Stalag 398, das fast vergessene Lager für Kriegsgefangene
PUPPING. Neues Buch über Leben und Zwangsarbeit ausländischer Soldaten in Pupping
Anders als von Konzentrationslagern, insbesondere jenem in Mauthausen, und deren Außenstellen gibt es von den Kriegsgefangenenlagern in der NS-Zeit kaum noch Spuren.
Der pensionierte Volksschuldirektor und frühere Bürgermeister Paul Huemer hat nun ein Buch veröffentlicht, das sich mit dem Stalag 398 in seiner Heimatgemeinde Pupping bei Eferding beschäftigt, dem einzigen in Oberdonau. Das Buch ist ab Mittwoch am Gemeindeamt erhältlich.
Sichtbare Spuren gibt es heute keine mehr. Auf dem Areal, das sich ab 1941 neben der in Richtung Ruine Schaunburg führenden Straße über 4, 6 Hektar erstreckt hat, sind heute nur Äcker zu sehen.
Pupping wurde wohl ausgewählt, weil mit dem großteils beschlagnahmten Franziskanerkloster genug Platz für Verwaltung, Lagerleitung, Offiziers- und Personalwohnungen zur Verfügung stand. Und in der Nähe gab es den aus dem Ersten Weltkrieg stammenden sogenannten Serbenfriedhof, in dem 6000 Gefangene aus dem Lager Aschach liegen.
Im Lager Pupping war Platz für maximal 1200 Gefangene. Huemer hat Erinnerungen von damals im Lager tätigen, dem NS-System teils distanziert gegenüberstehenden Wehrmachtsangehörigen und lokalen Zeitzeugen gesammelt, weiters Unterlagen aus Gemeindearchiven, der Klosterchronik sowie aus dem Landesarchiv. Dazu hat er noch die Doktorarbeit von Bundesheer-Oberst Hubert Speckner über die Kriegsgefangenenlager im damaligen Oberdonau verwendet.
Das Lager mit 20 Baracken war mit Stacheldraht umzäunt und wurde von vier Türmen aus überwacht. Bis 1943 war Pupping ein Zweiglager des Wehrmachts-Stammlagers Stalag XVII Gneixendorf bei Krems. Stammlager waren Lager für Mannschaften und Unteroffiziere. Dann wurde der Standort als Stalag 398 eigenständig.
Huemers vorsichtiges Fazit: Nach schrecklichen Anfangsjahren habe das Stalag zu den relativ "besseren", weil etwas lockerer geführten gehört. Viele sowjetische Gefangene, die aus Durchgangslagern im Osten ausgehungert und krank ankamen, hielten nicht lange durch. Manche kamen tot an. Die hygienischen Verhältnisse waren so, dass die Lagerleitung dringend Verbesserungen forderte. Für 1942 wird von 770 Todesfällen, in erster Linie solchen aus der Roten Armee, berichtet, später waren es insgesamt 257. Mehr als tausend Gefangene aus Pupping sind am "Serbenfriedhof" begraben.
Ab 1943 waren vorwiegend Franzosen, Belgier und Engländer hier interniert. Sie sollten als Zwangsarbeiter in Landwirtschaft und Industrie die kriegsverpflichteten Männer ersetzen. Teilweise konnten Gefangene mit Ausweis selbstständig zum Arbeitsplatz gehen. Auch Spaziergänge am Wochenende seien möglich gewesen, schreibt Hans Hager, der als Dolmetscher tätig war. Der Grund für die Lockerung war wohl, dass die Bevölkerung kriegsmüde war und dass zuletzt Lagerleitung und Wachmannschaft von älteren Jahrgängen, oft ehemaligen k.u.k. Offizieren oder Soldaten, gestellt wurde, die nach dem Anschluss entlassen oder zwangspensioniert worden waren.
Am 4. Mai 1945 übernahmen US- Infanteristen das Lager. Es wurde dann noch zu einem Entlassungslager der US-Army, wo man die opferreiche Besetzung des Landes in Form von Hunger und langer Wartezeit zu spüren bekam. Danach war es eine Zeit lang Außenlager des Landesgerichts. (ach)
Empfehle zu diesem Thema auch Karin Peschkas grossartigen Roman "Dschomba"!