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Kebab-Skandal: Debatte über Produktkennzeichnung in Gastronomie

Von nachricht.at/apa, 18. August 2023, 15:54 Uhr
(Symbolbild) Bild: APA

WIEN. Woher stammt das Essen im Gastlokal und unter welchen Bedingungen wurde es hergestellt?

Spätestens nach dem jüngsten Kebab-Skandal ist das Thema "verpflichtende Herkunftskennzeichnung" wieder auf dem Tisch, stößt bei Gastronomievertretern aber weiter auf Ablehnung. Zustimmen dürfte dagegen zumindest ein Teil der Branche einer verpflichtenden Bio-Zertifizierung. Auf Ministeriumsebene hat es hier erste Gespräche gegeben, viele Fragen sind aber noch offen.

"Die Konsument:innen müssen sich darauf verlassen können, dass dort, wo Bio oben steht, auch Bio drin ist", heißt es in einem Statement des Gesundheitsministeriums gegenüber der APA. "Auch innerhalb der Biogastronomie und Biohotellerie wird beklagt, dass es bei manchen Betrieben zu einer falschen Kennzeichnung der Speisen kommt."

Döner Kebap
Nach dem Aufkommen der jüngsten Skandale rinnt bei diesem Anblick nicht mehr allen das Wasser im Mund zusammen - ein Döner Kebap (Symbolbild) Bild: dpa

Wie "Der Standard" berichtete, finden aktuell auf Basis eines Entwurfs des Biobeirats, der im Sozialministerium angesiedelt ist, entsprechende Gespräche zwischen dem Gesundheits- und dem Wirtschaftsministerium (inkl. Staatssekretariat für Tourismus) statt. Demnach soll noch heuer eine Verordnung auf dem Tisch liegen - in den Ministerien gab man sich auf APA-Anfragen aber zurückhaltend.

Weniger Bio wegen aufwendiger Zertifizierungsprozesse?

Die Gespräche stünden erst am Anfang, hieß es aus dem Gesundheitsministerium. Im Staatssekretariat für Tourismus sieht man noch viele offene Fragen: "So besteht zum Beispiel die Sorge, dass aufwendige Zertifizierungsprozesse dazu führen, dass Gastronomen die Biolebensmittel aus ihren Speisekarten streichen. Das Ergebnis wäre dann 'weniger Bio'. Auch etwaige Mehrkosten sind in diesen Zeiten eine potenzielle Herausforderung."

Zumindest für kleinere Betriebe soll es dem Vernehmen nach "Erleichterungen" geben, wie das Gesundheitsministerium bestätigt. Laut "Standard" sollen sich Betriebe, die im Jahr weniger als 10.000 Euro Bio einkaufen, nicht zertifizieren lassen müssen. Dafür müssen sie sich bei der Lebensmittelbehörde melden.

Zustimmung für die Pläne kommt naturgemäß aus der Bio-Wirtschaft. So spricht sich der Verein "BiowirtInnen" auf Ö1 für die Zertifizierungspflicht aus. Auch die Bio-Landwirtschaft begrüßt die Bio-Zertifizierung. "Derzeit besteht im Außerhausverpflegungsbereich für Gastronomiebetriebe keine Pflicht dazu, sich einer unabhängigen Bio-Kontrolle zu unterziehen. Es ist höchst an der Zeit, dass diese Kontrolllücke geschlossen wird", teilt der Verband Bio Austria in einem Statement mit.

Mario Pulker, Gastronomie-Spartenobmann der Wirtschaftskammer (WKÖ) sieht die Bio-Zertifizierung hingegen genauso kritisch wie eine grundsätzliche Herkunftskennzeichnung. Er verwies in Sachen Bio gegenüber Ö1 auf laufende, strenge Kontrollen und hohe Strafen bei Verstößen.

