Wohnen und Arbeiten unter der Stadtbahn
LINZ. Städtebauliche Kommission entwirft Version für Areal rund um Schlachthof Konkrete Projektvorhaben und Finanzierungszusagen fehlen aber noch
Als der Linzer Schlachthof in der Holzstraße errichtet wurde, lag er keineswegs in der Mitte der Stadt. Der Holzlagerplatz nahe der Tabakfabrik bot sich für eine Arbeitsstätte an. Ans Wohnen wurde Ende des 19. Jahrhunderts in diesem Stadtteil eher weniger gedacht. Mittlerweile ist das anders.
Die Tabakfabrik mutiert vom Industriedenkmal zur Denkfabrik, in deren Nähe es sich gut leben lässt. "Was wäre, wenn ... ?" ist also eine gute Fragestellung, wenn es um Ideen geht, wie das Areal des Linzer Schlachthofes und die Flächen entlang der geplanten Stadtbahn genutzt werden könnten. Der Städtebaulichen Kommission mangelt es nicht an Einfällen. Wohl aber an frei verfügbaren Grundstücksflächen, konkreten Projekten und letztlich Zusagen der Finanzierung selbiger.
Ungeachtet der vielen noch ungeklärten Fragen brauche es aber in diesem Gebiet eine Vision für eine längerfristige Stadtentwicklung, so Vizebürgermeister Markus Hein (FP) und Architekt Andreas Kleboth von der Städtebaulichen Kommission bei der gestrigen Präsentation der Pläne. "Es braucht klare Vorgaben und Vorstellungen für die Grundstückseigentümer und künftige Investoren", sagt Hein.
Und diese Vorstellungen sind keinesfalls klein gedacht: So soll die geplante Stadtbahn, die durch das Gebiet führt, ausgehend von der Neuen Donaubrücke auf einer Brücke bis zur Derfflingerstraße geführt werden. Mit dem Ziel, den "Stadtraum darunter durchlässig zu halten", wie Kleboth sagt.
Ein Stadtviertel im Umbruch
Ebenso ist von einer vertikalen Verdichtung im Stadtteil mit Hochhäusern bis zu 60 Meter Höhe die Rede. Dort soll eine gemischte Nutzung, sprich ein Mix aus Wohnen, Arbeiten und Freizeitangeboten, Platz finden. Angedacht ist weiters, ausreichende Grünräume in Form eines Linienparks und großzügige Geh- und Radwege entstehen zu lassen.
Die denkmalgeschützte Fleischmarkthalle, in der derzeit die Kart-Bahn Rotax Max Dome untergebracht ist, könnte nach der Vorstellung von Hein zu einer echten Markthalle umfunktioniert werden.
Die Idee für dieses neue autarke Stadtviertel geht auf die schon mehrfach diskutierte Absiedlung des Linzer Schlachthofs der Firma Handlbauer zurück. Denn ein erster Entwurf für eine potenzielle Nachnutzung des Areals entprach so gar nicht den Vorstellungen der Stadtverantwortlichen. "Das war ein sehr kompaktes Bauprojekt, das eine neue Grenze zum umliegenden Areal gezogen hätte", sagt Hein. Weshalb die städtebauliche Kommission beauftragt wurde, sich das Areal auch über die 36.000 Quadratmeter große Fläche des Schlachthofes hinaus anzusehen.
Auch wenn ungewiss sei, ob und wann der Schlachthof ausziehe, befinde sich das Stadtviertel im Linzer Osten im Umbruch. Nicht zuletzt durch den Bau der Neuen Donaubrücke, den geplanten Neubau des Möbelhauses XXX-Lutz samt Blau-Weiß-Stadion an der Donaulände sowie die bereits vorgestellten Stadtbahn- bzw. Buslinienprojekte. Gespräche mit den jeweiligen Grundstückseigentümern stehen aber noch aus, ebenso wie eine Abstimmung mit dem Land bezüglich der nötigen Adaptierungen des Stadtbahnprojektes.
