Eltern als Vorbilder: Handypause beim Abholen der Kinder aus Kindergärten
LINZ. Eine Initiative an Kindergärten und Krabbelstuben in Oberösterreich gibt Eltern zwölf Tipps für den bewussten Umgang mit dem Handy in Gegenwart ihrer Kinder.
Konzentrationsschwächen, Schlafstörungen, Sprachdefizite und Verhaltensstörungen: Ein früher und mitunter exzessiver Medienkonsum hat schon bei Kleinkindern schwerwiegende Folgen. Das "Einstiegsalter" für digitale Medien sei in den vergangenen Jahren stark gesunken, gleichzeitig sei es bei der Nutzungsdauer zu einem Anstieg gekommen, sagt Rainer Schmidbauer, Leiter des Instituts Suchtprävention von pro mente. Mit dem Land Oberösterreich hat man daher eine Informationskampagne gestartet. Ziel ist es, dass die Eltern frühzeitig für eine kindgerechte Medienerziehung sensibilisiert werden, ihren eigenen Medienkonsum kritisch hinterfragen und beim Abholen des Nachwuchses aus dem Kindergarten und der Krabbelstube eine bewusste Handypause einlegen.
62 Minuten vor Bildschirmen
Vor wenigen Jahren wandten sich noch die Schulen mit Fragen über den richtigen Umgang von Jugendlichen mit digitalen Medien an das Institut Suchtprävention. Mittlerweile ist das Thema in den Kindergärten angekommen, wie Rückmeldungen aus der Praxis und Studien zeigen: Jedes fünfte Kleinkind hat bereits ein eigenes Smartphone oder Tablet und die Zwei- bis Dreijährigen verbringen täglich im Schnitt 62 Minuten vor den Bildschirmen.
Mit der langfristig angelegten Initiative "Handypause beim Abholen" steht aber nicht der Medienkonsum der Kinder, sondern jener der Eltern im Fokus. Durch Botschaften auf Postkarten und Plakaten im Eingangsbereich von Kindergärten und Krabbelstuben sollen die Erziehungsberechtigten für einen bewussten Umgang mit dem Smartphone in Gegenwart ihrer Kinder sensibilisiert werden. "Es geht nicht um Verbote, sondern um sinnvolle Grenzen und bewusste gemeinsame Zeit – für eine starke Eltern-Kind-Beziehung von Anfang an", sagt Landeshauptmann-Stellvertreterin Christine Haberlander (VP).
Kostenloses Angebot
Interessierten Kindergärten und Krabbelstuben werden kostenlos die zwölf verschiedenen Plakate und Postkarten mit jeweils einem Tipp geschickt. Zusätzlich halten Mitarbeiter des Instituts Suchtprävention Elternabende ab und schulen die Pädagogen.
"Wenn man Eltern mit dem eigenen Medienkonsum und jenem der Kinder konfrontiert, ist man schnell in einem Spannungsfeld. Wir wollen aber nicht mit dem moralischen Zeigefinger kommen, sondern Tipps für den Alltag geben, ermutigen und unterstützen", sagt Schmidbauer. Neos-Landtagsabgeordnete Julia Bammer reagiert in einer Aussendung und nennt die Initiative einen wichtigen Impuls: "Aufmerksamkeit und Vorbildwirkung sind der Schlüssel für eine gesunde Entwicklung unserer Kinder."
Gerade die ersten drei Lebensjahre sind die zentrale Zeit für das Entstehen einer Eltern-Kind-Beziehung. "Eine gute Bindung ist eine wichtige Basis für die weitere Entwicklung der Kinder", sagt Schmidbauer. Feinfühliges agieren, Blickkontakt und eine bewusste Auseinandersetzung mit den Erlebnissen und Gefühlen der Jüngsten sei dabei gefragt. "Ganz schlecht ist es, wenn wir abgelenkt sind, weil wir noch eine Nachricht am Handy schreiben oder gerade irgendwelche Apps checken", sagt Schmidbauer.
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Der Tipp mit der Handypause ist bei Betufstätigen wirklich sehr schlau und praxisnah.
Der "gute" Tipp kommt aber auch von Politikern und öffentlich Bediensteten.
Man sollte den Kindern lieber beibringen, dass ein Mobiltelefon primär ein Werkzeug und kein Spielzeug ist. Darum geht es doch, und wenn man ein Werkzeug benötigt, nutzt man es besser auch.
Wenn man es nicht benötigt, dann eben nicht. Um die Sinnfindung geht es auch hier.
Niemand würde eine nötige Starthilfe beim Auto ablehnen, weil gerade "werkzeugfreie Zeit" für die Kinder vorgespielt wird.
Wir haben 3 Kinder, und die haben sehr früh schon Mobiltelefone bekommen und die sinnbringende Nutzung erlernt. Sinnvolle Telefongespräche oder Antworten der Eltern, und sei es nur "ich rufe gleich zurück" können niemals ein Problem für Kinder sein. Im Gegenteil.
Aber in den meisten Fällen geht es um reine Spielereien und Selbstinszenierung der Eltern übers Mobiltelefon, und das ist das klarerweise Gift für die Kindeserziehung, weil schlechtes Vorbild. Wieso kann man das nicht offen aussprechen?