Kein ewiges Eis: Heimische Gletscher schmelzen rasch
INNSBRUCK. Um durchschnittlich elf Meter haben sich Österreichs Eisriesen binnen eines Jahres zurückgezogen, warnt der Alpenverein.
Österreichs Gletscher siechen dahin: Durchschnittlich elf Meter Länge innerhalb nur eines Jahres haben die Eisriesen zuletzt eingebüßt. Das geht aus dem neuen Gletscherbericht des Alpenvereins hervor, der am Freitag in Innsbruck präsentiert wurde. Die Ergebnisse stammen aus der Messperiode 2020/21.
Im Vergleich zum vorhergehenden Bericht (15 Meter) bedeutet dies eine leichte Abschwächung des Rückgangs. „Die Bedingungen für die Gletscher waren in der aktuellen Messperiode günstiger als in den Vorjahren, weil der Sommer annähernd normal temperiert verlief“, erklären die Leiter des Alpenverein-Gletschermessdiensts, Gerhard Lieb und Andreas Kellerer-Pirklbauer vom Institut für Geografie und Raumforschung an der Universität Graz. Jedoch bedeute dies keine Trendwende: Die Schmelze setze sich ungebremst fort.
Von den 91 Gletschern, die vermessen wurden, zogen sich 84 zurück, die übrigen blieben annähernd gleich. Den höchsten Schwund wies das Tiroler Schlatenkees in der Venedigergruppe mit 54,4 Metern auf. Österreichs größter Gletscher, die Pasterze am Großglockner, zog sich um 42,7 Meter zurück, der Große Gosaugletscher am Dachstein in Oberösterreich um 11,5 Meter.
Angesichts dieser Entwicklung fordert der Alpenverein Maßnahmen zum Schutz der Gletscher. „Dabei geht es nicht allein um die Gletscher, sondern um das Klima insgesamt“, sagt Ingrid Hayek, Vizepräsidentin des Alpenvereins. Jeder Einzelne sei gefragt, zu überlegen, wie er den eigenen Energieverbrauch reduzieren könne, etwa Flugreisen überdenken oder auf der Autobahn 100 km/h statt 130 km/h fahren. „Ein Grad Raumtemperatur weniger in der Heizperiode spart sechs Prozent Energie“, sagt Hayek. Vonseiten der Politik fordert sie entsprechende Richtlinien.
Zwei Drittel verloren
„Im Jahr 1850, als es den Gletschern in Österreich noch gut ging, gab es etwa 950 Quadratkilometer Gletscherfläche“, sagt Andreas Kellerer-Pirklbauer. „Heute sind es nur noch rund 300 Quadratkilometer.“
Der Vorarlberger Günther Groß, seit 50 Jahren ehrenamtlicher Gletschermesser, hat die Veränderung durch seine Tätigkeit selbst gesehen. Er beschreibt die Gletscher heute als „schlaff daliegende, von Schuttablagerungen bedeckte und schwindende Reste jenes ursprünglich imposanten Phänomens“.
Weniger Heizkosten.
Kottan ermittelt ... 🥳