Kooperatives Verfahren geplant
Deshalb ist nun geplant, ein kooperatives Verfahren über das Areal zwischen Holzstraße und Mühlkreisautobahn mit den Grundstückseigentümern, möglichen Bauherren und den Verantwortlichen vom Land OÖ anzustreben. Denn noch ist völlig offen, inwieweit diese bereit sind, diese Vision der Städtebaulichen Kommission für den neuen Stadtteil mitzutragen. Ebenso ist auch die Finanzierung der Stadtbahn, ungeachtet der neu gewünschten Hochführung, noch lange nicht in trockenen Tüchern. Denn eine für das Projekt notwendige Finanzierungszusage vom Bund steht immer noch aus. Doch wie will die Stadt angesichts der vielen zu überwindenen Hürden ihre Vorstellungen nun durchsetzen? Allen voran über einen Masterplan, der in den Flächenwidmungs- und Bebauungsplan einfließen soll, so die Antwort des Vizebürgermeisters: "Damit jedem klar wird, dass dort keine isolierten Projekte mehr möglich sind."
Die präsentierten Vorstellungen seien auch nicht als exakte Vorgaben zu verstehen, sagt Kleboth: "Wir wollen niemanden aus dem Areal hinausdrängen, sondern Impulse und Anreize zur Weiterentwicklung geben."
Die Linzer Grünen zeigen sich in einer ersten Reaktion erfreut darüber, dass ein kooperatives Verfahren angestrebt wird. "Allerdings müssen dabei auch die Anrainer eingebunden werden", sagt Klubobmann Helge Langer. Es sei positiv, dass die Städtebauliche Kommission Möglichkeiten für eine künftige Nutzung, für den Fall der Absiedlung des Schlachthofes, aufzeige. Nichtsdestotrotz seien aber noch viele Fragen offen. "Dass nach wie vor kein detailliertes Projekt für die Stadtbahn vorliegt, bremst nicht nur den öffentlichen Verkehr, sondern macht auch konkrete Planungen für die Entwicklung des Areals schwierig", so Langer weiter.
Ein Auszug aus der bewegten Geschichte des Linzer Schlachthofes
- 1874 - Ein erster Vorstoß zum Bau eines Schlachthofes stieß ebenso wie der Wasserleitungsbau in der Linzer Bevölkerung zunächst auf wenig Begeisterung und breite Ablehnung. Den Plänen für eine solche Errichtung war die Demolierung des seit dem 16. Jahrhundert an der Donau bestehenden „Schlaghauses“ im Jahr 1840 vorausgegangen.
- 1896 - Nach langen Diskussionen beginnt 1896 der Bau des Schlachthofes schließlich doch noch. Als Standort wurde der an das Areal der heutigen Tabakfabrik angrenzende Holzlagerplatz auserkoren. Die Errichtung des Betriebes, die bis 1898 andauerte, wurde von mehreren Linzer Unternehmen finanziell unterstützt.
- 1899 - Der Bau, der als eines der letzten großen kommunalen Projekte vor dem 1. Weltkrieg fertiggestellt wurde, verfügte u.a. über Großvieh-, Kleinvieh-, Pferde-, Schweineschlachthalle sowie diverse Stallungen, ein Kühlhaus, einen Seuchenhof und ein Fleischbeschaugebäude.
- 1899 - Nach der Eröffnung im Jänner 1899 stand es den Linzer Fleischhauern frei, den Schlachthof zu benützen. Verpflichtung gab es dazu aber keine, wie die Tages-Post damals schrieb. Denn einen Schlachthofzwang gab es damals noch nicht. Was mitunter daran lag, dass sich die Linzer Fleischhauer-Genossenschaft vehement gegen eine solche Vorgabe gewehrt hat – im Jahr 1900 wurde diese vom Land Oberösterreich aber dennoch durchgesetzt.
