Kopfhörer #120: kleinabaoho und ganz viel Liebe
Wenn sie ein Hoch auf die Liebe singt, dann springt das Herz nicht nur, es weint auch. kleinabaoho berührt.
Es ist zuerst die Stimme, die sofort auffällt, weil sie nicht nach Durchschnitt klingt. Sie hat die besondere Note. Sie ist anders. Prägnant. Eigenwillig.
Die junge Linzerin, die ihrer musikalischen Existenz den Namen kleinabaoho gibt, hat fünf Lieder der Liebe auf „Bilder“ gepackt, die textlich wie musikalisch überzeugen. „Sophie“, die Bilanz einer verflossenen Liebe, ist das Herzstück, das am Beginn steht. Das Hoch auf die Liebe ist auch ein Hoch auf zwei Menschen und auf das, was nicht gut war. Am Ende steht das Bedauern. „Es tut mir leid, Sophie“, singt die queere Songwriterin da und man will sie in den Arm nehmen.
„Herzschmerz hat mich schon immer sehr inspiriert“, sagt sie. „Diese Musik macht mich verliebt, ich hab einen Ohrwurm von dir“, heißt es im großartigen „Grüne Augen lügen“, und auch wenn sie es anders gemeint hat, den Ohrwurm hat man. Wenn sie im finalen Titeltrack „Bilder“ klarmacht, dass jede Liebe, die geht, nicht für immer verschwinden muss, weil die Bilder eben in einem bleiben, dann stimmt man ihr uneingeschränkt zu.
Die Linzerin hat eine Mission. Sie will für Menschen, die sich im Alltag vielleicht oft nicht sicher genug fühlen, einen sicheren Ort schaffen, sie selbst zu sein, sagt sie. Das gelingt ihr mit Liedern, deren Texte von einer feinen Wortwahl und von hoher Empathie geprägt sind. Es sind Lieder des Herzens und der Herzensmenschen, die kommen, bleiben – und manchmal auch gehen.
kleinabaoho "Bilder EP" (Feber Wolle Records)
Aktuell auch im Kopfhörer
Griff „Vertigo“ (Warner)
Der Titelsong ihres Debütalbums öffnet die Tür in die an Pop-Melodien reiche Welt der britischen Songwriterin. Der bemerkenswerteste Song steht mit „Vertigo“ am Beginn, ihm können nur ansatzweise das lyrisch anmutende „Pillow in My Arms“ und der lässig-coole Beat von „Into the Walls“ das Wasser reichen.
Kasabian „Happenings“ (Columbia)
Eine Rockband hat auch ihre lyrischen Momente, und manchmal wähnt man sich auf dem neuen Kasabian-Album, als würde man regelrecht zum Tanz aufgefordert. „Darkest Lullaby“ oder „Italian Horror“ kommen entgegen ihrer Titel mit einer Leichtigkeit daher, die zumindest zum lässigen Tanzschritterl animiert. „Algorithms“ am Ende beginnt fast wie eine romantische Lagerfeuer-Ode und steigert sich dann mit himmlischen Gitarren und Gesang zum Glücklichmacher mit Mitsing-Garantie.
Kylie Minogue „My Oh My“ (with Bebe Rexha & Tove Lo)
Kylie Minogue hat schon eine Ahnung davon, wie man Popsongs so anlegt, dass sie von vielen gehört werden. „My Oh My“ ist da keine Ausnahme. Leichtgängig, schnell konsumierbar und locker.
Peter Fox „Night Ride“ (feat. Kofee Bean)
Noch auf der Suche nach einem chilligen Sommer-Song? Dann ganz schnell den Nachtzug von Peter Fox besteigen und sich mitnehmen lassen auf eine Reise, in der alles leise ist. Cool. Wunderbar. Entspannend.