27 Salmonellenvergiftungen nach Kebap-Verzehr

Zu hohe Mehrkosten für Betriebe, das befürchtet der oberste Gastronomievertreter auch mit Blick auf eine allgemeine verpflichtende Herkunftskennzeichnung. Diese ist nach dem jüngsten Kebab-Skandal wieder Thema. Verdorbenes Hendl-Fleisch aus Polen hatte europaweit und alleine in Österreich zu 27 Salmonellenvergiftungen geführt. Eine endete für einen 63-jährigen Kärntner sogar tödlich. Statt einer Kennzeichnungspflicht sollen schärfere Kontrollen bei Importen und EU-weit einheitliche Standards in der Tierhaltung es richten, so Pulker am Freitag.

Jede Zutat kennzeichnen zu müssen, bedeute einen zu hohen bürokratischen Aufwand, so der Gastronom und WKÖ-Vertreter. Regionale oder saisonale Produkte seien oft nicht uneingeschränkt verfügbar. "Was ist, wenn es dann ausgeht, wenn ich auf eine andere Ware zurückgreifen muss", fragte Pulker. "Es gibt in der Praxis so viele große Probleme."

Eine Herkunftskennzeichnung in der Gastronomie ist nicht vorgesehen. Die Grünen hätten sich dies gewünscht, die ÖVP war dagegen. Ab September kommt aber wie berichtet eine Herkunftskennzeichnung in der Gemeinschaftsverpflegung wie etwa Kantinen. In weiterer Folge ist eine solche auch bei verarbeiteten Lebensmitteln im Supermarkt vorgesehen.

In der Gastronomie beruht die Kennzeichnung auf Freiwilligkeit. Wer mit Fleisch aus Österreich wirbt, hat mit Kontrollen zu rechnen. "Wenn du oben stehen hast, du verkaufst Fleisch aus Österreich, dann werden auch die Lieferscheine, kontrolliert", so Pulker. "Das ist auch gut so." So könnten Wirtinnen und Wirte sowie Konsumentinnen und Konsumenten aussuchen, was sie wollen und was mit ihren Brieftaschen möglich ist.

Tierwohl und Tiergesundheit - viel Spielraum

Die EU lässt den Mitgliedstaaten derzeit viel Spielraum, was Tierwohl und Tiergesundheit betrifft. Bei Hendln ist etwa eine Besetzungsdichte von 42 Kilogramm vorgesehen. Bis zu rund 26 ausgewachsene Tiere können so auf einem Quadratmeter gehalten werden. Österreich ist mit 30 beziehungsweise 21 Kilo in Biobetrieben viel strenger. Das entspricht 18 bzw. 13 Hühnern pro Quadratmeter. Hier setzt Pulker seine Kritik an. "Das kann ja eigentlich in einer Europäischen Union nicht sein, dass das eine Land eine höhere Besetzungsdichte hat beim Geflügel als das andere Land. Und man sich dort nachher gegenseitig Konkurrenz macht." Im Sinne der Konsumenten brauche es eine Vereinheitlichung.

Rückendeckung erhielt Pulker hier vom Bauernbund. "Die EU-Kommission ist jetzt am Zug, für faire Wettbewerbsbedingungen zu sorgen und insbesondere darauf zu achten, dass die Gesundheit der Menschen nicht mutwillig aufs Spiel gesetzt wird", so Bauernbund-Präsident Georg Strasser (ÖVP). Bei der Herkunftskennzeichnung gehen die Positionen von WKÖ und Bauernbund, der hier "Transparenz auf dem Teller" fordert, auseinander. Auch die Initiative "oekoreich" forderte die WKÖ auf, ihren "Widerstand gegen eine Herkunftskennzeichnung" aufzugeben.