- 1928 - In diesem Jahr begann der Bau der Fleischmarkthalle, der ein Jahr andauerte. Der Holzhallenbau wurde im Jahr 1949 nach einem Bombentreffer zerstört und als Stahlskelettbau neu errichtet.
- 1960 - Start der Abbrüche und der langwierigen Umbau- und Neugestaltungsmaßnahmen auf dem renovierungsbedürftigen Areal des Schlachthofs, der auch finanziell angeschlagen war. Dabei wurde unter anderem eine Großmarkthalle für 750 Rinder errichtet.
- 1973 - Der Verkauf des Schlachthofes durch die Stadt Linz war zuvor schon lange diskutiert worden, 1973 wurde die Veräußerung an die Landwirtschaftskammer schließlich wirksam. Gründe für den Verkauf waren immer größer werdende Verluste und eine für die Stadtverantwortlichen unzureichende Tarifregelung.
- 1996 - Neuer Eigentümer für den Linzer Schlachthof: 1996 übernahm die Firma Handlbauer, die im Jahr 1935 gegründet wurde, den Linzer Schlachthof. 2004 gab es erstmals Absiedlungsgerüchte, die sich bis heute gehalten haben.
- 2020 - 36.000 Quadratmeter groß ist das jetzige Schlachthofareal. Neben dem Schlachthof umfasst es die denkmalgeschützte Fleischmarkthalle, in der die „Rotax Max Dome“-Gokart-Bahn untergebracht ist, das Areal des ehemaligen „Reifen Bruckmüller“ sowie ein altes Wirtshaus als letzter Bestand des ursprünglichen Schlachthofes.
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Nächstes Jahr gibt's Wahlen!
Da werden vielleicht (hoffentlich) gewisse Personen ausgetauscht....
Und dann gibt's wieder neue "Visionen.
.
Und ich hoffe ab 2021 kommen unsetzungsfähige Verantwortliche an das Ruder. Und weniger Dickschädel. Vor allem Personen, die nicht die "Schuld" immer bei den anderen suchen....
Was sollen immer diese aggressiv-defensiven Andeutungen von Ihnen? Sagens schon, wen Sie wollen und warum. Feig?
An Cedric Eroll
Weshalb sollte ich hier mitteilen, wenn ich vielleicht wählen werde?
Ich schaue mir an Wer Was bis zur Wahl macht - und vor allem Umsetzt- und dann entscheide ich.
Sollte jeder mündigen Wähler so machen...
Aufmerksame Leser meiner Beiträge wissen vielleicht wohin ich tendiere (und welche Personen ich überhaupt nicht mehr in Verantwortung sehen will. Soviel kann ich verraten- die FPÖ hat für mich verloren....)
"Dass nach wie vor kein detailliertes Projekt für die Stadtbahn vorliegt, bremst nicht nur den öffentlichen Verkehr, sondern macht auch konkrete Planungen für die Entwicklung des Areals schwierig, so Langer weiter." Kann morgen vorliegen. Das liegt allein an IHRER grünen Ministerin, Herr Langer!
Hamma ned im Parallelartikel geschreibselt, dass die Hochbahnpläne fertig wären, Cedricetroll?
Versionen gibts mehr als genug. Verwirklichungen nur ganz wenige, und die dauern und dauern und dauern.......
Toll, mit den "angekündigten" Öffis kann man so toll (und ohne Corona-Gedrängel) in die Arbeit fahren...
Wenn dort eine Wohnbebauung vorgesehen wird, kann diese nur ohne bestehenden Schlachthof funktionieren.
Den jetzigen Anwohnern stinkt es oft gewaltig (Sh. schau.auf.linz.at).
Könnens lesen? „die schon mehrfach diskutierte Absiedelung des Schlachthofs“
Es ist aber nicht fix, dass der Schlachthof absiedelt, genauso wenig, wie das andere auch.
Es wird aber mit mehrern Grundstücksbesitzern gesprochen, also könnte ein Rumpfprojekt entstehen, wo die glücklichen neuen Wohnungsnutzer dann die Nase rümpfen müssen.