Allein auf der Alm mit 200 Schafen und Hund Pino
NEUKIRCHEN AM WALDE. Schafhirtin Sara Wintereder aus Neukirchen über ihren Almsommer in der Schweiz.
Eine Auszeit auf der Alm stellen sich viele als pure Alpenromantik vor. Doch der Alltag einer Sennerin und Hüterin kann ziemlich arbeitsintensiv sein und bringt viel Verantwortung mit sich. Sara Wintereder aus Neukirchen am Walde hat beides nicht gescheut. In der Region Viamala im Schweizer Kanton Graubünden hat sie heuer nach Stationen auf Almen in Südtirol und Vorarlberg bereits ihren insgesamt fünften Almsommer verbracht. Dort hütete sie eine Herde mit 200 Schafen. "Manche denken, das ist wie Urlaub und eine Freizeitbeschäftigung", sagt die 31-Jährige im Gespräch mit den OÖNachrichten und lacht.
Wolfsrisse auf der Alm
Die große Verantwortung für die Tiere war manchmal belastend für die junge Frau. "Manchmal sterben welche, andere werden krank und müssen behandelt werden, oder es fehlen Schafe." Im Hinterkopf hatte die Schafhirtin auch immer, dass Wölfe auf der Alm im Vorjahr und heuer Schafe gerissen haben. "Deshalb haben wir heuer die Tiere erstmals in der Nacht in einen Pferch gesperrt", erzählt Sara, die sich den fünfmonatigen Almsommer mit zwei weiteren Hütern aufgeteilt hat. Das Auf- und Abbauen des Zauns auf wechselnden Plätzen bedeutete zusätzlichen Arbeitsaufwand.
Einsamkeit auf 2000 Meter
Mit der Einsamkeit – die Almhütte lag an einem nur wenig begangenen Wanderweg – konnte sie gut umgehen, sie genoss die Sonnenauf- und -untergänge vor atemberaubender Bergkulisse. Dank eines kleines Solarpaneels funktioniert seit Sommer auch die Stromversorgung auf der Hütte. Auch Handyempfang gab es, sodass sie mit Familie und Freunden in Kontakt bleiben konnte. Ihre freie Zeit nützte sie für das Schreiben von Briefen und Postkarten oder spielte mit dem Herdenschutzhund Pino, der die Schafherde zusammenhielt.
Die Lebensmittel holte sie sich einmal pro Woche unten im Tal, zweistündiger Fußmarsch inklusive. Haltbare Lebensmittel wurden zu Beginn der Almsaison mit einem Hubschrauber nach oben gebracht. "Jedes Mal, wenn ich vom Almsommer zurückkehre, habe ich ein paar Kilos abgenommen, so viel kann man gar nicht essen, wie man Energie verbraucht", erzählt die studierte Agrarwissenschaftlerin. Jeden Tag war sie etliche Kilometer und viele hunderte Höhenmeter unterwegs. Und das oft auch bei kaltem und nassem Wetter. "Heuer hatten wir einen ziemlich verregneten Sommer, da wird man bei der Arbeit nass und dreckig, und es wird mühsam."
Vor einigen Wochen ist Sara in ihren normalen Brotberuf zurückgekehrt. Sie arbeitet in der Integrativen Hofgemeinschaft am Loidolthof in St. Martin im Mühlkreis, einer Einrichtung für Menschen mit Behinderung. Es sei natürlich auch herausfordernd, den Brotberuf mit der Arbeit auf der Alm zu vereinbaren. Da sie derzeit eine längere Ausbildung zur psychosozialen absolviert, ist es noch nicht sicher, ob sie auch nächstes Jahr wieder zu einem Almsommer aufbricht.
Vortrag in Neukirchen
Am Mittwoch, 9. Oktober, gestaltet Sara Wintereder in ihrer Heimatgemeinde einen Abend mit Videos, Fotos und Erzählungen rund um ihre Almsommer, bei denen sie auch die Käseherstellung gelernt hat. Der Vortrag beginnt um 19.30 Uhr im Pfarrheim Neukirchen am Walde. Eintritt: 5 Euro.
53-Jährige nach Kollision schwer verletzt
Souverän verteidigt ein Welser auf Servus TV seinen Quizmaster-Titel
Alkovener Künstlerpaar stellt Weihnachtliches aus
Rehabilitiert: Gegen Ex-Amtsleiterin von Pichl wird nicht weiter ermittelt
Interessieren Sie sich für diesen Ort?
Fügen Sie Orte zu Ihrer Merkliste hinzu und bleiben Sie auf dem Laufenden.
Solange es noch solche Träumer gibt, ist für einige von uns die Welt noch in Ordnung
Bravo
Bin gespannt was aus der jungen Dame mal wird, wenn sie ihre Ausbildung zur "psychosozialen" wie es im Artikel heißt, mal abgeschlossen hat. Ansonsten frage ich mich bei solchen Geschichten immer, was uns die Autorinnen damit vermitteln wollen - da ist also jemand, der nach einem Studium gerade mal auf ein paar wenige Berufsjahre zurückblickt, sich dann eine Auszeit im Gebirge nimmt (wovon eigentlich) um in der wenigen Freizeit Briefe zu schreiben und mit dem Hund zu spielen, kehrt dann wieder in den sog. Brotberuf zurück und träumt dort wahrscheinlich schon von der nächsten Auszeit. Klingt nicht nach jemand, dessen Beitrag ins Sozialsystem uns irgendwie rausreißen könnte. Mein lieber Nachbar ist übrigens Zimmermann, der sieht auch viele schöne Sonnenaufgänge, aber halt nicht im Gebirge sondern von den Dächern jener Häuser aus, die er gerade aufstellt. Vielleicht sollte der auch mal Vorträge halten und uns seinen Arbeitsalltag beschreiben.
mmd
Also Beduine wirst du nie.
Hauptsach (ideologisch) eingesperrt.
Wennst in einer agrarischen Gemeinschaft eingebunden bist, heisst das noch lange nicht, dass du 365 Tage im Jahr immer das Gleiche tust.
Und lebenslang lernen heisst nun mal, neues terrain zu erkunden.
Oder fürchtest dich davor 🤔