Aus dem Landwirtschaftsministerium hieß es dazu laut dem Ö1-Bericht, dass sich die Bundesregierung in Brüssel dafür stark mache, die Standards auf ein österreichisches Niveau zu heben. Österreich ist in Sachen Fleischproduktion allerdings auch im EU-Vergleich nur ein kleiner Spieler. Der Widerstand der großen fleischproduzierenden Mitgliedstaaten, wie Polen, Tschechien, aber etwa auch Deutschland, ist vorprogrammiert. Aus Polen stammten die Kebab-Spieße, die zuletzt europaweit und nicht nur in Österreich für die Salmonellenvergiftungen gesorgt hatten.

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20  Kommentare
20  Kommentare
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
cenodoxophylax (655 Kommentare)
am 19.08.2023 14:55

Wer was zu vrrschleiern hat, wehrt sich gegen Transparenz.

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Gelesen (772 Kommentare)
am 19.08.2023 10:01

Dieses Zeug nie wieder. Zweimal in Salzburg gegessen als Ergebnis Durchfall. Wie gesagt danke aber danke nein.

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pprader (1.661 Kommentare)
am 19.08.2023 09:15

Irgendwas muss in der Schweiz anders laufen...

Auf jeder Speisekarte steht, woher die Zutaten kommen.
Ob das wirklich nur an "der Bürokratie" liegt?

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willie_macmoran (3.396 Kommentare)
am 18.08.2023 21:47

Der Kunde wünscht zu wissen wo das Essen herkommt. Ein Frechheit, das geht dem doch gar nix an!

Kann es sein dass diese Präpotenz dem Gast gegenüber mit ein Grund ist warum immer mehr Wirte immer größere Probleme haben?

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kmal (1.775 Kommentare)
am 18.08.2023 20:31

Es ist so wie immer, dass die ÖVP alles torpediert was zu einem Vorteil des Konsumenten sein könnte. Für mich unverständlich, dass die immer noch gewählt werden.

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ej1959 (1.961 Kommentare)
am 18.08.2023 20:20

ich glaube das es ein grosses problem ist wenn viel verkauft wird und dauernd heruntergeschnitten wird, das das fleisch nicht ganz gegart ist und teilweise noch nicht fertig gegrillt ist. bei ausreichender hitze würden sonst viele keime vernichtet.
bezüglich unser gutes fleisch, kann mich noch gut an ein foto vor 3 wochen aus einem vorarlberger stall erinnern, wo die tier 10 cm in ihrem eigenen dreck gestanden sind.

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DeaLi86 (1.857 Kommentare)
am 19.08.2023 12:23

Bez. unseres guten Fleisches.

Toll! Sie sind sicher ein Städter, der noch nie irgendetwas mit einer Landwirtschaft am Hut hatte.

Sie werfen gerade alle Bauern in einen Topf!!!

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amha (12.482 Kommentare)
am 18.08.2023 20:11

Der hagere Heurigenwirt Pulker auf Bundes-, sowie der füllige Wirt Stockinger auf Landesebene sind sich wieder mal einig: wir lassen uns vom zahlenden Gast nicht in die Kochtöpfe schauen! Nur durch flächendeckenden Boykott all jener Betriebe, welche nicht durch Aushang (vielleicht sogar samt eidesstattlicher Erklärung) bestätigen, nur regionale Lebensmittel zu verarbeiten, kann man hier ein „Umdenken“ erzwingen.

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observer (22.516 Kommentare)
am 18.08.2023 19:36

Die Gastro u.ä., sowie die Lebensmittel gehören laufend kontrolliert. Da geht es nicht um die Herkunft, sondern um die Unbedenklichkeit. Wobei manche Dinge eben mehr kontrolliert werden müssen, als andere. Weil alles zu kontrollieren, das wird man nicht schaffen. Aber gesundheitsschädliche Produkte können aus allen Herkunftsländern stammen, auch aus Österreich und bio ist ein Garant. Ich muss da leider auch die kleine Käserei in Erinnerung rufen, die listerienverseuchten Käse in Umlauf gebracht hat, der fünf Menschen das Leben gekostet hat und die aus Österreich war. Also nochmals, die Herkunft allein macht es nicht. Auch wenn manche das nun so drehen wollen und den schlimmen Vorfall mit dem Kebab zum Anlass nehmen, ihr eigenes Interessensüppchen damit zu kochen. Kontrolliert lieber mehr und das besonders dort, wo man eher Verdacht hat. Und die KonsumentInnen sind gut beraten, diverse Standeln zu meiden. Ob das Fleisch vom Huber oder Berger stammt, das ist egal, wenn es OK ist.

