Klangwolken-Regisseur Carlus Padrissa: "Theater lässt uns Grenzen überspringen"
Eine Hymne auf den Pioniergeist wird die Klangwolke morgen um 20.30 Uhr im Linzer Donaupark. Mastermind Carlus Padrissa hat Spektakuläres vor.
Eine gebärende Riesin, Klimts "Der Kuss" als Menschenbild in 30 Metern Höhe, ein Ballett aus sieben Heißluftballonen: Die heutige Klangwolke verspricht außergewöhnlich zu werden. Gestaltet wird sie als Hommage an acht Pioniere von Carlus Padrissa mit seiner Künstlergruppe "La Fura dels Baus". Die Truppe aus Barcelona verantwortete bereits die Klangwolke 2018. Padrissa ist im internationalen Opernbetrieb kein Unbekannter: Er inszenierte Richard Wagners "Tannhäuser" an der Mailänder Scala genauso wie Mozarts "Zauberflöte" bei der Ruhrtriennale in Deutschland.
Im OÖN-Interview erzählt der 65-Jährige, wie die Klangwolke – unterlegt mit einer adaptierten Fassung von Gustav Holsts Planetensuite, deren Sätze sieben Planeten zugeordnet sind – heuer ablaufen wird. Den Beginn macht ein Wal: "Wir wurden gebeten, Erfinder, Pioniere zu ehren. Und der Erste, den wir fanden, war ein Wal." Dabei handelt es sich um eine Gattung, die noch kein Mensch gesehen hat. Ausgangspunkt sind 52-Hertz-Töne, die immer wieder im Meer zu hören sind. Da Wale aber üblicherweise auf 42 Hertz kommunizieren, wird vermutet, dass die Töne von einer unentdeckten Walart stammen. "Dieser Wal ist anders als alle anderen Wale", sagt Padrissa und deutet auf sein riesiges Skizzenbuch. "Dafür haben wir einen 18 Meter großen Wal gebaut." Die weltbekannte Choreografin Pina Bausch, die ihre Kindheit im Krieg verbrachte, ehrt Padrissa mit kriegerischen Elementen und Booten, "die wie ein Pendel ausschlagen" – dazu Feuerwerke und "viel Action".
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Als Nächste ist Mileva Maric, die Frau von Albert Einstein, dran. "Sie stand Einstein zur Seite, gebar ihm zwei Kinder und war der mathematische Kopf der beiden. Sie brachte Einstein alles bei, was er über Mathematik wusste." Hier wird ein zehn Meter großer Riese symbolisch ein Kind gebären. Für Gustav Klimt wird dessen bekanntestes Gemälde "Der Kuss" in 30 Metern Höhe mit Menschen nachgestellt. Auch bei Marie Curie ist ein Riese im Einsatz. Bei Johannes Kepler, der die elliptischen Bahnen der Planeten berechnete, kommt ein Turm mit 42 Ellipsen zum Einsatz. Hier wird gleichzeitig Anton Bruckner geehrt: Sieben Heißluftballone sollen in einer Choreografie eine Orgel in den Himmel malen. Padrissa liebt Bruckner: "Er ist viel besser als Wagner", sagt er. "Wenn Wagner Bruckner hören würde, wäre er neidisch." Bei Nikola Tesla lässt der Regisseur ein Auto mit einem Kran "fliegen", bei Jane Goodall wird ein Zehn-Meter-Schimpanse auftreten.
"Das Theater ist im Menschen"
Doch warum liebt Padrissa das Spektakel so? Das hat mit seiner Heimat Spanien zu tun: "Nach der Franco-Diktatur mussten wir lernen, mit der Freiheit zu leben. Da sind wir auf die Straße gegangen und haben Prozessionen gemacht. Jedes Dorf hatte mindestens zwei Riesen dabei", erzählt er. "Das haben wir künstlerisch erweitert."
