"Nazis formten ein Recht fernab von Gerechtigkeit"
MAUTHAUSEN. Mehr als 10.000 Teilnehmer aus dem In- und Ausland zählte die gestrige Befreiungsfeier im ehemaligen Konzentrationslager Mauthausen. War das Gedenken über Jahrzehnte vorwiegend von Überlebenden und Opferverbänden bestimmt, prägten gestern vor allem jugendliche Teilnehmer das Erscheinungsbild rund um die Mahnmale und den Gedenkplatz beim steinernen Sarkophag.
Inhaltlich widmete sich die Feier dem Thema "Recht und Gerechtigkeit". Willi Mernyi, Vorsitzender des Mauthausen Komitees Österreich, erinnerte daran, dass das NS-Rechtssystem, etwa die Nürnberger Rassengesetze, alle angerichteten Gräuel bis hin zur Ermordung von Millionen Menschen juristisch deckte: "Das Recht richtete sich nach der Politik. Es war aber ein Recht fernab von Gerechtigkeit."
Das offizielle Österreich war durch Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Innenminister Gerhard Karner und Verfassungsministerin Karoline Edtstadler (beide ÖVP) sowie Justizministerin Alma Zadic, Sozialminister Johannes Rauch und Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (alle Grüne) vertreten. Für das Land Oberösterreich nahm Landeshauptmann Thomas Stelzer (VP) an dem Gedenkzug teil.
Aufregung um Palästina-Fahne
Der Gaza-Konflikt erreichte gestern ebenfalls das Gedenken in Mauthausen: Eine von einer linken österreichischen Teilnehmergruppe mitgeführte Palästina-Fahne wurde bei der Aufstellung vor dem Lager nicht nur von Vertretern Israels als extrem unpassend empfunden: "Wie kann man eine Fahne, die für Ermordung, Vergewaltigung und Geiselnahmen am 7. Oktober steht, an einem Ort schwingen, der für die schlimmsten Verbrechen des Holocaust steht?" Willi Mernyi gelang es, mäßigend auf beide Seiten einzureden. Die Gruppe mit Palästina-Fahne setzte ihren Zug mit Polizeibegleitung fort.
Todesstiege wieder geöffnet
Deutlich ruhiger präsentierte sich die Szenerie rund um die Todesstiege, die nach jahrelanger Sperre gestern wieder für Besucher geöffnet war. Konzentriert einen Schritt vor den nächsten setzend unternahmen einige Besucher den Anstieg über die 183 Stufen. Spätestens bei der Hälfte atmeten sie schon schwer – und hatten so eine Vorstellung davon, wie es jenen gegangen sein mag, die hier unter Schlägen der SS-Mannschaften, ausgezehrt von chronischer Unterernährung und schwerster Arbeit, bis zu 50 Kilo schwere Steine hinaufzuschleppen hatten.
Gedenken mit Kunst in Ebensee
Neben Mauthausen und Gusen fanden am Wochenende noch mehrere Gedenkfeiern in Oberösterreich statt. Etwa in Ebensee: Hier wurde im Gedenkstollen des ehemaligen Konzentrationslagers die aus Tausenden roten Fäden bestehende Kunstinstallation "Wo sind wir jetzt?" der japanischen Künstlerin Chiharu Shiota eröffnet.
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