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Selten, aber gut: Gstanzlsingen ließ Wirtshaus aus allen Nähten platzen

Von Gary Sperrer, 19. Jänner 2012, 00:04 Uhr
Selten, aber gut: Gstanzlsingen ließ Wirtshaus aus allen Nähten platzen
Ebenfalls vielbeklatscht: die Wagner-Buam hinta da Leitn Bild: gary

FRANKENBURG. Erstmals seit fünf Jahren und zum insgesamt erst zweiten Mal veranstaltete der Heimatverein Frankenburg das Gstanzlsingen „G’sunga und g’spott“. Der Zulauf an den beiden Aufführungsabenden war gewaltig.

Die nahezu allesamt aus der Hausruckgemeinde stammenden Mitwirkenden brachten vorgestern Abend im Gasthaus Preuner die gut 340 Zuschauer im vollbesetzten Saal mit ihren Gstanzln zum Lachen. Wegen des regen Ansturms – die Vorstellung war innerhalb von nur zwei Stunden restlos ausverkauft – wurde gestern ein zweiter Termin anberaumt. Die OÖN waren am Dienstag dabei und wurden Zeuge eines famosen Humorgewitters, entladen von gutgelaunten Akteuren, die sich monatelang auf ihre Auftritte vorbereitet hatten.

Gstanzlsingen ist Volkskultur. Es trifft das Herz, das Hirn, vor allem aber die Lachmuskeln. In Frankenburg zogen die in Summe 13 Gruppen alle Register dieser Kunst und legten eine Spur vom zart Zwischenmenschlichen („Dass i di gar net mag, des sag i net, / aber wannst a weng schlanker warst, schaderts dir net.“) bis hin zum sehr Deftigen (zensuriert).

Alle Höhepunkte aufzuzählen, würde zu weit führen, außerdem sollten Gstanzln „live“ erlebt werden, denn erst gemeinsam mit dem Bild, das die Darbieter dabei abgeben, formt sich die wahre Botschaft. Doch erwähnt seien die Eidirn-Schwestern, die aufgrund ebendieser darbieterischen Form zu Lachstürmen hinrissen, und der Frankenburger Dreig’sang, trachtige Damen, die schon zu den Profis zählen und neben Gstanzln auch das von Rudolph Stieglitz und Martin Pilz komponierte Skurril- Liadl vom Postfrosch, dem Postfroschräuber, dem Postfroschräuberpolizist und dessen Wei’ zum Besten gaben, dass der Saal tobte.

Souverän und herrlich erfrischenden Witz versprühend führte Moderator Alexander Schmid durch den langen, aber sehr kurzweiligen Abend und reimte zum Abschied: „Frankenburg hat koa Post und Frankenburg hat koa Geld, aber heut war’n ma da lustigste Ort auf der Welt.“

„Unser Gstanzlsingen soll etwas Besonderes bleiben“, sagt Heimatverein-Obmann Erwin Hofbauer, „sonst läuft es sich ab.“ Nächster Termin ist demnach erst in fünf Jahren. Man darf sich jetzt schon darauf freuen.

 

Gstanzl, Schnaderhüpfel

Vor allem in Bayern, Oberösterreich und im Ausseerland ist die Liedform des Gstanzls verbreitet. Oft, aber keineswegs immer, ist es ein Spottgesang, der im Dreivierteltakt als Vierzeiler vorgetragen wird. Laut Wikipedia handelt es sich bei Gstanzln um gereimte und gesungene Improvisationen, die von heiteren und ernsten Vorgängen, Gemütsstimmungen, Lebensanschauungen und Schwächen des Menschen handeln. Ein echtes Gstanzl besteht demnach aus einem einzigen Vierzeiler, wobei sich die erste auf die zweite oder auf die dritte Zeile reimen kann.

Verwandt dazu sind die Schnaderhüpfel, improvisierte epigrammartige Gedichte, die immer aus einer Strophe bestehen, wobei aus den unzähligen Melodien stets dieselbe verwendet wird.

Eine Fundgrube zu diesem Thema ist die Internet-Seite www.gstanzl.at
 

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