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Ein Künstlerpaar, daheim in Worten und in Bildern

Von Reinhard Burgstaller, 09. Februar 2019, 15:36 Uhr
Ein Künstlerpaar, daheim in Worten und in Bildern
Zu Gast beim Künstlerpaar Sonja Krünes-Rager und Wilhelm Rager in Schärding Bild: Burgstaller

SCHÄRDING. Gedicht des Schärdingers Wilhelm Rager mit internationalem Lyrikpreis ausgezeichnet

Er, in sich ruhend, schmunzelnd, gemütlich wirkend. Sie, in Worten aus sich herausgehend, umtriebig, dabei alles andere als aufdringlich. Beide wunderbare Erzähler. Beide ehemalige Professoren am Schärdinger Gymnasium. Beide ein Paar. Beide anerkannte Künstler. In freilich unterschiedlichen Stilrichtungen.

Wilhelm Rager hat sich der lyrischen Schriftstellerei – mit Hang zum Archäologischen – verschrieben. Gattin Sonja hat sich weit über Schärding hinaus einen Namen als akademische Malerin gemacht. Beide sind derart mit Kunst verwoben, dass es scheinbar logisch ist, dass sie auch in einer nach einem Künstler – Ernst Degn – benannten Straße leben. Wer das Glück hat, beiden gleichzeitig zuhören zu dürfen, sollte sich Zeit nehmen. Nicht nur, weil beide viel aus ihrem Leben – vor allem künstlerischen – zu erzählen haben. Sie tun das auf höchst interessante Art, sehr sympathisch. Der Grund meines Besuches bei dem Paar: Wilhelm Ragers Gedicht "In der scheinbaren Einfalt der Dinge" wurde kürzlich vom Bielefelder Lorbeer-Verlag mit dem internationalen Lyrikpreis "Lyrischer Lorbeer" in Silber ausgezeichnet.

Ein lyrisches Lebenswerk

Begründet wurde die Auszeichnung unter anderem so: "Dieses Gedicht steht stellvertretend für das lyrische Lebenswerk des Schriftstellers. Seit Jahren ist Rager immer wieder erfolgreicher Teilnehmer des Wettbewerbes und konnte seinen eigenen Stil prägen und etablieren. Der naturwissenschaftlich-archäologische Ansatz seiner Poesie ist tiefsinnig und hintergründig. Rager verliert aber nie das Zwischenmenschliche als eigentliche Essenz seines Schreibens aus den Augen..."

Baujahr 1971 hat Rager noch immer großen Spaß am Schreiben. "Den Notizblock habe ich immer dabei." Mit zwei Kugelschreibern, könnte ja einer den Geist aufgeben. Unvorstellbar, wenn wegen eines streikenden Stiftes die eben gefassten Gedanken nicht sofort festgehalten und niedergeschrieben werden könnten. Zum Schreiben ist in den siebziger Jahren – "als wir die Grundfeste unseres Hauses errichteten" – die Archäologie gekommen. Weil Rager beim Schaufeln das eine oder andere Uralt-Exponat gefunden hat. Professor Rager ist inzwischen auch zum gefragten Archäologen geworden. "Es liegen ja so unglaublich viele Trümmer herum."

Gemeinsam kreativ

Zum Unterschied von Wilhelm Rager kommt dessen Gattin aus einem "sehr kunstsinnigen Haus". "Meine Eltern haben mich stets unterstützt", ist Sonja Krünes-Rager dankbar. Heute frönen beide gemeinsam ihren so unterschiedlichen Künsten. "Wenn ich meine Malutensilien packe und mich irgendwo in der Natur für Stunden niederlasse, ist mein Mann stets dabei", erzählt die Dame des Hauses. In einer ganz anderen Stilrichtung freilich. "Ich schnapp halt mein Notizheft und schreibe diesen oder jenen Gedanken nieder", sagt Wilhelm Rager.

Wer nun glaubt, dass nach so einer Niederschrift ein Lyrik-Gedicht bereits fix und fertig ist, irrt. "Oh Gott", seufzt Rager. "An dem jüngst mit dem Lyrik-Preis ausgezeichneten Gedicht habe ich praktisch Jahrzehnte gearbeitet. Zumindest sind vor Jahrzehnten niedergeschriebene Fragmente in das im Vorjahr zusammengefügte Gedicht eingeflossen."

Das Haus von Sonja und Wilhelm Rager ist ein richtiges Kunstzentrum: Bilder verschiedener Stilrichtungen – sogar gestickte – zieren die Wände, archäologische Funde sind in Glasvitrinen zu bewundern. Auch wenn die geschriebenen Gedanken des Hausherrn nicht sofort zu sehen sind, zu spüren sind sie auf Schritt und Tritt.

 

In der scheinbaren Einfalt der Dinge

Wilhelm Rager

dass sich dir
in der scheinbaren Einfalt
der alltäglichen Dinge
in deiner Aufmerksamkeit
Ungeahntes erschließt,
aus der Erde
in Blume und Baum
in ihr die Geschichte des Kosmos Material stellbarer Geschehnisse,
Kometendunst, Meteoritenstaub
in ihr Steingerät silexhart
und scharf, wie vor Kurzem
muschelig geschlagen,
retuschiert, einsatzbereit,
oder die zeitmürbe Scherbe
vorgeschichtlicher Gefäße,
frauenhandgeformt und
-gebrannt, fingerspurenvoll,
berührende Botschaft
aus dem Unbekannten

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2  Kommentare
2  Kommentare
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gehoarg (413 Kommentare)
am 10.02.2019 21:14

Baujahr 1971 stimmt nicht ganz...

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Andrula (818 Kommentare)
am 14.02.2019 07:34

Das Baujahr stimmt nicht .
Ansonsten sehr feinsinnige, gebildete Leut , die freundlich und zuvorkommend ihrer Umwelt begegnen und eine große Bereicherung für Schärding sind.

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