FoodCoops: Regional einkaufen im eigenen Laden
Gut, frisch und aus der Region. So wünschen sich viele ihre Lebensmittel. FoodCoops machen es möglich.
INNVIERTEL. Wer regional und fair einkaufen will, muss meist weite Wege in Kauf nehmen und von einem Hof zum nächsten fahren. Das soll einfacher gehen, denken sich die Mitglieder von sogenannten FoodCoops. 2007 haben Studenten die Idee der gemeinschaftlich organisierten Einkaufsgesellschaft in das urbane Wien nach Österreich gebracht. Von dort aus hat sich das Konzept im ganzen Land verbreitet – bis ins Innviertel. So gibt es in Taiskirchen den Verein "GuaT", in Ried die "Riadarei", "sINNkistl" in Reichersberg und "Subona" in Suben (mehr dazu im Infokasten).
Was ist eine FoodCoop?
Aber was ist eigentlich eine FoodCoop? Die Idee dahinter ist so bestechend wie einfach. Man klappert nicht mehr Höfe ab, damit man zu seinen Wunsch-Produkten kommt, sondern holt sie von einer Sammelstelle. In der Regel bestellen die Mitglieder Lebensmittel, die gemeinschaftlich besorgt und im "Laden” der Kooperative abgeholt werden. Das Besondere ist, dass die Konsumenten gleichzeitig Verkäufer und Mitarbeiter sind. Das sei zwar auch noch Arbeit, aber weniger, sagte Michaela Jancsy von "Bio Austria" bei einer coronabedingt digitalen Podiumsdiskussion.
Die Mitglieder der regionalen Kooperationen entscheiden basisdemokratisch, bei welchen Erzeugern Lebensmittel gekauft werden. Dabei gehe es vor allem darum, Einblick in landwirtschaftliche Realitäten zu bekommen. Um zu erfahren, wie die Lebensmittel erzeugt werden und wer dahinter steckt, besuchen die Mitglieder ihre Produzenten regelmäßig.
Einkauf nur als Mitglied möglich
Wer bei FoodCoops einkaufen will, muss Mitglied sein und sich einbringen. Ob Ladendienst, Lieferantenauswahl, Öffentlichkeitsarbeit oder Buchhaltung - die Aufgaben werden aufgeteilt. Es ist auch ein Beitrag zu entrichten, dessen Höhe von den Vereinen selbst bestimmt wird. In der Riadarei etwa beträgt er halbjährlich zwölf Euro. Damit sollen eventuelle Miet- und Betriebskosten abgedeckt werden. Die Mitglieder legen Wert auf biologischen Anbau, saisonale Produkte, kurze Transportwege und die Vermeidung von unnötiger Verpackung. Zudem werden die Preise der Produzenten ohne Aufschlag an die Verbraucher weitergegeben.
Landwirt Ludwig Rumetshofer betonte, dass sich durch FoodCoops Erzeuger und Verbraucher kennenlernen, was mitunter das Schöne an der Initiative sei. "Es geht um Bewusstseinsbildung. Schön ist, dass man in den Vereinen mit Gleichgesinnten zusammenkommt", so Steffi Moser von "GuaT".
Wer selbst eine FoodCoop in seiner Gemeinde gründen möchte, kann mit Unterstützung rechnen, sagte Jancsy. Ob es Probleme mit dem Handel gebe? "Wir haben die Erfahrung gemacht, dass sich Geschäfte ähnlicher Art bereichern." Grundsätzlich gibt es aber Richtlinien, die für FoodCoops gelten, da sie ohne Gewerbeschein tätig sind.
Überblick über Foodcoops im Innviertel
Riadarei in Ried
Mehr als 40 regionale Hersteller versorgen die Riadarei mit mehr als 400 nachhaltig erzeugten Produkten, so steht es auf www.riadarei.at. Die Riadarei ist ein gemeinnütziger Verein mit dem Hauptziel, Käufer und Hersteller regionaler, nachhaltig produzierter Lebensmittel zusammenzubringen. Ein Kennenlernen ist freitags von 11 bis 13 Uhr am Kirchenplatz 10 in Ried möglich.
GuaT in Taiskirchen
„GuaT – Gutes aus Taiskirchen“ ist eine Einkaufsgemeinschaft, die Bewusstseinsbildung betreiben will. Vereinsmitglieder können ihre gewünschten Produkte über einen Onlineshop jeweils bis Dienstag um Mitternacht bestellen. Am darauffolgenden Freitag kann die Bestellung von 16.30 bis 18 Uhr in der Musikschule Taiskirchen abgeholt werden. Mehr auf www.guat-taiskirchen.at
sINNkistl in Reichersberg
Das sINNkistl hat sich mit 25 umliegenden Direktvermarktern zusammengeschlossen. Gemeinsam organisiert die Gemeinschaft den Ein- und Verkauf. Alle Infos über das Online-Bestellsystem, die Produkte und teilnehmenden Hersteller gibt es unter www.sinnkistl.at. Das sINNkistl befindet sich in Reichersberg 8, direkt am Marktplatz, offen ist es freitags von 16.30 bis 18 Uhr.
