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Bluthunde, die in das Weltall schnüffeln

19. Oktober 2019, 00:04 Uhr
Bluthunde, die in das Weltall schnüffeln
Dr. Christoph Fröhlich Bild: privat

Wird es zu schaffen sein, dass von Österreich aus Satelliten ins All geschossen werden? So lautet zumindest das Ziel des "TU Wien Space Teams".

Der Höhenweltrekord für Raketen aus Amateurhand liegt bei 100 Kilometer. Das entspricht der Kármán-Linie, einer gedachten Grenze zwischen Erdatmosphäre und freiem Weltraum. Genau diese Latte will ein Studenten-Verein reißen, das "TU Space Team". Kürzlich war dessen Präsident im Kepler-Salon in Linz zu Gast, Christoph Fröhlich. Der gebürtige Luftenberger und promovierte Automatisierungstechniker berichtete über die Hoffnungen und Fehlschläge jener Enthusiasten, deren Ziel es ist, Satelliten von Österreich aus ins All zu schießen.

Hinter den Rekorden her

"The Hound" – übersetzt Bluthund – heißt die Rakete (siehe Grafik rechts), die seit zwei Jahren den Höhenrekorden nachjagt. Der europäische Rekord liegt bei 32 Kilometer (Uni Stuttgart), der internationale bei 100, gehalten durch ein Team der University of Southern California. 2018 startete "The Hound" zum ersten Mal. Nicht in Europa, "das wäre zu teuer", sagt Fröhlich, sondern in der Wüste von Nevada. Dort treffen sich jedes Jahr im September die Rocketeers zum Wettstreit "Balls", nicht weit weg vom Festivalplatz "Burning Man", wo sich jährlich die Resthippies einfinden.

Mit einer Rakete voller Explosivstoffe im Gepäck fliegt man aber nicht in die USA. Bloß die Hülle mit Elektronik und Fallschirmen geht mit der Bodencrew auf Reisen. Der Feststoffmotor wird in den USA vorbestellt und vor dem Start eingebaut.

Die Hülle besteht aus einem Polymerwerkstoff namens Cyanat-Ester, der thermisch beständig, hochstabil und leicht ist. "Die Rakete erreicht bis zu fünf Mach", sagt Fröhlich, und damit entsprechende Luftreibungshitze. Mit ihrer Leichtbauweise unterscheide sie sich von den "Panzern anderer Teams".

Aller Anfang ist niedrig

Die Organisatoren des "Balls"-Startevents kümmern sich um Flugfreigaben – den Teams obliegt der finale Zusammenbau der Raketen, Start, Beobachtung und das Einsammeln von abgebrannten Stufen.

Der "Hound"-Start 2018 verlief nicht nach Drehbuch. Zwar hob die 30 Kilo schwere Rakete nach Wunsch ab, erreichte aber nur 13 Kilometer Höhe. Die Oberstufe zündete nicht. Der Grund dafür lag in der Elektronik.

Im heurigen Jahr trat das Team erneut an. Wieder startete die Rakete, erreichte jedoch nicht einmal die Höhe des ersten Versuchs. "Ein mechanisches Problem", sagt Fröhlich und meint augenzwinkernd: "Wir lernen aus jedem Erfolg." 2020 wird der "Bluthund" jedenfalls erneut versuchen, die Kármár-Linie zu durchbeißen.

70 Mitglieder zählt das "TU Space Team" mittlerweile. Anfänglich belächelt, bekommt es nach neun Jahren des Tüftelns und Konstruierens die Unterstützung der Uni und von Sponsoren. Neben dem hündischen Leuchtturmprojekt arbeiten Teammitglieder daran, ein eigenes Triebwerk mit Flüssigbrennstoff zu entwickeln. Der Motor läuft schon auf dem Prüfstand, in zwei Jahren soll er eine Rakete anschieben.

Weltraumbahnhof

Fernziel der Raketenmänner ist es, Mikro-Satelliten von Österreich aus ins All zu schießen. Als Weltraumbahnhof stellt sich Fröhlich den Truppenübungsplatz in Allentsteig vor.

Ein Satellit, für den das Space Team den Großteil der Elektronik lieferte, befindet sich schon im All. Pegasus, ein zehn mal zehn Zentimeter kleiner Cube-Sat zur Wetterbeobachtung wurde gemeinsam mit der FH Wr. Neustadt gebaut und mit einer indischen Rakete hinaufgeschossen.

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