Wie sich Venedig wieder in "Klein-Hollywood" verwandelt
Zu glauben, dass ein europäisches Filmfest von Weltrang wie in Venedig den Fokus auf eine internationale Leistungsschau legt, ist nicht falsch. Es entspricht nur lange schon nicht mehr den Tatsachen: Wenn morgen, Mittwoch, die 81. Auflage startet, wird nach einem durchwachsenen Vorjahr alles wieder beim Alten sein. Das heißt: Die Lagunenstadt wird bis 7. September zur Filiale der US-amerikanischen Filmindustrie, die mit dem Magnetismus von Stars die ohnehin vom Megamassentourismus geplagte Metropole "bereichert".
Ein "temporäres Klein-Hollywood" verhinderten 2023 die Streiks der US-Schauspielgewerkschaft, die große Werbetouren, die so wichtig für Kinoherbst und -winter gewesen wären, untersagten.
Heuer wiederum wird allein der Eröffnungsfilm die alte Schlagrichtung verstärken: 26 Jahre nach Teil eins präsentiert Tim Burton die Fortsetzung seiner Horrorkomödie "Beetlejuice". Die Stars in "Beetlejuice Beetlejuice" sind die alten: Winona Ryder und Michael Keaton.
Im Wettbewerb um den prestigeträchtigen Goldenen Löwen sind 21 Arbeiten vertreten, die die Jury unter Frankreichs Grande Dame Isabelle Huppert bewertet. Dominiert werden sie von Männern – von 24 antretenden Regieführenden sind sieben Frauen – und wiederum von der Traumfabrik: Todd Phillips präsentiert die heiß ersehnte Fortsetzung von "Joker" (Goldener Löwe 2019) – "Joker: Folie à Deux" vereint Oscar-Sieger Joaquin Phoenix mit Lady Gaga zum Duo infernale. Eine besondere Rückkehr ermöglicht Luca Guadagnino ("Call Me By Your Name"): Daniel Craig wird in dessen Film "Queer" nach einem Stoff von William S. Burroughs seine erste große Kinorolle "nach Bond" geben. Das zweite Comeback im Bewerb liefert Angelina Jolie: Unter Pablo Larraíns Regie ist sie nach langer Leinwandabstinenz als Opernstar Maria Callas in "Maria" zu erleben. Ihr berühmt-berüchtigter Ex wird auch in Venedig sein: Brad Pitt präsentiert mit George Clooney "Wolfs". Anders als "Maria" läuft die Actionkomödie aber außer Konkurrenz.
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