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Mutige Entscheidung am Anfang: Setzt Braunau noch ein Zeichen?

Von Von Monika Raschhofer, 22. Juli 2010, 00:04 Uhr
Mutige Entscheidung am Anfang: Setzt Braunau noch ein Zeichen?
A. Maislinger Bild: mora

BRAUNAU. „Schwieriges Erbe“ war das Thema eines Arbeitskreises der attac-Sommerakademie in Ranshofen. Wie richtig der Mahnstein ist und wie wichtig, was im Hitler-Haus geschieht, wurde besprochen.

„Ohne seine Initiative und seinen Mut gäbe es den Mahnstein nicht“, bewertete Andreas Maislinger, wissenschaftlicher Leiter der Braunauer Zeitgeschichte-Tage und Leiter des Arbeitskreises „Schwieriges Erbe“ bei der attac-Sommerakademie, die einsame Entscheidung des seit 1989 amtierenden Braunauer Bürgermeisters Gerhard Skiba.

„Demokratie neu denken“, war das Thema der Akademie, zu der mehr als 300 Teilnehmer fünf Tage in Ranshofen gekommen waren. Attac tritt weltweit für eine demokratische und sozial gerechte Gestaltung der Wirtschaft ein.

Skiba erzählte den Arbeitskreisteilnehmern, dass er am 5. Jänner 1989 das Bürgermeisteramt übernommen habe. Quasi die „Morgengabe“ für seine Amtszeit sei der 100. Geburtstag Hitlers am 20. April des selben Jahres gewesen. Braunau stand deshalb im Interesse der Weltöffentlichkeit. Skiba setzte ein Zeichen: Der Mahnstein vor dem Geburtshaus – damals in der Stadt noch umstritten – wurde weltweit wahrgenommen.

Die Stadt begann, sich ihrer Vergangenheit zu stellen. Eine Haltung, die Erich Marschall, früherer Chefredakteur der Neuen Warte am Inn, bereits 1986 in einem Kommentar gefordert hatte. „Es hat einen kleinen Kreis von Mitstreitern gegeben, darunter Wolfgang Simböck, der mir volle Unterstützung zugesichert hat“, erzählte Skiba, was ihm die einsame Entscheidung für den Mahnstein ermöglicht hat.

Die Welt blickt auf Braunau

Weltweites Interesse gab es auch für die Initiative „Braunau setzt ein Zeichen“, die Reinhold Klika, damals als Nachfolger Marschalls Redaktionsleiter der Braunauer Rundschau, im Jahr 2000 setzte: SPÖ, ÖVP, FPÖ und Grüne traten gemeinsam für ein „Haus der Verantwortung“ ein.

Er habe jahrelang nachgebohrt und bedauere, dass bislang nicht wirklich was geschehen sei, ergänzte Klika. „Es braucht einen, der sagt: Das machen wir. Wie beim Mahnstein“, sagte Maislinger. Erst wenn die Lebenshilfe nicht mehr im Gebäude ist, solle über weitere Schritte offen geredet werden, sagt Skiba gegenüber der Warte.

Bei den Braunauer Zeitgeschichte-Tagen geht es heuer (24. bis 26. September) um das Thema „Alte Stadt“. 2011, bei den 20. Zeitgeschichte-Tagen, wird das erste Thema „Unerwünschtes Erbe“ wiederholt. Was sich seither in den betroffenen Orten geändert hat, ist Inhalt.

Dem Wehrdienstverweigerer Franz Jägerstätter in Braunau ein Zeichen zu setzen, gelang der Gemeinde nicht. „Die Leute haben gesagt, Jägerstätter habe seine Familie im Stich gelassen. Ich habe mit seiner Familie gesprochen. Die sagt das nicht“, erinnert sich Christian Spaemann, der ins Innviertel übersiedelte, um die Leitung der Klinik für psychische Gesundheit zu übernehmen, an die Stimmung vor der Seligsprechung des Bauern aus St. Radegund. Der Arzt initiierte, dass der öffentliche Park beim Krankenhaus nach Jägerstätter benannt wurde. Spaemann zollte Skiba Anerkennung für dessen Agieren 1989: „Sie haben Braunau vor einer Blamage gerettet.“

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