Angeln per allerhöchster Sanktion
Vor 150 Jahren wurde von einigen „verantwortungsvollen und tatenfreudigen Männern“ – wie es in der Chronik heißt – der Oberösterreichische Landesfischereiverein gegründet, was ihn zum ältesten Fischereiverein Österreichs macht. Ein Fischzug durch dessen Geschichte von Klaus Buttinger.
- Vor 150 Jahren wurde von einigen „verantwortungsvollen und tatenfreudigen Männern“ – wie es in der Chronik heißt – der Oberösterreichische Landesfischereiverein gegründet, was ihn zum ältesten Fischereiverein Österreichs macht. Ein Fischzug durch dessen Geschichte von Klaus Buttinger.
Die Gründungsväter des „Ersten Fischerclubs für Oberösterreich“, der am 13. Oktober 1865 aus der Taufe gehoben wurde, schrieben sich Hege und Pflege des Fischbestands auf ihre Fahnen. Nach wenigen Jahren benannte man sich in „Oberösterreichischer Fischerei-Verein um“ und bewies hellseherische Fähigkeiten. Für 1888 vermerkt die Vereinschronik einen „Hilferuf und den Hinweis über die fortschreitenden Gewässer-Regulierungen, Verschwinden der Innenwässer, Einengung der Flussbette etc.“ Diese und weitere Rufe blieben über viele Jahrzehnte zumeist ungehört, wie die heutigen Flussläufe zeigen, die mit immensem Aufwand renaturiert werden müssen (siehe Artikel unten).
Schon früh kümmert sich der Verein darum, die Fischerei ordentlich zu regeln. Das von ihm maßgeblich formulierte Landes-Fischereigesetz findet am 2. Mai 1895 „seine allerhöchste Sanktion“, wie es in der Monarchie hieß. Doch nicht nur junge Paragrafen bringt der Verein hervor, er greift auch den Fischen bei der Reproduktion unter die Flossen. 1881 gelingt der erste vereinsinterne Versuch, Forelleneier im Kiessand auszubrüten. Auch den größten heimischen Salmoniden, den Huchen oder Donaulachsen, verhilft man zu größerem Bruterfolg, indem laichreife Weibchen (Rogner) und Männchen (Milchner) abgestreift und die Eier künstlich erbrütet werden.
Zu dem Behufe fing man beispielsweise 1910 zur Laichzeit in der Traun 40 Huchen im Gesamtgewicht von 348 Kilogramm. Der schwerste Huchen wog 18,5 kg: ein Fischreichtum, von dem man heute nur träumen kann.
Der Verein kauft und pachtet zu Beginn des 20. Jahrhunderts immer mehr Fischwässer und warnt parallel dazu vor der Verschmutzung der Flüsse. Die Fischzuchtanlage in St. Peter in der Au muss dem Bau der Hermann-Göring-Werke (später Vöest) weichen. Aus dem Erlös des Zwangsverkaufs wird die alte Mühle „Mühlau“ in Ried im Traunkreis gekauft und ausgebaut.
Der Anschluss an NS-Deutschland wirkt sich auch in der Satzung des in „Bezirksfischervereinigung Oberdonau“ umbenannten Vereins aus. Mitglieder mussten „deutschen oder artverwandten Blutes sein“. Wer „Geschäfte mit Juden tätigt“, dem drohte der Vereinsausschluss.
Beuteorientierung versus Natur
Nach 1945 steigen die Aufwendungen für den Fischbesatz weiter. In viele Gewässer werden die robusten, aber aus Nordamerika stammenden Regenbogenforellen zur Freude beuteorientierter Fischer gesetzt, was der Weisheit letzter Schluss nicht ist. Doch langsam setzt sich die Ökologie durch. Eier und Jungfische heimischer Arten werden in den Gewässern ausgebracht und wachsen natürlich auf. Ein vernünftiger Zugang, dem Otter, Kormoran und Co. fast ein Ende bereiten. Fingen die Mitglieder und Lizenznehmer des Vereins in der Steyr rund 500 Äschen im Jahr, waren es ein Jahr nach dem Einfall von Kormoran-Hundertschaften 1990 gerade noch 13.
