Virus ist Indikator für Stärke des Immunsystems
Das könnte nach Transplantationen helfen, die ideale Dosis an Immunsuppressiva zu finden
Niere, Leber, Herz: Wenn Patienten ein Spenderorgan transplantiert bekommen, rettet das oft Leben. Damit das Organ vom körpereigenen Immunsystem aber nicht abgestoßen wird, fahren sogenannte Immunsuppressiva das Immunsystem herunter. Die Dosierung ist etwa bei einer Nierentransplantation heikel: Bekommt der Patient zu viel von dem Medikament, ist er anfällig für Infektionen – bekommt er zu wenig, wird das Organ abgestoßen. Bisher wurde die Dosierung ausschließlich über den Medikamentenspiegel und das Körpergewicht bestimmt.
Künftig könnte ein Virus helfen, die individuell ideale Menge an immunsuppressiven Mitteln zu bestimmen. Das Torque-Teno-Virus (TTV) kommt im Blut von gesunden und kranken Menschen vor. Es löst keine Krankheiten aus, fungiert jedoch als Indikator für die Stärke oder Schwäche eines Immunsystems. Das erforschen Wissenschafter des Transplantationszentrums am Ordensklinikum Linz zusammen mit 18 anderen Partnern in sieben europäischen Ländern.
Forschung im Ordensklinikum
Bisherige Erkenntnisse aus dem Projekt "TTV GUIDE TX" zur optimalen Dosierung von Immunsuppressiva nach Nierentransplantationen sind vielversprechend. "Die ersten Ergebnisse sind konstant und daher vielversprechend. Wir sehen, dass die Dosierung der immunsuppressiven Mittel nach den TTV-Indikatoren in der Praxis funktioniert", sagt Daniel Cejka, Leiter der Abteilung für Nephrologie und Transplantationsmedizin im Ordensklinikum Linz Elisabethinen.
Der Primar macht auch Hoffnung auf andere Einsatzgebiete des erst kürzlich entdeckten Virus: "Nicht nur für Nierentransplantationen wird das Resultat dieser Forschung in Zukunft von Bedeutung sein. Auch bei anderen Organverpflanzungen, wie von Herz, Lunge oder Leber, sowie Knochenmarkstransplantationen sind die Ergebnisse von großem Nutzen", sagt der Arzt. Abseits der Transplantationsmedizin könnten künftig auch Patienten mit Autoimmun-, Infektions- und onkologischen Krankheiten von den Forschungsergebnissen profitieren.
Interessant, dass nun nicht mehr der Spiegel der Immunsuppressiva, sondern ein Virus im Blut bestimmt werden soll, um die ideale Dosis heraus zu finden. Jedenfalls kann man generell sagen, dass schon mehr als 10 Jahre die Dosis der Immunsuppressiva generell extrem vermindert wurde, da zuviel den transplantierten Organen bekanntlich schadet! Jetzt reicht ein Viertel täglich von der vorher gegebenen Dosis des Erstmedikaments und ein Siebentel wöchentlich des zweiten Medikaments. Das ist schon sensationell, dass in dieser Richtung die Forschung sich stetig weiter entwickelt! Nicht zuletzt ist das auch eine signifikante Ersparnis für die Krankenkassen.