Welche Rolle Linz in der Mode der Zukunft spielt
LINZ. Internationales Projekt "Re-Fream" in Linz, Berlin und Valencia zeigt auf, wie Mode nachhaltiger werden kann.
Oberösterreich ist ein guter Boden, wenn es darum geht, Kreativität und industrielle Produktion zusammenzubringen. Das ist eine Erkenntnis aus der zweiten Runde des internationalen "Re-Fream"-Projektes, in dem sich Künstler, Designer und Technologen aus Europa überlegen, wie die Mode der Zukunft nachhaltiger werden kann. Neben Valencia und Berlin entwickelt sich Linz dabei zu einem Kompetenzzentrum.
Es mag in Zeiten, in denen Abhängigkeiten jeder Art stark hinterfragt werden, ein schöner Gedanke sein, die Modeproduktion wieder zum Beispiel nach Oberösterreich zurückzuholen. "Da bin ich aber skeptisch", sagt Manfred Haiberger, Geschäftsführer von Haratech, dem in der Linzer Tabakfabrik angesiedelten Experten für Plastic Engineering and Solutions. Wie bei Bioprodukten sei die Käuferschicht begrenzt.
"Effizienter arbeiten"
Allerdings sieht Haiberger einen Hebel in der Herstellung von Mode. "Wir müssen in Zukunft effizienter mit den Ressourcen arbeiten."
Damit schlägt er genau in die Kerbe von Gisa Schosswohl, Projektkoordinator von "Re-Fream". "Die Textilindustrie ist ein schlimmerer Verschmutzer als die gesamte Luft- und Seefahrt. Zehn Prozent der CO2-Gase kommen von der Textilindustrie." Es brauche hier rasch ein Umdenken, denn schon bald werde der Textilmüll ein großes Thema sein, laut geplanter EU-Verordnung ist ab 2025 der Export von Textilmüll verboten. Nur ein Prozent davon wird übrigens recycelt oder wiederverwendet. "Da müssen wir etwas tun", sagt Schosswohl. Die am Projekt "Re-Fream" Beteiligten hätten gezeigt, wie das gehen könne.
"Das Recyceln von Materialien ist nur ein Ansatz", sagt Claudia Kappl, Projektmanagerin der Creative Region Linz & Upper Austria. Das Projekt habe schon aufgezeigt, dass man neue Herstellungsmethoden für Textilien andenken müsse. So könnten 3D-gedruckte Oberflächen auch in Richtung der Accessoires eingeführt werden.
Experte Haiberger ist überzeugt davon, dass angepasster Kleidung die Zukunft gehört. "Heute passiert alles am Handy", sagt er. In einem seiner Unternehmen werde gerade eine App entwickelt, mit deren Hilfe der Kunde mit dem Handy seinen gesamten Körper einscannen kann. In Kombination mit einem Online-Shop bekomme der Kunde einen ihm angepassten Vorschlag. "In weiterer Folge könnte es in den Städten kleine, digitale Fabriken geben, wo ich als Kunde hingehe, meine individuell 3D-gedruckte Kleidung bekomme und wo auch die recycelten Rohstoffe hinkommen, die dann wieder zu neuer Mode gemacht werden." Das ist noch Zukunftsmusik.
"Wir haben in Oberösterreich eine extrem gute Start-up-Kultur", sieht Wolfgang Gumpelmaier-Mach von der Creative Region viel Potenzial im "Ausprobieren". Dabei geht es nicht nur um Geschäftsmodelle, sondern auch darum, wie ein Einzelner die Welt ein Stück besser machen kann, wie Projektkoordinatorin Schosswohl sagt. Ihr Denken habe sich durch das Projekt "Re-Fream" verändert. Beispiel: Eine Künstlerin in Berlin entwickelte für eine Nachbarin, die im Rollstuhl sitzt, extra eine Jacke, damit sie das Problem, keine Jacke anziehen zu können, nicht mehr hat.
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