Zur 150-Jahr-Jubiläumsfeier dürfen die 100 Mitglieder des Vereins ein Referat erwarten mit dem Titel: „Gewässerbewirtschaftung zwischen Nachhaltigkeit und Erwartungshaltung“. Diese Ambivalenz wird sich wohl nie ändern.
Verständnis für Dinge unter der Wasseroberfläche
Vom Strom bis zum Bächlein: Es gibt viel zu tun, um die heimische Flusslandschaft wieder durchgängig für Fische zu machen. „Was sich seit unserem Gründungsjahr 1865 geändert hat, ist das allgemeine Verständnis für die Dinge, die unter der Wasseroberfläche sind“, sagte Peter Jilka, Präsident des Oberösterreichischen Landesfischereivereins. „Aber dieses Verständnis könnte durchaus noch wachsen.“
Jilka zeigt auf ein Info-Plakat beim Parkplatz des Kraftwerks Ottensheim auf der Wilheringer Seite. Hier wird ein Projekt beschrieben, das den modernen Zugang zur Gewässerökologie markiert: eine 14 Kilometer lange Fischwanderhilfe zwischen der Innbach-Mündung in die Donau und der Brandstatt bei Aschach. Dieses Umgehungsgerinne macht aus dem ehemals strukturlos begradigten Innbach-Aschach-Gerinne ein naturnahes Gewässer, das Tiefstellen, Buchten, Nebenarme und Flachwasserzonen aufweist, wo sich Fische vieler Arten und jeden Alters wohlfühlen können. Die Bauarbeiten haben kürzlich begonnen (siehe Foto Seite 1), die Kosten für das im Nationalen Gewässerwirtschaftsplan vorgesehenen Renaturierungsprojekts werden von EU, Bund, Land und Verbund geschultert.
„Für die Zukunft geht es darum, die Schäden der Vergangenheit zu beseitigen“, sagt Jilka. Gemeint sind die harten Fluss- und Seeverbauungen im Zuge von Flussregulierungen, Krafwerksbauten und Industrieanlagen. Flüsse und Bäche müssen für Fische wieder durchgängig werden – vom großen Strom bis zum kleinsten Bach mit seinen Laichplätzen –, nur so könne die natürliche Reproduktion wieder verstärkt stattfinden.
Folgerichtig setzt sich Österreichs ältester Fischereiverein für eine Fischerausbildung ein, die stärker auf Ökologie setzt. Jilka weiß aber auch, dass die meisten Fischer „etwas mit nach Hause nehmen wollen“. Das Erlebnis eines Angeltages in der Natur sei großartig, „aber allein damit wird es nicht gehen“. Dennoch habe über die vergangenen Jahre und mit der Aufnahme junger Mitglieder ein Umdenken im Verein stattgefunden.
Gemeinsam würden viele ehrenamtliche Stunden geleistet, um nachhaltig Gewässer zu bewirtschaften. Der Fokus in Richtung Zukunft liege auf der Schaffung von neuem Lebensraum für Unterwasserbewohner und nicht auf vollen Keschern.
Ausgewählte Zitate aus der Vereinschronik
- 1888 „Hilferuf und Hinweis des Vereines über die fortschreitenden Gewässer-Regulierungen, Verschwinden der Innenwässer, Einengung der Flussbette, etc.“
- 1930 „Es wird bedauert, dass das Allgemeininteresse für die Fischerei noch kein derartiges ist, dass von dieser Seite die Fischerei unterstützt würde.“
- 1948 „Klagen über mangelnde Fischereiaufsicht, Einführung motorisierter Kontrollen mit Motorrad (Ergreiferprämie Schilling 30,- für jeden angezeigten Fischdieb)“
- 1975 „Klagen über Überhandnehmen von Möven und Blesshühnern“