Ernst Grabner sicherte Gmundens keramisches Erbe
GMUNDEN. Liebhaber der Gmundner Keramiktradition wissen, dass die berühmte, 120 Jahre alte Manufaktur ihren Ursprung in Leopold Schleiß (1853–1910) hat. "Die Epochen davor waren aber viel spannender", sagt Ernst Grabner. Denn tatsächlich entwickelte sich die Gmundner Hafnerkunst, das Grüngeflammte und das Streublumen-Dekor bereits in den Jahrhunderten zuvor.
Grabner begann vor rund 50 Jahren Altgmundner Keramik zu sammeln. "Anfangs ging es mir um Quantität, später immer mehr um Qualität", sagt er. Der Gmundner Unternehmer erwarb Erbstücke in Gmunden, kaufte Keramikkunst aber auch bei Auktionen in Paris, Zürich oder New York. Sein Hauptaugenmerk gilt der Hafnerkunst aus dem 17., 18. und 19. Jahrhundert. Die Altgmundner Keramik ist verbunden mit Künstlern wie Mathias Föttinger, Josef Prein oder Georg Asam. Sie stellten nicht nur Gebrauchskeramik wie Krüge und Schüsseln her, sondern auch Dekorkeramik oder Geschenke für besondere Anlässe.
Die Krönung seiner Sammelleidenschaft gelang Grabner 2018. Damals schaffte er es, die bis dahin bedeutendste Sammlung Gmundner Fayence, die lange im Besitz der Gmundner Familie König-Hollerwöger war, zu kaufen. Die 507 Stück waren bereits im Besitz eines Auktionshauses. Die Sammlung drohte zerrissen und ins Ausland verkauft zu werden. Verhindert wurde das durch das Bundesdenkmalamt. Dieses verfügte zum Ärger des Auktionshauses, dass die Sammlung nicht geteilt werden darf und in Österreich bleiben muss.
Diesen Moment nutzte Grabner. Er erwarb die nun schwerer verkäufliche Sammlung für 450.000 Euro. Dass er mit rund 1500 Objekten jetzt die mit Abstand größte und wertvollste Sammlung Gmundner Keramik besitzt, war aber nicht sein Hauptmotiv. "Ich wollte, dass dieser Schatz in Gmunden erhalten bleibt, und ich wollte ihn der Öffentlichkeit zugänglich machen", sagt er. Beides hat Ernst Grabner auch testamentarisch verfügt.
Das passiert ab Freitag. Grabner hat in seinem Haus am Rathausplatz ein Keramikmuseum eingerichtet. Mit Rat und Tat unterstützt wurde er dabei von der Landeskulturdirektion. Das "Haus der Keramik" hat im ersten Stock eine rund 200 Quadratmeter große Ausstellungsfläche. In den Vitrinen sind Altgmundner Fayence-Highlights zu bewundern – von der Blauen Periode (spätes 17., frühes 18. Jahrhundert) bis zur Grünen Phase im frühen 19. Jahrhundert, aus der auch das berühmte Grüngeflammte hervorging.
Bürgermeister Stefan Krapf (ÖVP) ist begeistert vom Projekt des Keramik-Liebhabers. "Man kann Ernst Grabner gar nicht genug dafür danken", sagt er. "Er hat dieses Gmundner Kulturerbe nicht nur gesichert, sondern macht es im Herzen der Stadt auch noch öffentlich zugänglich. Das ist eine Sensation."