Rekrut gestorben: Überhitzung des Körpers war Grund
HORN. Der Tod eines Rekruten der Garde in Horn ist laut dem vorläufigen Obduktionsergebnis auf Überhitzung des Körpers zurückzuführen.
Das Bundesheer hat am Dienstagabend mitgeteilt, dass neben einer Untersuchungs- auch eine Sonderkommission eingesetzt worden sei. Bei dem Marsch am vergangenen Donnerstag seien wegen der herrschenden Temperaturen "Anpassungen" vorgenommen worden.
Die Überhitzung des Körpers habe zu Herzstillstand bei dem Rekruten geführt, teilte Franz Hütter, Sprecher der Staatsanwaltschaft Krems, auf Anfrage mit. Vorbehaltlich weiterer Untersuchungen gebe es keinen Hinweis auf eine relevante bakterielle Erkrankung des Grundwehrdieners. Etwaige Vorerkrankungen würden noch erhoben.
Generalleutnant Franz Reißner, Kommandant der Landstreitkräfte, erläuterte am Dienstagabend in Wien, dass Hans Rathgeb, Präsident des Landesgerichts Salzburg und Brigadier der Miliz, im Auftrag von Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil (SPÖ) die Untersuchungskommission zum Tod des Soldaten leite. Dies deshalb, "um größtmögliche Transparenz und Offenheit sicherzustellen". Eine Sonderkommission soll zudem u.a. Ausbildungserlässe überprüfen. Ihr steht Generalleutnant Günter Höfler vor, Leiter der österreichischen Militärvertretung Brüssel.
Reißner berichtete, dass es nach etwa drei von 15 geplanten Kilometern "in moderater Marschgeschwindigkeit" zu dem Vorfall mit dem Rekruten der 1. Gardekompanie gekommen sei. Er sehe keine Indizien, dass Fehlhandlungen bei der Versorgung des 19-Jährigen gesetzt wurden. Man solle "keine Vorverurteilungen vornehmen".
Es sei die bestmögliche Versorgung des Rekruten unverzüglich eingeleitet worden, es habe keine Verzögerungen gegeben, so der Generalleutnant. Letztlich müssten alle Untersuchungen abgeschlossen sein, ehe Maßnahmen getroffen werden könnten, fügte er hinzu. Oberstes Bekleidungsteil der Rekruten bei dem Marsch sei wegen der Hitze das Unterleibchen gewesen. Dass das Gepäck 30 Kilo schwer gewesen sei, bezeichnete Reißner als "nicht realistisch".
Servus-TV-Bericht zum Obduktionsergebnis:
Dietmar Rust, Sprecher des Verteidigungsministeriums, wies am Dienstagabend darauf hin, dass seitens des Bundesheeres "kein Vorgriff auf eine mögliche Todesursache" des Soldaten gemacht worden sei. Den Verdacht auf eine bakterielle Erkrankung habe ein behandelnder Arzt im Landesklinikum Horn geäußert.
Das Bundesheer werde "alles unternehmen", die Ursachen für den Tod des Soldaten "lückenlos und transparent aufzuklären. Das ist für mich oberstes Gebot", betonte Doskozil am Abend in einer Aussendung.
Die Grünen richteten indes eine parlamentarische Anfrage an den Minister. Sie orten - auch im Zusammenhang mit einem Interview des Vaters eines anderen Rekruten in der Stadtzeitung "Falter" - "eklatante Missstände im Rahmen der Grundausbildung beim Bundesheer". An Doskozil wurden 41 Fragen gerichtet.
Der Vater eines Kameraden des ums Leben gekommenen Soldaten hat in dem "Falter"-Interview u.a. geschildert, dass sich der Grundwehrdiener "während des Marsches schlecht gefühlt" habe. Nachdem er zusammengebrochen war, sei "nicht sofort die Rettung verständigt" worden. Seinem Sohn sei es "wichtig, dass die Zustände in dieser Kaserne (Horn, Anm.) ans Licht kommen", so der Mann.
"Hier wird offensichtlich nicht auf das Leben der jungen Männer geachtet", wird der Vater weiter zitiert. Bei einer Übung am Tag vor dem Todesfall sollen "mehr als 20 Männer" in Ohnmacht gefallen sein. "Niemand beschwert sich! Die Burschen werden vom ersten Tag an eingeschüchtert und drangsaliert. Und wehe einer wagt es, gesundheitliche Probleme anzusprechen."
Bei einem Fehlverhalten, wenn etwa "ein Ausbildner über das Ziel hinausschießt", wie es die Stadtzeitung beschreibt, werde es "keine Toleranz" geben, betonte Rust bereits am Dienstagnachmittag. Am Abend kündigte er zudem an, dass der Kommandant des in Wien stationierten Bataillons das Gespräch mit den Eltern der Soldaten suche. Den im "Falter"-Interview zitierten, namentlich nicht bekannten Vater, wolle man für Mittwoch ebenfalls einladen, sagte der Sprecher. "Wir nehmen jeden Vorwurf ernst."