BEZIRK AMSTETTEN. Im Mostviertel müssen die Bürger am Sonntag zu den Urnen. Im Wahlkampf für die Gemeinderatswahl wurden vielfach die Parteifahnen weggeräumt.
Im Auftreten nach außen gibt es in Behamberg die ÖVP schon seit fünf Jahren nicht mehr. Als an der KunstuniversitätLinz und am Art Institut in Chicago ausgebildeter Kunstlehrer und Werbedesigner hat Bürgermeister Karl Stegh (VP) bereits vor der vergangenen Gemeinderatswahl auf eine Plattform "dahoam in Behamberg" mutiert und jetzt die gelb-olivgrünen Konturen des Logos mit der Kirche auf dem Bergrücken noch etwas weicher gezeichnet. Das softere Design wird bereits auf Stoffsackerl und Prospekte des Teams mit Christian Wührleitner gedruckt. Der 51-jährige Polizist ist schon als Gemeindeparteiobmann der VP (die gibt es schon noch) nachgerückt, so Gott und vor allem der Wähler will, soll er Stegh, der nach 17 Amtsjahren aufhört, auch als Bürgermeister nachfolgen. Angesichts dessen, dass die heimatlichen Schwarzen in Behamberg 17 der 23 Gemeinderatssitze beschicken, ist die Prognose der Bezirks-FP, dass sie mit dem Unternehmer Gerhard Haba, der auf dem Wachtberg eine Verpackungsfirma aufgebaut hat, eine gute Chance auf den Bürgermeistersessel habe, von Optimismus geprägt. Mit SP-Spitzenkandidaten Andreas Mayer steht ihm ein beruflicher Widerpart gegenüber: Mayer ist Betriebsratsvorsitzender im Lisec-Werk in Seitenstetten.
In Hollenstein ist die FP ganz und die VP fast vom Stimmzettel verschwunden. Die Schwarzen um Gemeindevorstand Martin Helm (VP) treten nun als Bündnis mit unabhängigen Kandidaten als "Gemeinsam für Hollenstein" an und sind damit nach "Fair", die mit vier Mandaten im Gemeinderat vertreten sind, die zweite Bürgerliste in der Ybbstalgemeinde, in der die SPÖ als "Bürgermeisterin Manuela Zebenholzer und Team" antritt.
Die Parteifahne hat Johann Lueger, der im September 2014 ÖVP- Bürgermeister in Opponitz wurde, schon vergangenes Mal ins Eck gestellt. Die Idee, mit einer Liste "Wir für Opponitz" die Wahl zu gewinnen, ist 2020 voll aufgegangen und soll am Sonntag insbesondere bei dem bundespolitischen Gegenwind, den man als VP dieser Tage verspürt, wieder klappen.
Auch in Haidershofen segelt die Volkspartei unter der Flagge eines "Teams Bürgermeister Michael Strasser", ÖVP scheint auf der Amtstafel nur als Kurzname auf. Gänzlicher Eigenbau ist die Bürgerliste "Unabhängiges Faires Haidershofen" (UFH), die der Unternehmer Ernst Mayrhofer (Fair & Sicher Versicherungsagentur) anführt, ein Mann, der sich unter anderem als Vereinsobmann des "Club Pinguin" für den Erhalt eines Freibades auf dem Gelände der Ennskraftwerke einsetzt. Strassers weitere Herausforderer sind der Pensionist Ulrich Steiner (SP) und das blaue Urgestein und jetzige FP-Landtagsabgeordnete Edith Mühlberghuber.
In Ernsthofen lässt sich Bürgermeister Karl Huber (VP) bewusst mit Emanuel Stefely (VP) gemeinsam plakatieren. Huber will damit die Wähler vorweg in Kenntnis setzen, dass er zur Hälfte der Periode an Stefely übergeben will. "Natürlich vorbehaltlich, was die Wähler entscheiden", sagt Huber. Mit der SPÖ, die Manfred Gaßner anführt, liegt die VP derzeit nämlich mit elf zu zehn Sitzen im Gemeinderat fast gleich auf. "Meine Aufgabe im Gemeinderat ist im Schul-, Kindergarten, Kultur- und Sportausschuss", stellte sich FP-Spitzenkandidat Michael Gerstmayr auf Facebook etwas großspurig vor. Die FP hat nämlich derzeit gar kein Mandat im Gemeinderat.