnt er wieder ein Zwiegespräch mit der Marimba, lächelt das Instrument an, holt das Letzte aus dem Instrument und sich selbst heraus. Zuvor trocknet er seine Hände und greift in Magnesiumpulver. Grubinger, der Extrembergsteiger. Egal, ob Gershwin, Sting oder Mahler, ob Salsa, Tango oder Swing: Jede Performance geht steil bergauf, schwappt über, lässt sich wieder einfangen, um gleich wieder auszubrechen – mit einer fantastischen Liebe zum Detail.

An diesem Abend sind viele kleine Schweißtropfen über das Kinn eines großen Meisters getropft. Als Zuseher hatte man zum Schluss das seltsame Verlangen, sich für jeden einzelnen dieser Tropfen zu bedanken.

Klassik am Dom: "Heimspiel" mit Martin Grubinger und The Percussive Planet Ensemble, 16.7.

OÖN Bewertung:

 

mehr aus Kultur

Sönke Wortmann: "Mein Publikum ist mir ehrlich gesagt wichtiger ist als jeder Kritiker"

Rolando Villazon, sein  Freund Mozart und die  Liebe zum Wiener Schnitzel 

Die Rekord-Bilanz des Landestheaters

Bericht fordert "Kulturwandel" im Theater in der Josefstadt

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

0  Kommentare
0  Kommentare
Zu diesem Thema wurden noch keine Kommentare geschrieben.
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
Aktuelle Meldungen