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Vollkommen unverkopftes und unverkrampftes Spiel um die Liebe

Von Michael Wruss, 13. September 2024, 14:57 Uhr
"Così fan tutte" in Bad Hall
V.l.: Seunghun Jeong (Don Alfonso), Dominik Milewski (Guglielmo), Ksenia Valentina (Fiordiligi), Liqun Chi (Dorabella), Alexandre Bianque (Ferrando) und Laura Obermair als Kammermädchen Despina Bild: Harald Fuchs

Bad Hall: Premiere von Mozarts „Così fan tutte“, weitere Vorstellungen am 14. und 15. September

„Così fan tutte“ beschert im Stadttheater Bad Hall eine mehrfach positive Begegnung mit Mozarts Meisterwerk. Zum einen ist es sicherlich ein Wagnis, einen Mozartzyklus in einem kleinen Haus wie dem Stadttheater ins Leben zu rufen. Zum anderen bietet das Kooperationsprojekt mit der Mozartakademie der Anton Bruckner Privatuniversität jungen Sängern und einem ebenso jungen Dirigenten die Möglichkeit, sich an großer Oper zu versuchen. Nach dem Start mit der „Zauberflöte“ im Vorjahr sollen bis 2027 die bekannteren Mozartopern in diesem Rahmen erarbeitet werden, wobei die jungen Protagonisten von erfahrenen Fachleuten betreut werden. Das Projekt geht weit über die Grenzen Oberösterreichs hinaus, und es besteht ein großes Interesse vieler Universitäten im europäischen Raum, ihre Studierenden nach Bad Hall zu schicken.

Nun muss man aber nicht befürchten, dass es sich dabei um eine Studentenproduktion handelt, sondern hier war ernsthaft geprobtes und bestens erarbeitetes Musiktheater zu erleben. Eines, das gerade bei „Così fan tutte“ nicht auf die tiefenpsychologische Durchleuchtung der sechs Charaktere ansetzt – Psychologie war zu Mozarts Zeichen noch nicht einmal ein Wort, noch weniger eine Wissenschaft – sondern bei den Wurzeln der italienischen Komödie. Lorenzo da Ponte greift, wenn auch sehr subtil auf die Commedia dell’Arte zurück und zeichnet Figuren, die durchaus den traditionellen Masken entsprechen. Thomas Kerbl greift das auf und schuf so in blumiger Dekoration (Gottfried Angerer) und historisierenden Kostümen (Susanne Kerbl) eine Inszenierung, die gar nicht versucht, Neues darin zu entdecken, dafür aber endlich einmal den Begriff „Dramma giocoso“ – so viel wie „lustiges Drama“ – voll in seine Rechte zu setzten. Denn das, was oft auf großen Bühnen zu edler dreieinhalbstündiger Langeweile mutieren kann, war hier spritzige Unterhaltung, deren Tiefgang eher Nebensache war, aber dafür das Publikum bestens bei Laune hielt. So viele Lacher und eine derart lustvolle Stimmung erlebt man dabei nur selten.

Das lag aber auch an der gekonnten Umsetzung der Partitur durch Matthais Achleitner, der mit dem jungen Orchester beste Arbeit geleistet hat und in der nicht immer optimalen Akustik des Hauses und dem beengten Graben ein Maximum an Klang und Emotionalität herausgeholt hat. Dazu kommen zügige Tempi und fein gestaltete Phrasierungen, sodass sich auch auf dieser Seite die Produktion weit über eine studentische Aktion hinausbegibt.

Bei der Auswahl der Sänger hat man voll und ganz ins Schwarze getroffen und einerseits stimmlich ideale junge Künstler und andererseits auch darstellerisch treffliche Charaktere gefunden, die spielfreudig die ganze Sache anheizten. Michaella Cipriani begeisterte dabei als höhensichere und fein die Linien spannende Fiordiligi und Gènesis Lòpez Da Silva überzeugte als nicht minder stimmgewaltig agierende Schwester Dorabella. Ideal auch, dass die beiden Stimmen hervorragend harmonierten und sich in den Duetten und Ensembles klanglich passend ergänzten. Martin Enger Holm – Mitglied des OÖ Opernstudios – beeindruckte mit einem wunderbar intonierten Liebeslüftchen („Un'aura amorosa“) und wusste auch sonst viel aus der Rolle des Ferrando zu herauszuholen. Sein Offizierskollege Guglielmo fand in Johannes Eder einen ebenso profunden Gestalter in musikalischer und darstellerischer Hinsicht. Nike Tiecke brillierte als kecke Despina und Gregorio Changhyun Yun war ideal als Don Alfonso, der nicht nur die jungen Verliebten in prekäre Zwickmühlen, sondern auch das Publikum mit kurzen Schwenks in die deutsche Sprache quasi als Erzähler durch den Abend führte. Mit zwei stummen Rollen eines Zimmermädchens – Esther Pollak – und eines Hausmeisters – Rolando Dando – wurde der heitere Reigen der Commedia dell’Arte noch ergänzt. Diese Umsetzung der „Schule der Liebenden“, so der Untertitel der Oper, sollte tatsächlich Schule machen.

Fazit: Mozarts „Così“ ohne Regieschnörkel und mit einem jungen Ensemble auf beeindruckendem Niveau.
Karten/Infos: www.stadttheater-badhall.com

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Autor
Michael Wruss
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