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Pionierin der Entwicklungshilfe hat in Korea eine „zweite Heimat“ gefunden

Von Alfons Krieglsteiner, 24. November 2012, 00:04 Uhr
Pionierin der Entwicklungshilfe hat in Korea eine „zweite Heimat“ gefunden
Der Herrgottswinkel daheim ist Franziska Payrhubers Lieblingsplatz. Bild: Zachl

STEYR. Sie war überschaubar, die Schulkarriere von Franziska Payrhuber (83). Sieben Jahre Volksschule in Dietach bei Steyr, „dann wurde ich 1943 zum Arbeitsdienst eingezogen.“ Trotzdem hat sie es geschafft, selbst Universitätsprofessoren Deutschunterricht zu erteilen.

Nebenbei, in ihrer Zeit als erste oberösterreichische Entwicklungshelferin. Von 1961 bis 1965 dauerte dieser prägende Lebensabschnitt im fernen Korea. Im Gespräch mit den OÖNachrichten denkt sie gerne – und nicht ohne Wehmut – daran zurück.

OÖNachrichten: Was hat Sie denn damals bewogen, nach Korea zu gehen?
Payrhuber: Ich war Dekanatsführerin der Katholischen Landjugend. Innerlich habe ich die Berufung zur Missionsarbeit gespürt. Als dann Bischof Han aus Korea die Katholische Frauenbewegung Österreichs ersuchte, im Rahmen der Aktion „Familienfasttag“ nicht nur Geld, sondern auch menschliche Hilfe in seine Diözese Jeonju südlich von Seoul zu schicken, habe ich mich gemeldet.

Was hat Sie dort erwartet?
Nach dem Koreakrieg gab es viele Waisen. Als ausgebildete Hauswirtschafterin sollte ich in Jeonju das neue Waisenhaus, das „Catholic Centre“, verwalten. Doch das kam aus Geldmangel nicht zustande, das Centre wurde zu einer Bildungseinrichtung umgewidmet. Mit meinen beiden österreichischen Begleiterinnen habe ich einen Kindergarten eingerichtet, eine Schneiderei, sogar Hostien haben wir hergestellt. Mit dem Rad bin ich in die Pfarren gefahren, habe Kurse abgehalten und am Familienfasttag auch gepredigt.

Und Deutschunterricht erteilt?
Das war eine kleine Einnahmequelle, ich war ja weder kranken- noch pensionsversichert, habe nur auf Gott vertraut. Da kamen sogar Uni-Professoren aus Jeonju, um bei mir ihr Deutsch zu verbessern. Ich erinnere mich noch, dass es einmal um die Frage ging, ob es „der“ oder „das“ Benzin heißt.

Wie haben die Menschen in Korea auf Sie gewirkt?
Sie waren arm, unendlich dankbar für Gesten des Wohlwollens und Respekts. Jeden einzelnen Apfel haben sie mit mir geteilt, eine bettelarme Familie hat für mich ein Hühnchen gekauft und durchgefüttert, um es mir zur Feier der Erstkommunion zu schenken. Als ich lebensbedrohlich an Hepatitis erkrankte, haben meine koreanischen Mitarbeiterinnen Nacht für Nacht bei mir gewacht. Ihre Hilfsbereitschaft hat mich zutiefst berührt.

Wegen der Krankheit mussten Sie Ihren Aufenthalt beenden?
Leider ja. Ich wurde im Krankenhaus Kirchdorf behandelt, wollte dann wieder zurück, aus Sorge um meine Gesundheit hat das die Katholische Frauenbewegung aber abgelehnt. Ich wurde Pfarrhaushälterin, arbeitete als Wirtschafterin in einem Sprachenzentrum in Bonn. Bis zur Pension leitete ich einen Pfarrhaushalt im Mühlviertel.

Denken Sie noch oft an Ihre Zeit in Korea zurück?
Sie bleibt mir immer gegenwärtig, Korea ist meine zweite Heimat. Am meisten froh stimmt mich, dass unser Säkularinstitut in Jeonju noch heute besteht.

Möchten Sie noch einmal dorthin reisen?
Lieber nicht. Ich fürchte mich zu sehr davor, dass die neuen Eindrücke das liebgewordene Bild, das ich mir im Herzen bewahrt habe, stören könnten.

 

OÖN verlosen neues Buch über Entwicklungshilfe

In einer neuen Publikation hat das Land OÖ die Biografien von 100 Entwicklungshelfern, darunter Franziska Payrhuber, zusammengefasst. „50 Jahre Entwicklungshilfe“ lautet der Titel des 464 Seiten starken Bandes, ein Geschenk an Pfarren, Bibliotheken und Schulen.

Die OÖNachrichten verlosen gemeinsam mit dem Referat Entwicklungszusammenarbeit 20 Gratisexemplare unter nachrichten.at/gewinnspiele.

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1  Kommentar
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tacitus (4.799 Kommentare)
am 24.11.2012 13:14

ich kenne dich aus den 70iger Jahren, als du für Pfarrer Holzmann den Haushalt und Pfarrhof führtest. ich kenne noch das Kimtschi, dass allerschärfste Kraut aus Korea, das ich jemals gekostet habe. du warst immer eine sehr engagierte und bewundernswerte Frau. ich freue mich, dass es dir so gut geht und dass noch immer voll engagiert bist. ich wünsche dir alles gute und viele, viele gesunde glückliche Jahre !!!!

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