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Die Neuen im Alten Schlachthof: "Sind es gewohnt, viel selbst zu machen"

Von Valentin Bayer, 26. Juli 2024, 14:40 Uhr
Die Neuen im Alten Schlachthof: "Sind es gewohnt, viel selbst zu machen"
Florian Walter und Anna Rieder

WELS. Anna Rieder und Florian Walter sind seit Mai die künstlerischen Leiter des Kulturzentrums

Sie sind beide Kinder des Alten Schlachthofs: Anna Rieder und Florian Walter sind, wie sie selbst sagen, in dem offenen Kulturzentrum "aufgewachsen" und ihm immer treu geblieben. Vor rund drei Monaten haben sie Wolfgang Wasserbauer an der Spitze abgelöst und sind gemeinsam für die künstlerische und organisatorische Leitung der größten Kultureinrichtung in Wels verantwortlich. Mit den OÖN haben Rieder und Walter über ihre Pläne für das Haus gesprochen.

OÖN: Wie sieht die erste Bilanz nach drei Monaten im neuen Job aus – gab es Überraschungen?

Anna Rieder: Wir kennen das Haus beide lange, Überraschungen gab es keine. Aber ich bin froh, weil das Team bei den ersten kleinen Veränderungen sofort mitgezogen ist und extrem motiviert ist. Das war ein sehr positives Erlebnis.
Florian Walter: Wir haben von Anfang an gewusst, dass wir gerade bei der Organisation und dem Personal neue Strukturen schaffen wollen. Außerdem wollen wir ein paar kleine Umbauten machen oder Räume neu nutzen – einer ist zum Beispiel über die Jahre zum Lager geworden, den wollen wir wieder interessanter nutzen.

Ein Umbau klingt teuer. Immer wieder ist in Wels Thema, ob die Stadt Kultureinrichtungen ausreichend unterstützt. Bekommt der Schlachthof, was er braucht?

Rieder: Wir planen schon mit dem Hintergedanken, dass wir wahrscheinlich kein zusätzliches Geld kriegen. Das sind alles Minimallösungen. Würde man groß denken, würde das so viel Geld kosten, dass wir das nie bekommen.
Walter: Um es positiv zu formulieren: Wir sind es gewohnt, viele Sachen selbst zu machen. Wir bekommen aber zum Beispiel Hilfe von den Freunden des Alten Schlachthofs, die uns finanziell helfen. Eine Aktivistin näht neue Bühnenvorhänge. Wir haben viele Leute aus dem Umfeld des Schlachthofs, die da ihre Expertise zur Verfügung stellen.

Der Polizeisportverein hat drei Millionen Euro Förderung für ein neues Vereinsheim bekommen. Der Schlachthof erreicht viel mehr Menschen – ist das fair?

Rieder: Das ist österreichweit ein Thema, warum für das eine so viel Geld da ist und für das andere so wenig. Wichtiger wären mir eine gute Zusammenarbeit mit der Stadt und oft auch logische Wege. Wir dürfen zum Beispiel den neuen kaufmännischen Leiter nicht ausschreiben – das macht die Stadt. Warum wissen sie dort besser, was wir brauchen? Walter: Es geht nicht darum, einen Bereich gegen den anderen auszuspielen. Die Stadt braucht sowohl sportliche als auch kulturelle Infrastruktur, die die Vereine bespielen können.
Rieder: Gemessen daran, wie günstig das Angebot ist, das der Schlachthof mit all seinen Vereinen schafft, sollte man sich eigentlich mehr freuen. Stattdessen steht im Hintergrund immer die Frage: Wie können wir mehr Geld verdienen oder einsparen?

Der Schlachthof soll jüngeres Publikum anziehen. Es gibt bereits vergünstigte Tickets, ist da noch mehr geplant?

Rieder: Für Jugendliche bis 16 Jahre gibt es eine Lücke, die wir schließen wollen – zum Beispiel mit Jugenddiscos. Auch die Buchungen werden ein bisschen poppiger und zeitgeistiger. Außerdem wollen wir verstärkt in die Vermittlungsarbeit gehen. Wir haben Leute mit Expertise in der Produktion und auch im Musikmachen. Damit wollen wir Leute hereinholen und zum Mitmachen bewegen.
Walter: Genau darum geht es uns: Wir wollten nicht Veranstaltungen für Jugendliche machen, sondern mit ihnen gemeinsam. Die Leute haben auch selbst die besten Ideen, bewerben ihre Veranstaltungen am besten – dabei wollen wir sie begleiten.

Den Schlachthof zeichnen die vielen Vereine aus, die ihn bespielen. Wird an diesem Ökosystem etwas verändert?

Rieder: Die Zusammenarbeit mit den Vereinen funktioniert, das bleibt so. Wir wollen aber die Zugänglichkeit transparenter machen und den Leuten zeigen: Wenn ihr eine Veranstaltung macht, könnt ihr einfach zu uns kommen, und wir geben euch Tipps oder helfen euch.
Walter: Das ist auch immer schon passiert – es gibt Vereine, die schon sehr lang im Schlachthof aktiv sind, andere sind recht jung. Verstärkt wollen wir über den Betriebsverein Veranstaltungen unterstützen. Es will ja nicht jeder gleich einen Verein gründen, sondern vielleicht nur ein Konzert machen. Da unterstützen wir.

Wie wollen Sie insgesamt neue Publikumsgruppen ansprechen?

Rieder: Zum einen mit klassischem Marketing, zum anderen mit unseren vielen Projekten, mit denen wir Leute an den Schlachthof binden können. Da braucht es auch ein gewisses Ehrenengagement. Man muss den Leuten transparent sagen: Hier könnte ihr euch engagieren, das bekommt ihr als Gegenleistung. Diese Leute werden dann wieder zu Multiplikatoren. Walter: Im Vorjahr hatten wir den "Zukunftsprozess Schlachthof 2035", da ist das Schlagwort der "aufsuchenden Kulturarbeit" gefallen. Wir wollen auch außerhalb vom Schlachthof Veranstaltungen machen, bei denen wir uns selbst präsentieren können. Oder Leute hereinholen, zum Beispiel ganz niederschwellig mit einem Open House. So kann man die Barrieren, die man vielleicht hat, ganz einfach aufbrechen.

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Autor
Valentin Bayer
Redakteur Oberösterreich
Valentin Bayer
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