Sieht er sich selbst als Grenzgänger? "Ja, La Fura dels Baus besteht aus fünf Gründern. Einer ist verrückter als der andere", sagt er. "Das Theater lässt uns Grenzen überspringen. Der Homo erectus musste sich aufrichten, um Früchte von den Bäumen zu holen. Das war die erste theatrale Komponente. Das Theater ist im Menschen."
Die Klangwolke wird live auf TV1 und nachrichten.at übertragen.
Info: Die Linzer Klangwolke ehrt acht Pioniere
- Acht Forscher stehen im Mittelpunkt der Klangwolke „Pioneers 52 Hz“: Ein Wal, der auf der ungewöhnlichen Frequenz von 52 Hertz kommuniziert, schlägt die Brücke zu Tierforscher Roger Payne (1935–2023). Die Choreografin Pina Bausch (1940–2009) revolutionierte den zeitgenössischen Tanz. Mileva Maric (1875–1948) wirkte als Ehefrau von Albert Einstein an dessen Forschungen mit, fand aber nie Anerkennung. Gustav Klimt (1862– 1918) prägte als Maler den Wiener Jugendstil. Die Nobelpreisträgerin Marie Curie (1867–1934) entdeckte mit ihrem Mann Pierre u.a. die chemischen Elemente Polonium und Radium. Johannes Kepler (1571–1630), der von 1612 bis 1626 in Linz lebte, entdeckte die Gesetzmäßigkeiten, nach denen sich Planeten bewegen.
Nikola Tesla (1856–1943) erfand zahlreiche Neuerungen auf dem Gebiet der Elektrotechnik, auf seinen Patenten basiert großteils unsere heutige Stromversorgung.
Jane Goodall (90) erforschte das Verhalten von wildlebenden Schimpansen und zog Rückschlüsse auf den Menschen.
Um 20.30 Uhr beginnt heute die Klangwolke im Linzer Donaupark. Im Anschluss sind DJ Pete Sabo und zehn Musikerinnen bei der „Nachklangwolke“ zu hören. Am Sonntag geht um 14.30 Uhr die Kinderklangwolke im Donaupark unter dem Titel „Circus, Circus“ über die Bühne. - Eine Million Euro kostet die Klangwolke, die die Linzer LIVA organisiert.
- 700 Mitarbeiter sind heute im Einsatz, darunter 120 Freiwillige, die seit Montag Kletterfiguren proben. Die spanische Künstlergruppe La Fura dels Baus ist mit 20 Personen nach Linz gereist.
- Sieben Kräne sind im Donaupark positioniert, auf der Donau schwimmen drei Plattformen, zwei Schubschiffe und 13 Kleinboote. 350 Scheinwerfer und zwei 60 Quadratmeter große LED-Walls sind im Einsatz.
Die Klangwolke wird auf ORF ON im Stream direkt übertragen. Das ist zwar schön, aber man kann sich das nur ansehen, wenn man die technischen Voraussetzungen - Internet und PC oder Tablet hat. Ausserdem ist es was anderes, wenn man sich das auf einem grossen Fernsehapparat ansehen kann als auf einem kleinen Schirm. Wenn der ORF diese Veranstaltung schon nicht in einem der mehreren regulären Programme übertragen kann oder will, weil da vielleicht wieder mal ein paar Serien oder Krimis laufen, dann sollte das zumindest als Wiederholung dort gezeigt werden, Bis jetzt habe ich allerdings nichts Derartiges eruieren können. Vielleicht sollte da die OÖN Redaktion was dazu eruieren. Die Veranstaltung findet ja erst Morgen, am 07 09 2024 statt.
TV1 übertägt.
Natürlich erhebt sich die Frage, warum nicht auf ORF III oder ORF 2?
Der Linz Marathon wird ja auch übertragen.
Aber für Kultur hat L_NZ nicht recht viel übrig.
Auch daran zu erkennen, dass nicht einmal das Konzert des Cleveland Ochestras mit Welser Möst übertragen wurde.
Eine Schande!
Gibt es ein Sicherheitskonzept gegen die Messerstecher.
wieso heute ?dachte am 7.sep. findet die Klangwolke statt.