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Die Römerburg Oberranna ist laut Archäologen einzigartig in Europa

Von René Jo. Laglstorfer, 02. August 2017, 00:04 Uhr
Die Römerburg Oberranna ist laut Archäologen einzigartig in Europa
So stellt sich der Engelhartszeller Landschaftsmaler Mario Würstl anhand der aktuellen Ausgrabungsergebnisse das römische Kastell Oberranna vor. Bild: Rejola

ENGELHARTSZELL. Stefan Traxler vom Oö. Landesmuseum sieht nur in Syrien ein besser erhaltenes Bauwerk.

"Ich neige ja nicht zu Übertreibungen, aber dieser Fund ist weltweit fast einzigartig", sagt Landeshauptmann Thomas Stelzer über die Römerburg im Ortsteil Oberranna in der Gemeinde Engelhartszell (Bezirk Schärding): Vor rund 1700 Jahren errichteten die Römer ein quadratisches, bis zu zehn Meter hohes Kastell mit vier massiven Wehrtürmen und einer römischen Badetherme hochwassersicher direkt an der Donau. Etwa 30 römische Soldaten könnten von dort die Kontrolle über den damals schon als Verkehrsweg genutzten Donau-Strom ausgeübt haben, schätzt Stefan Traxler vom Oö. Landesmuseum.

Er und Stelzer präsentierten gestern in unmittelbarer Nähe zum römischen Sensationsfund gemeinsam mit Friedrich Bernhofer, früherer Präsident des Oö. Landtags, sowie mit Roland Pichler, Bürgermeister von Engelhartszell, die neuesten Ausgrabungsergebnisse der Öffentlichkeit.

Wilde Partys im "Römerkeller"

Dabei ist es einem glücklichen Zufall zu verdanken, dass Teile des direkt an der Donau gelegenen Kastells heute noch so gut erhalten sind: Ein mittelalterlicher Gasthof, der vor rund 500 Jahren über einem der Wehrtürme erbaut wurde, konservierte einen Teil der römischen Befestigungsanlage. "Das einzige vergleichbare Bauwerk aus der Römerzeit, das noch besser erhalten ist als unseres, steht mitten im Kriegsgebiet in Syrien und ist derzeit nicht zugänglich", sagt Traxler, der als Projektleiter über die Ausgrabungen für die Oö. Landesausstellung wacht. 2018 werden dabei nicht nur die Römerburg in Oberranna, sondern auch das Römerbad im elf Kilometer stromabwärts gelegenen Schlögen (Bezirk Eferding) sowie die Römersiedlung Enns die Hauptattraktion der neuen Landesausstellung sein.

Bereits 1840 stießen Forscher in Oberranna erstmals auf römische Mauerreste. 120 Jahre später beschädigten Baggerarbeiten für eine neue Tankstelle Teile des Römer-Bauwerks. Noch bis in die 1970er-Jahre hinein ist es im von Volksmund genannten "Römerkeller", der jahrhundertelang als Lager- und Weinkeller genutzt wurde, unterhalb des Gasthofes zu ausschweifenden Festen "mit der hübschen Wirtstochter" gekommen, wie sich Bürgermeister Pichler erinnert.

Dabei ist der "Römerkeller" ursprünglich gar kein Keller gewesen: Im 4. Jahrhundert befand sich der heutige Keller noch auf ebenerdigem Niveau und war Teil des römischen Nordturms. Im Lauf der Jahrhunderte sank er ab. Vermutlich wegen der angenehm niedrigen Temperatur bauten die Wirtsleute im späten Mittelalter unmittelbar an die römischen Mauern einen zweiten Mauerkranz dazu, der das heutige Gewölbe des Kellers trägt. "Das Schöne ist, dass man diesen Verbindungsraum zwischen Römerzeit und Spätmittelalter bis heute fast ebenerdig betreten kann – das ist sehr selten für römische Ausgrabungsfunde", sagt Bernhofer, von 1979 bis 2002 Bürgermeister in Engelhartszell.

Weltkulturerbe ist in Sicht

Seit 1985 steht das römische Bauwerk unter Denkmalschutz. 2006 stürzte der Gasthof in sich zusammen. Viele Jahre bemühte sich die Gemeinde, dem privaten Eigentümer das Grundstück abzukaufen. Mit finanzieller Unterstützung durch das Land gelang im März eine sehr kostengünstige Einigung. Seither gräbt ein vierköpfiges Archäologenteam im Auftrag des Oö. Landesmuseums. Die direkt vorbeiführende Bundesstraße wurde gerade für 120.000 Euro versetzt. Derzeit wird am neuen Donauradweg gearbeitet. "2018/19 hat Oberranna die Chance, als Teil des römischen Donau-Limes UNESCO-Weltkulturerbe zu werden. Das wollen wir touristisch nutzen", sagt Bernhofer, der auch der Tourismus-Werbegemeinschaft Donau OÖ vorsteht.

Faszination Ärchologie

Diese drei Persönlichkeiten tragen zur Erhaltung der Römerburg Oberranna bei

„Wir wollen bei der Oö. Landesausstellung 2018 die Geschichte anhand der Römerburg Oberranna erlebbar machen.“
Thomas Stelzer, Landeshauptmann

„An der Römerburg führen der Wandersteig, der Donauradweg und die Nibelungenstraße vorbei.“
Friedrich Bernhofer, „Donau OÖ“-Vorsitzender und Altbürgermeister

„Ich habe mich 15 Jahre dafür eingesetzt, das Römer-Grundstück anzukaufen. Jetzt hat es geklappt.“
Roland Pichler, Bürgermeister Engelhartszell

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