Schwerer Raub zwei Tage nach 14. Geburtstag: Linzer "Problemkid" betritt erstmals die Gerichtsbühne
LINZ. Vier Jugendliche überfielen einen Iraker, weil sie in dessen Wohnung Geld und Drogen vermuteten. Der jüngste Angeklagte ist ein alter Bekannter der Polizei.
Er sieht aus, als sei er längst 18. Doch tatsächlich ist Emanuel erst 14 Jahre alt, heuer im September ist er strafmündig geworden. Davor schon soll er rund 200 Diebstähle, Einbrüche, Überfälle und dergleichen begangen haben. Die polizeilichen Eintragungen und Meldungen ans Jugendamt können dem Jugendlichen strafrechtlich aber nicht vorgeworfen werden.
Daher gilt er auf dem Papier als unbescholten, wenn er am Donnerstag zum ersten Mal in seinem Leben als Angeklagter aus der Justizanstalt in den Schwurgerichtssaal eskortiert wird. Nur zwei Tage nach seinem 14. Geburtstag soll Emanuel an einem schweren Raub beteiligt gewesen sein. Die Verhandlung gegen die insgesamt vier jungen Beschuldigten findet morgen Vormittag statt. In der Anklageschrift ist von „unzähligen Eintragungen wegen einschlägiger Delinquenz“ die Rede.
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Sie wussten: Schlüssel liegt im Postkasten
Zumindest war es nicht Emanuels Idee, sich Zutritt zur Wohnung eines Irakers (31) in Linz zu verschaffen und von diesem Geld und Drogen zu rauben. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass eine 20-jährige Frau, die den 31-Jährigen kennt, die Auftraggeberin gewesen ist. Sie muss sich daher wegen Anstiftung zum schweren Raub verantworten. Der 14-Jährige und sein 19-jähriger Mittäter sollen zum Wohnhaus gegangen sein, in dem der Iraker lebt. Laut Anklage wussten sie von der 20-Jährigen, dass der Mann in einem Postkasten einen Schlüssel zur Wohnung verwahrte.
So konnten sie, ohne einzubrechen, in den Wohnraum des völlig überraschten 31-Jährigen eindringen. Der 19-Jährige soll den Iraker mit einem Tapetenmesser bedroht und ihn durch einen Schnitt in den Unterschenkel auch verletzt haben. „Wo ist das Geld? Was ist das Passwort für den Tresor?“, soll der 14-Jährige das Opfer angeschrien haben. Er soll mit den Fäusten auf den Mann eingeschlagen haben, doch dieser schwieg, gab den Tresorcode nicht preis. Auch nicht, als der 19-Jährige mit einer Vase aus Glas auf den Kopf des 31-Jährigen einschlug. Dem Mann gelang die Flucht aus seiner Wohnung. Die zwei mutmaßlichen Täter blieben noch und suchten nach Bargeld, ehe sie flohen.
Wie sich herausstellte, soll auch noch ein 15-Jähriger an dem Überfall beteiligt gewesen sein, demnach stand er draußen vor dem Haus Schmiere. Dem 19-Jährigen wird außerdem ein Einbruchsdiebstahl vorgeworfen, er soll im Frühjahr eine Münzgeldkassa aufgebrochen haben. Auch in diesem Fall soll die 20-Jährige die Auftraggeberin gewesen sein. Der jungen Frau wird auch vorgeworfen, in einem Lokal Bargeld gestohlen zu haben.
Iraker wurde schwer verletzt
Das Quartett kennt sich aus dem Drogenmilieu. Eine Freundin des 14-Jährigen, die in derselben Betreuungseinrichtung wie er lebt, ist eine Bekannte der 20-jährigen Angeklagten. Im Ermittlungsverfahren hat sich Emanuel geständig gezeigt und seine Mittäter belastet. Das Opfer, der 31-jährige Iraker erlitt wie berichtet schwere Verletzungen, es liegen eine Orbitabodenfraktur – ein Bruch des Bodens der knöchernen Augenhöhle – und eine Bindehautverletzung vor. Dem 14-jährigen U-Häftling drohen nun bis zu siebeneinhalb Jahre Haft, das ist die halbe Höchststrafe, die Erwachsene für einen schweren Raub bekommen können. Den beiden volljährigen Mitangeklagten drohen bis zu 15 Jahre Freiheitsstrafe.
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