Mit Kokowääh fängt man Leute
Til Schweiger weiß, was sein Publikum wünscht: Ein Drehbuch, das ungeniert Auszüge aus der Klischee-Bibel „Männer sind vom Mars, Frauen von der Venus“ verwurschtet, ein ebenso süßes wie altkluges Kind und einen komischen Titel wie „Kokowääh“.
„Schön war’s wieder“, sagt eine Besucherin in der letzten Kinoreihe. „Mhm“, stimmt ihre Freundin schmachtend zu, die schon von den Vorgängerwerken „Keinohrhasen“ und „Zweiohrküken“ romantisch-komödiantisch ergriffen war. Schweiger trifft mit seiner Masche hörbar einen Nerv, der seufzendes Wohlwollen fördert und gleichzeitig kritisches Empfinden ausschaltet.
Ungläubig staunen wir, wie die Til-Dreifaltigkeit aus Regisseur, Drehbuchautor und Hauptdarsteller heilig gesprochen wird. Als Schreiber setzt er eine Kost vor, die schon oft durchgekaut wurde. Henry, wenig erfolgsverwöhnter Drehbuchautor und einem Kamasutra-Quickie nie abgeneigt, hat plötzlich ein achtjähriges Gör vor seiner Junggesellen-Rumpelkammer stehen, die seine Tochter ist. Und das ausgerechnet jetzt, da er seiner verflossenen Liebe, einer Bestsellerautorin, nicht nur arbeitsmäßig wieder näher kommt.
Henry, den die mit Parisern volle Lade mehr kümmert als der leere Kühlschrank, muss mit einem Mal Verantwortung übernehmen und sich überdies mit einem Zahnarzt plagen, der sich bisher als Papa der Kleinen wähnte.
Dazu fliegen Floskeln über die Unterschiedlichkeit der Geschlechter hin und her, die wir qualitätsvoller aus „Harry & Sally“ kennen. Und weil der gute Til ja schon in den USA gefilmt hat, zieht er das F- dem Sch-Wort vor.
Schweigers Regie-Hand greift oft daneben. Wenn das Schöpferische Pause macht, wird die Musik lauter. Der Scherz zwischen Herz und Schmerz war auch schon origineller als Wohnungstüren, die gegen Gästeköpfe knallen und Spiegeleier, die sich zum Zimmerbrand auswachsen.
Schweiger-Tochter Emma gewinnt die Sympathien in jenen Szenen, in denen das Naive das Altkluge verdrängt. Papa Til hat hoffentlich aufgepasst und etwas gelernt.
PS: Kokowääh ist übrigens die kindliche Lautmalerei von „Coq au vin“, Henrys einziger Kochkunst.
Ich muss gestehen, dass ich bei dem Film oft und herzhaft lachen musste. Warum nur schwere Kost? Man kann auch ins Kino gehen, um sich einfach zu unterhalten.