Welt-Alzheimertag: Gesunder Lebensstil könnte davor schützen
Medikamentöse Therapien, die den Krankheitsverlauf stoppen - oder sogar heilen - gibt es derzeit bei Morbus Alzheimer noch nicht. Am ehesten lässt sich das Risiko durch einen gesunden Lebensstil reduzieren, betonten österreichische Experten
Alzheimer gilt als gesundheitliche, gesellschaftspolitische und volkswirtschaftliche Zeitbombe. Derzeit sind in Österreich geschätzte 100.000 Personen an Alzheimer erkrankt, diese Zahl wird bis zum Jahr 2050 auf 230.000 ansteigen - weltweit werden es dann mehr als 151 Millionen sein. Ursache dieser Entwicklung ist die älter werdende Gesellschaft", wurde Reinhold Schmidt (Österreichische Gesellschaft für Neurologie) zitiert.
Ein Ziel ist, die Alzheimererkrankung bei symptomfreien Patienten mit erhöhtem Risiko für Demenz zu stoppen, bevor sich diese aktiv entwickelt. Dazu werden derzeit verschiedene Biotech-Medikamente (monoklonale Antikörper) untersucht, welche vor allem gegen die Beta-Amyloid-Ablagerungen gerichtet sind, die sich im Rahmen der Erkrankung im Gehirn ansammeln. Einen Durchbruch gab es dabei noch nicht. Gewisse Erwartungen gelten auch den BACE1-Inhibitoren, die, anders als die Antikörper Bapineuzumab und Solanezumab, Beta-Amyloid nicht entfernen, sondern seine Produktion verhindern sollen. In Studien bewährt hat sich laut dem Wiener Alzheimer-Spezialisten Peter Dal-Bianco eine medikamentöse Behandlung mit Cholinesterase-Hemmern und Glutamatrezeptor-Antagonisten: "Leider wird diese Kombination von den österreichischen Sozialversicherungen oft unsystematisch und inkonsequent refundiert."
Es bleiben bisher vor allem Präventionsmaßnahmen. "Dass z. B. Bluthochdruck, Diabetes, Adipositas, Depressionen, Alkoholkonsum, Rauchen und Traumen Treiber von Alzheimer sind, ist bekannt. Mithilfe von Präventionsmaßnahmen würde jeder dritte gefährdete Mensch den Ausbruch seiner Krankheit nicht erleben", sagte Dal-Bianco. Das Ergebnis einer internationale Studie mit 121 Probanden mit beginnenden kognitiven Einschränkungen zeigte demnach: Je fitter die Teilnehmer waren und je mehr sie sich im Alltag bewegten, desto besser waren ihre kognitiven Leistungen.
Die Ergebnisse einer Metaanalyse von 39 größeren Studien zeigen Zusammenhänge zwischen Übergewicht und Demenz auf. Demnach schadet ein hoher BMI-Wert auf lange Sicht, Übergewicht in der Mitte des Lebens könnte das Demenzrisiko erhöhen.
Auch die Bedeutung des Alkoholkonsums im Zusammenhang mit Morbus Alzheimer wird immer genauer erforscht. Eine Analyse der Daten von 31 Millionen französischen Patienten kommt zum Ergebnis, dass bei 38,9 Prozent der Patienten mit früh einsetzende Demenz (unter 65 Jahren) die Erkrankung maßgeblich dem Alkoholmissbrauch zuzuschreiben sei. Es zeigte sich ein um den Faktor 3,35 erhöhtes Risiko für eine Demenzerkrankung bei krankhaftem Alkoholmissbrauch. Auch moderater Alkoholkonsum ist nicht harmlos, sondern schädlich für die Denkleistung.
Aktuelle Daten von 236.000 Teilnehmern von 16 Studien an großen Personengruppen haben gezeigt, dass Menschen, die regelmäßig entzündungshemmende Medikamente (NSAR) einnehmen, um 20 Prozent seltener an Morbus Alzheimer erkranken als andere. Ob eine Behandlung mit NSAR auch vorbeugend eingesetzt werden könnte, muss aber erst geklärt werden.
Neue Studien beschäftigen sich auch mit Zusammenhängen zwischen Herpesviren und Alzheimer-Demenz. Besonders die Herpesviren HHV-6A und HHV-7 fielen bei der Untersuchung von Alzheimer-Patienten auf. Die Alzheimer-Demenz könnte also die Folge eines aktiv gewordenen Abwehrsystems gegen bestimmte Herpesviren sein. Gegen Herpes-Erkrankungen gibt es an sich wirksame Medikamente.
Ein gesunder Lebensstil ist Prävention gegen viele Erkrankungen. Jeder weiß doch eigentlich, dass starker Alkoholkonsum, Rauchen und ungesunde Ernährung, langfristig gesehen, die Gesundheit massiv schädigen kann. Die Vermutung, dass Alkoholmissbrauch den Morbus Alzheimer fördern kann, ist für mich nur logisch. Die Menschen, die ich kenne, die viel trinken, haben oftmals ein sehr schlechtes Kurzzeitgedächtnis.