Unterwegs mit dem Auto: "Jeder muss sich fragen, ob es nur Bequemlichkeit ist"
FELDKIRCHEN. Endbericht der Mobilitätswerkstatt Feldkirchen zeigt hohe Bereitschaft zum Umsteigen.
Wie legen die Feldkirchner welche Wege zurück? Diese Frage stand, wie mehrfach berichtet, im Zentrum des Projektes Mobilitätswerkstatt. Per App suchten die Gemeinde und die Klima- und Energiemodellregion Urfahr West (KEM) dabei, unterstützt von der Firma Mobyome, nach neuen Verkehrslösungen.
250 Feldkirchner haben an der Erhebung teilgenommen, mit 54 Prozent etwas mehr Frauen als Männer. Für ihre individuell eingegebenen Routen – insgesamt wurden 616 Wegeketten erfasst – wurden ihnen nicht nur die Emissionen und Kosten berechnet, sondern auch Alternativen mit anderen (nachhaltigeren) Verkehrsmitteln vorgeschlagen.
Die Frage, ob ein Umstieg potenziell denkbar wäre, wurde vielfach mit Ja beantwortet. Die Umstiegsbereitschaft ist somit hoch: Theoretisch könnten mit den schon jetzt bestehenden Alternativangeboten 44 Prozent der Pkw-Wege durch Radfahren, öffentliche Verkehrsangebote, Zu-Fuß-Gehen oder motorisierte Zweiräder ersetzt werden. Besonders reizvoll erschien den Befragten, zumindestens in der Theorie, der Wechsel von Auto zu Fahrrad oder öffentlichen Verkehrsmitteln.
Mitfahr-Angebote
Dieses Potenzial gelte es nun zu heben, sagt Nikola Wiesinger von der Klima- und Energiemodellregion. "Wir müssen die Menschen noch stärker abholen und noch besser aufzeigen, wie hoch nicht nur die CO2-, sondern auch die finanziellen Einsparungen sein können." Ähnlich das Urteil des Feldkirchner Bürgermeisters David Allerstorfer (SP), der in den Ergebnissen eine "gute, faktenbasierte Betriebsanleitung" für künftige Entscheidungen sieht.
Große Verbesserungseffekte wären laut Endbericht möglich, wenn das "Mitfahren" in der Praxis an Bedeutung gewinnen würde – gerade mit Blick auf das Nummer-eins-Ziel der Auspendler. Das ist Linz mit 43 Prozent. Ein erster Ansatz, um hier Motivationsanreize zu schaffen, ist die bereits erfolgte Installation zweier KEM-Mitfahrbankerl bei Pendlerparkplätzen.
Damit sollen Hemmschwellen und Bedenken abgebaut und ein niederschwelliger Zugang geschaffen werden. Hemmend wirke oft die Angst, durch das Mitfahren die individuelle Flexibilität zu verlieren, sagt Wiesinger.
Hinsichtlich des öffentlichen Verkehrs hält Allerstorfer fest, dass sich die öffentliche Verkehrsanbindung nach Linz in den vergangenen Jahren stark verbessert habe. Diese sei mittlerweile "sehr komfortabel". Gesprächsbedarf gebe es somit nur bei einzelnen Haltestellen, die nicht so häufig angefahren würden.
Was die Taktung und die Frequenz betreffe, brauche es "gemeinsame Anstrengungen", sagt Allerstorfer, der sich wünscht, dass dieses Thema weniger aus betriebswirtschaftlicher, sondern aus volkswirtschaftlicher Sicht betrachtet werden würde. Damit würde auch den ökologischen und sozialen Effekten Rechnung getragen, findet er.
Um die Nutzung der öffentlichen Verkehrsangebote weiter anzukurbeln, gibt es in der Gemeinde nun, quasi als erste Reaktion auf den Bericht, mit dem "Fahrtkostenzuschuss plus" jedenfalls eine neue finanzielle Unterstützung.
Darüber hinaus will der Ortschef mit Kartenmaterial das Bewusstsein für nachhaltigere Bewegungsformen abseits des Autos steigern, diese sollen beispielsweise veranschaulichen, wie und vor allem wie schnell man mit dem Fahrrad zu bekannten Punkten in der Gemeinde kommt. Gute Radverbindungen seien generell ein wichtiger Zubringer für öffentliche Verkehrsangebote, ist Wiesinger überzeugt.
Große Flächengemeinde
"Fakt ist, jeder muss sich selbst an der Nase nehmen und sich fragen, ob er das Auto nur aus Bequemlichkeit nutzt oder ob es eine Notwendigkeit ist", sagt Allerstorfer, der gleichzeitig davor warnt, Autofahren automatisch als "böse" zu kategorisieren.
Feldkirchen sei mit fast 40 Quadratkilometern schließlich eine große Flächengemeinde, man müsse bedenken, dass gewisse Bereiche de facto nur mit dem Auto gut zu erreichen seien.
Hier kann der gesamte Ergebnisbericht nachgelesen werden.