Architekten kritisieren neue Vorgaben für sozialen Wohnbau
LINZ. Auch Eternit-Vorstand findet den Standardausstattungskatalog für soziale Wohnbauten "befremdlich" und ist "enttäuscht", dass die Politik nicht vorher das Gespräch suchte.
Die Kosten für den sozialen Wohnbau in Oberösterreich sollen gesenkt werden. Deshalb müssen sich die Bauherren künftig an den neuen Standardausstattungskatalog halten. Alles, was aus Sicht der Politik überflüssig ist, wurde darin gestrichen. "Möglichst einfache Grundrisse" und "weiße Plastikfenster" sollen künftig die Gebäude prägen, um sie leistbarer zu machen. "Wir sind die Avantgarde des österreichischen Wohnbaus", lobte der zuständige Landesrat Manfred Haimbuchner (FP) den Katalog.
"Rückschritt in 1930er-Jahre"
Die selbsternannte "Avantgarde" muss nun allerdings von mehreren Seiten Kritik einstecken. Die Architektenkammer rief eine Petition ins Leben, um "diesen Rückschritt in die 1930er-Jahre" zu verhindern. 221 Architekten und Interessierte haben binnen einer Woche unterzeichnet. "Weniger Fenster, mehr verputzte Wände und kein Sinn für Ästhetik", so fasst Bettina Brunner von der Architektenkammer die Vorschriften im Standardausstattungskatalog zusammen. Der Katalog wurde vom Wirtschaftlichkeitsbeirat verfasst, der aus drei Baumeistern besteht. Auch das stört die Architekten, denn "andere Blickwinkel wurden erst gar nicht zugelassen", sagt Brunner. Sie fordert, dass Haimbuchner den Katalog zurückzieht und zuerst mit allen Betroffenen das Gespräch sucht.
Aber nicht nur die Architekten ziehen gegen den Standardausstattungskatalog ins Feld. Auch Wirtschaftstreibende sind unzufrieden: "Wir sind maßlos enttäuscht, dass keiner mit uns vorher darüber gesprochen hat. Wir haben als Firma Oberösterreich wie kaum eine andere geprägt", sagt Eternit-Vorstandsmitglied Hans-Jörg Kasper. Durch das Vorschreiben von Flachdächern und das Verbot von vorgehängten Fassadenelementen seien Eternit-Produkte nun meist schon von vornherein vom sozialen Wohnbau in Oberösterreich ausgeschlossen: "Wir werden uns gegen diese Entscheidung zur Wehr setzen." Die Einsparungen, die durch den Katalog erzielt werden sollen, seien laut Kasper nur kurzfristige. Nachhaltigkeit habe bei den Entscheidungen augenscheinlich nur eine untergeordnete Rolle gespielt, sagt er.
Im Büro des Landesrates signalisiert man indes Gesprächsbereitschaft: "Es ist ein offenes, lebendiges Dokument. Wir sind für Vorschläge jederzeit offen. Wichtig ist aber, dass alle Beteiligten verstehen, dass Einsparungen einfach notwendig sind", sagt Haimbuchner-Sprecher Andreas Steindl.
Aus welchen Gründen wurden Architekten und Baustoffhersteller nicht schon früher einbezogen? "Warum sollten wir uns Lobbyvertreter bei einer solchen Entscheidung ins Büro setzen?"
augenscheinlich nur eine untergeordnete Rolle gespielt, sagt er...
Da hat er durchaus recht, das sieht man am Beispiel der Fassaden. Aus vermeintlicher Sparsamkeit wird ein Vollwärmeschutz draufgepickt (weil nun mal am Billigsten), der nach 15-20 Jahren ein Sanierungsfall ist, und schon nach ein paar Jahren veralgt und verschimmelt, weil bauphysikalisch gar nicht anders möglich, und nicht mehr anzusehen ist, weil so schiach!
Hochwertigere Systeme, die optisch ansprechend sind, eine halbe Ewigkeit halten und summa summarum langfristig sogar billiger kämen gäbs zu Hauf, werden aber durch kurzsichtige Fördervorgaben verhindert.
Warum sollen wir uns Lobbyvereine ins Boot setzen?
Für Vorschläge sind wir offen.
Hört sich grundsolide an.
Aber ungewöhnlich...
das hat mir der bauleiter einer großen wohnungsgenossenschaft auch gesagt als ich dinge in unserer wohnung reklamiert habe.
dabei ist unsere wohnung/genossenschaft noch höchststandard gemessen an dem was man sonst so sieht, neubau mit heizkörpern, türblätter "altwien", glatte betonstiegen in offenen stiegenhäusern die im winter spiegelglatt sind, WRL ohne schalldämpfer wo man den nachbarn durch alle stockwerke reden hört und und und!
die architekten sollen nicht nur aufs design schaun sondern auch darauf das es ausführbar, kostengünstig und haltbar/Nachthaltig ist.
das könnens aber ned, redet mal mit einem baumeister die schlagen die hände übern kopf zusammen.
oder fragt mal normale häuslbauer wie viele ein paar tausend euro für die pläne vom architekten hingelegt haben und dann eingefahren sind!
kunststofffenster in weiß sind doch ok.
flachdächer bieten die möglichkeit für solar und photovoltaik.
so viel Wahrheit verträgt nicht jede genossensschaft
Ich empfehle Herrn Haimbuchner die Containerbauweise. Vorteil dieser Kästen: Die Module werden den einzelnen Bedürfnissen angepasst und alle Anschlüsse sind vormontiert. Sie werden nur noch nebeneinander und aufeinander verankert. Die Wohneinheiten sind je nach Bedürfnis individuell anpassbar. Damit lässt sich ein 10-geschossiges Hochhaus um die Hälfte der Baukosten und um 60% schnellere Bauerstellung garantieren. Nur vom Flachdach rate ich ab, da es bei Witterungsunbill zu Wasserstau und Deckenschäden kommen kann. Und um die Baukosten nochmals zu verringern, würde ich auf Balkone verzichten.
Muß mit gewissen Vorgaben rechnen. Daß Architekten wegen Einbussen bangen ist auch verständlich. Hier geht's aber um Steuergeld und nicht Irgendwelche Sonderwünsche.
Schreibt der Haimbuchner seelenlose Kästen mit Flachdächern vor, ist das gut und richtig. Machts wer anderer, ist es ein "DDR-Plattenbau" oder so.