Subona in Suben
Brot, Eier, Fleisch, Gemüse, Kosmetik, Getränke, Getreide, Honig Tee, Tiernahrung und vieles mehr gibt es bei Subona in Suben, einer Einkaufsgemeinschaft, die mit 15 Direktvermarktern kooperiert. Mitglieder von Subona sind Menschen aus Suben und Umgebung, die regionale Lebensmittel einkaufen wollen. Mehr Infos gibt es unter www.subona.gshop.at
„Die Leute wollen wissen, wo ihre Lebensmittel herkommen“
Nicht nur die Konsumenten bekommen frische Lebensmittel aus der Region, auch Landwirte profitieren von FoodCoops und finden dadurch neue Absatzmärkte. Josef Wellinger aus St. Marienkirchen am Hausruck beliefert die beiden Einkaufsgemeinschaften GuaT in Taiskirchen und die Riadarei in Ried. „Für mich war das Thema neu. Die Vereinsmitglieder haben uns angesprochen und gefragt, ob wir mitmachen wollen. Wir haben zugesagt und bisher nur positive Erfahrungen gemacht“, sagt Wellinger. Er betreibt gemeinsam mit seiner Frau einen Bio-Hof.
„FoodCoops funktionieren nur, wenn das Team gut zusammenarbeitet“, sagt er. „Jede Einkaufsgemeinschaft soll ihren Lieferanten in der Umgebung haben. Es macht keinen Sinn, wenn ich jetzt zum Beispiel nach Linz liefere.“ Er wolle auch nicht mit anderen Landwirten oder gewerblichen Anbietern konkurrieren, weswegen er das Sortiment vorab mit den Einkaufsgemeinschaften abspricht.
Wertschätzung für Regionales
„Ich finde lokale Initiativen wie FoodCoops wichtig. Der Austausch von Produzenten und Konsumenten ist wertvoll, so wird das Einkaufen zum Erlebnis“, sagt Wellinger. Auch die Wertschätzung für die landwirtschaftliche Arbeit und die regionale Produktion rückt dadurch in den Vordergrund. „Die Konsumenten wollen heute wissen, wo die Produkte herkommen und sich mit ihnen identifizieren können.“
Gemüse und Obst im Wochenabo: Neue „Solawi“ in Neukirchen geplant
Carola Geisberger und Reinhard Hofer wollen in Neukirchen eine „Solidarische Landwirtschaft“, kurz Solawi, gründen. Das heißt, sie bauen gemeinsam Gemüse an und verteilen die Erträge im Kollektiv. „Ich wohne auf dem Hof von meinem Freund Reinhard. Seit 2000 gibt es dort keine Landwirtschaft mehr“, sagt Geisberger. Das soll sich nun ändern. 50 Gemüse- und Obstkulturen wollen die beiden anbauen und mit Mitzahlern teilen.
Das Grundprinzip: Ein Bauer erhält von einer Gemeinschaft monatlich so viel Geld wie er benötigt, um seinen Betrieb vernünftig bewirtschaften zu können. Die Finanzierer erhalten im Gegenzug die Nahrungsmittel: regional, gesund und frisch. Das Projekt soll Bauern und Konsumenten zusammenbringen. „Wir teilen Ernte, Kosten und Risiko“, sagt Geisberger. Wer will, kann bei der Arbeit am Feld mitanpacken. „Es gibt freiwillige Mitmachtage. Wenn große Arbeiten bevorstehen, wie die Kartoffel- oder Karottenernte, werden wir etwa zu Hilfe aufrufen“, sagt Geisberger, die an der Boku Wien studiert hat.
Wer bei der Solawi mitmachen will, muss sich für ein Jahr binden und kann dafür wöchentlich seine mit Obst und Gemüse gefüllte Kiste am Zeitlmayerhof abholen. Das Gewicht ist vorgegeben, das Gemüse kann selbst zusammengestellt werden. Die Saison geht von Juni bis Januar. Die erste Ernte ist für Juni 2021 geplant. Die Idee haben sich Geisberger und Hofer von jenen geholt, die das Konzept bereits erfolgreich umsetzen. In Lochen etwa gibt es seit mehreren Jahren die gut funktionierende „Solawi Tannberg“.
„Wir wollen eine Basis für eine gesunde, biologische und abwechslungsreiche Ernährung bieten. Die Konsumenten bekommen bei uns einen Einblick in die Produktionsweise der Lebensmittel. Solawis verringern Verpackungsmaterial, lange Transportwege und Überproduktion“, sagt Geisberger.
Mehr Infos gibt es bei Carola Geisberger und Reinhard Hofer unter 0650/2608 695, solawi-rittersberg@gmx.at oder online unter solawirittersberg.com