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ichauchnoch (9.802 Kommentare)
am 18.08.2023 21:03

"Bio" ist ein Garant! Wofür???? Dass mit dem Begriff "Bio" Schindluder getrieben wird, zeigt ein Blick in die täglich erscheinenden unheimlich aufgemotzten Werbungen.

In der letzten Zeit ist mir aufgefallen: "BioGrillkohle" , "Bioschneckenkorn", .....
Wer kann mir erklären, was bei Grillkohle oder Schneckenkorn BIO sein soll??!!

Offenbar nur der Preis, weil dieses Zeugs ist erheblich teurer.

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willie_macmoran (3.396 Kommentare)
am 18.08.2023 21:50

Bio-Grillkohle:
heimisches Holz vs. Tropenholz

Ist schon mal was Oder?

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DeaLi86 (1.857 Kommentare)
am 19.08.2023 12:25

Das wäre dann Regional und nicht Bio.

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observer (22.516 Kommentare)
am 19.08.2023 07:25

soll heissen - bio ist k e i n Garant ...

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rudolfa.j. (3.924 Kommentare)
am 18.08.2023 18:24

Möglicherweise traut sich die Lebensmittel polizei nicht in die Ställe bei manchem betreiber könnte das Messer locker sitzen

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transalp (11.185 Kommentare)
am 18.08.2023 18:14

"...stößt bei Gastronomievertretern aber weiter auf Ablehnung.. "
Aha.
Ich seh das so:
Die wollen die Tür weiter offen lassen, einzukaufen wo die wollen.
Egal woher!!
Egal wie das Produkt entstanden ist und unter welchen Bedingungen das Tier gehalten wurde!!
Haben die was zu verbergen?
Könnte man meinen.
Wer es ehrlich meint, kennzeichnet die Speisen!
Und da gibt's schon einige.

PS: Diese Kebab-Buden habe ich nie leiden können, die waren mir immer schon suspekt!
Nein Danke!

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rudolfa.j. (3.924 Kommentare)
am 18.08.2023 17:45

Alle Kebab "Ställe" müssen auf Hygiene untersucht werden, da fehlts

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Melinac (3.338 Kommentare)
am 18.08.2023 18:56

Das wäre schön längst an der Zeit! Das Fleisch oft so grauslich, dass man es nicht essen kann! Kebab Köche ungusterlich, ungepflegt, zuerst wischen sie die Flächen mit einem Fetzen ab und dann greifen sie das Kebab Gebäck an....🤮!
Nicht alle, aber sehr viele! Und die Preise über 6.....7€!!
Man wundert sich dann, warum ich am Abend auf dem Cl......sitze, und Durchfall habe!!😬

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nichtschonwieder (8.990 Kommentare)
am 18.08.2023 17:12

Dieses Zeugs würde ich sowieso niemals essen.

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linz2050 (7.142 Kommentare)
am 18.08.2023 16:13

Was haben Hygiene und Herkunftskennzeichnung miteinander zu tun? Nur Populismus von Leuten die nichts damit zu tun haben.

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transalp (11.185 Kommentare)
am 18.08.2023 18:19

NaJa, Qualitätsbetriebe achten wohl auf beides!
Jemand der nicht auf Hygiene achtet, wird wohl auch kaum eine Herkunftsangabe für sein Produkt geben.. vor allem keine riechenden, vor Fett triefenden Buden!
Pfui.

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