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Wie das Grüngeflammte zu Gmundens Wahrzeichen wurde

Von Edmund Brandner, 23. September 2024, 17:07 Uhr
Es dauert zwei Jahre, bis man das Handwerk des Flammens beherrscht.

GMUNDEN. Wer glaubt "Flammen" hat mit Hitze tun, irrt. Es geht ums Auftragen von Farbe.

Es ist ruhig in der Malerei der Gmundner Keramik. Hoch konzentriert bemalen hier 24 Kerammalerinnen die Teller, Schüsseln und Tassen mit den typischen Motiven der weltberühmten Manufaktur. Vier von ihnen beherrschen auch das Flammen. So bezeichnet man die Farbauftragung, wenn statt eines Pinsels ein Schlauch („Malhorn“) verwendet wird. Diese Technik gibt es nur in Gmunden, und sie wird seit Jahrhunderten von Generation zu Generation weitergegeben.

Jeder Teller ist ein Einzelstück

Wenn die Flammerinnen ihre Schleifen flott über die Teller ziehen, sieht das spielerisch einfach aus. „Aber es dauert rund zwei Jahre, bis man das Flammen beherrscht“, sagt Sabrina Santner. Die 40-jährige Grünauerin ist seit 25 Jahren Kerammalerin und Flammerin. „Erfahrung und Routine sind das Um und Auf“, sagt sie. „Du musst das Malhorn mit dem richtigen Tempo führen, für die letzte Schleife muss genau so viel Platz sein, wie für alle anderen und am Ende muss die Linie punktgenau aufhören.“ 800 bis 1000 Stück Geschirr flammt Santner pro Tag. „Manchmal sind zwei, drei dabei, die misslungen sind, in der Regel können wir aber alle zum Brennen schicken“, sagt sie. Santner liebt ihre Arbeit. „Ich könnte mir gar nichts anderes vorstellen.“ Dass sie sich jeden Tag acht Stunden lang voll konzentrieren muss, stört sie nicht. „Das müssen andere Menschen in ihren Berufen auch“, sagt sie nur.

Das Flammen und Bemalen des Geschirrs ist der Grund, warum jedes Produkt der Gmundner Keramik ein Einzelstück ist. „Jede von uns hat ihren eigenen Stil“, sagt Sabrina Santner. „Ich erkenne an einem Teller sofort, ob ich ihn geflammt habe oder eine meiner Kolleginnen.“

Wurzeln im 18. Jahrhundert

Das Hafnerhandwerk lässt sich in Gmunden bis ins Hochmittelalter zurückverfolgen. Ursprünglich wurden die Farben dabei mit Schwämmen auf Keramik aufgetupft – oder „geschüttet“, wie man auch sagt. Archäologische Funde zeigen, dass in der Stadt ab dem 18. Jahrhundert erste Spritztechniken angewandt wurden – anfangs freilich eher auf robuste Art. Die flammenförmigen Farbschlieren, die von den Streifen auf den Krugwänden herunterliefen, sind nach Meinung mancher Experten der Grund dafür, warum die Spritztechnik irgendwann als „Flammen“ bezeichnet wurde.

Gmundner Keramik, Franz Schleiß
Auch der legendäre Gmundner Keramiker Franz Schleiss (1884 - 1968) produzierte Grüngeflammtes. Bild: oön

„Die ältesten zur Gänze erhaltenen Gmundner Keramikstücke, die geflammt sind, stammen aus dem späten 18. Jahrhundert“, sagt Ernst Grabner. Der 77-jährige sammelt seit Jahrzehnten historische Fayencen seiner Heimatstadt Gmunden und betreibt am Rathausplatz ein Keramikmuseum. Darin sieht man, dass sich das klassische Gmundner „Grüngeflammte“ erst mit der Zeit durchsetzte. „Die Farbmoden kamen von chinesischem Porzellan, das niederländische Händler nach Europa brachten, und breiteten sich von der Nordsee kommend in Europa aus“, sagt Grabner. „Zuerst dominierte Blau, später setzte sich Grün durch.“

Grüngeflammt steht für Gmunden

In der Gmundner Keramik arbeiten die Kerammalerinnen heute mit rund 25 Farben, auf Wunsch werden auch Sondermischungen verwendet. Die historische Kombination Blau-Grün hat sich bis heute gehalten, doch der Klassiker ist natürlich das Grüngeflammte. Als Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts Gmundner Keramikerdynastien wie die Familien Schleiss und Födinger Künstler aus ganz Österreich an den Traunsee lockten, produzierten sie selbstverständlich Grüngeflammtes. Die unverwechselbaren Schleifen waren die keramische Visitenkarte der Stadt und sind bis heute Teil der Identität der Stadt Gmunden und ihrer Bewohner. Oder wie Claudia Peschel-Wacha, Sammlungsleiterin für Keramik im Volkskundemuseum Wien, sagt: „Im kollektiven Gedächtnis Österreichs wird das grün geflammte Geschirr ausschließlich mit der Stadt Gmunden assoziiert. Und der Linzer Journalist Peter Huemer antwortete auf die Frage „Was heißt Heimat?“ einst: „Gmundner Keramik auf dem Frühstückstisch.“

2021 nahm die Österreichische Unesco-Kommission das Flammen von Keramik in das österreichische Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes auf.

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Autor
Edmund Brandner
Lokalredakteur Salzkammergut
Edmund Brandner
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