ORA International: "Transportgeschäft wird komplexer"
ANDORF. Hanspeter Hofinger, Gründer von ORA International, trat nach 26 Jahren kürzer – die Hilfsorganisation aus Andorf hat mittlerweile ungeahnte Größen erreicht.
200 gebrauchte Schulrucksäcke liegen fein säuberlich aufeinandergestapelt im ORA-Lager auf. "Die gehen bald nach Rumänien", erklärt Philipp Eschbach bei einem Presserundgang, zu dem die Hilfsorganisation mit Sitz in Andorf kürzlich geladen hat.
Seit März dieses Jahres ist der gebürtige Schweizer – der seit mehr als 20 Jahren in Österreich lebt – für die Projektbetreuung und den Logistikbereich von ORA International verantwortlich. Die Hilfsorganisation ist mittlerweile in 14 Projektländern aktiv. Im Mittelpunkt steht das Wohl von Kindern und Familien, die in ärmlichen Verhältnissen leben. Alleine im Finanzjahr 2022 konnten mehr als zwei Millionen Euro an Spendenmitteln in dringend benötigte Hilfeleistungen für die Bedürftigen investiert werden. Damit zählt ORA zu den 60 größten spendensammelnden Nichtregierungsorganisationen (NGO) in Österreich.
Gegründet wurde die Organisation 1998 von Hanspeter Hofinger, der heuer nach 26 Jahren engagierter Arbeit im Alter von 85 kürzergetreten ist und seine Verantwortungsbereiche an Eschbach übergeben hat. "Als wir begonnen haben, haben wir nie daran gedacht, dass ORA einmal so groß werden könnte", sagt Hofinger. "Angefangen hat alles mit einem Lkw voller Kleidung und Geschirr, der nach Bulgarien fuhr. Seither hat sich das Transportgeschäft aber massiv verändert und wird immer komplexer."
Zahlreiche Helfer
Im vergangenen Jahr wickelte die Organisation fast 220 Lkw-Transporte in die Projektländer ab. 2024 waren es bislang mehr als 110 Lkw-Transporte. Vor allem der bürokratische Aufwand bringe dabei seine Hürden mit sich, so Eschbach. "Die größten Herausforderungen sind aktuell die Verfügbarkeit von Lkws und die Grenzübertritte, die oftmals mit langen Wartezeiten und teilweise willkürlichen Ladungskontrollen verbunden sind. Die Vorsicht an den Grenzen ist trotz EU-Mitgliedschaft zum Teil groß", sagt der Logistikchef.
Jeder Transport sei anspruchsvoll und schweißtreibend, schenke aber gleichzeitig Hoffnung und Perspektive bei den Empfängern, sagt Eschbach. Der Wahl-Österreicher war rund 30 Jahre lang – davon zehn Jahre als Geschäftsführer – für das internationale, überkonfessionelle Missionswerk "OM" tätig. "Mit meinen Talenten und meiner langjährigen Erfahrung in der Entwicklungszusammenarbeit will ich mithelfen, die ORA-Vision, gemeinsam Kinderleben zum Positiven zu verändern, voranzutreiben", sagt Eschbach. Diese Motivation treibt das gesamte achtköpfige ORA-Team rund um Geschäftsführerin Katharina Mantler an. Unterstützt wird dieses auch von zahlreichen ehrenamtlichen Helfern, die bei der Verladung oder auch in den fünf ORA-Flohmärkten in Oberösterreich tatkräftig mitanpacken. "Ohne Ehrenamtliche, die regelmäßig einen Teil ihrer Freizeit für die gute Sache opfern, wäre unsere Organisation in dieser Form nicht denkbar", sagt Mantler.
"Froh und dankbar"
Pro Woche werden vom Hauptstandort Andorf sowie weiteren Sammelstandorten aus drei bis fünf Transporte nach Bulgarien, Rumänien, Moldawien, Albanien, Ungarn, in die Slowakei oder Ukraine abgewickelt. Dabei baut man auch auf die Beziehung mit Projektpartnern vor Ort, mit denen man bereits seit vielen Jahren erfolgreich zusammenarbeitet. "Von außen ist unsere Arbeit in diesem Ausmaß oft nicht sichtbar. Aber wir merken, dass wir in der Region durchaus wahrgenommen werden", sagt Mantler. Unter anderem auch vom Andorfer Bürgermeister Karl Buchinger: "Wir sind als Gemeinde sehr stolz, dass wir mit ORA ein Basislager für eine Welle der Hilfsbereitschaft sind. Und das schon seit mehr als 25 Jahren."
"Ich bin froh und dankbar, dass unser Angebot so unfassbar gewachsen ist und von so vielen Menschen unterstützt und angenommen wird. Es ist ein Traum von mir, der damit in Erfüllung gegangen ist", sagt ORA-Gründer Hofinger. Jeder Einzelne habe den Auftrag, seinen Mitmenschen in irgendeiner Form zu helfen. Oft seien es die einfachsten und alltäglichsten Dinge, mit denen man anderen Menschen sinnstiftend unter die Arme greifen könne.
So wie unter anderem eben jene 200 Schulrucksäcke, die bald Kindern in Rumänien eine große Freude bereiten werden.
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"Die größten Herausforderungen sind aktuell die Verfügbarkeit von Lkws und die Grenzübertritte"
Zweiteres dürfte der Grund für ersteres sein.