Schweinehaltung auf Vollspaltböden: "Tiere leben in See von Ausscheidungen"
WIEN. Vetmed-Experte Baumgartner: "Neben der vielen Vorteile überwiegen die Nachteile für die Tiere".
Nach dem am Montag publizierten Verfassungsgerichtshofentscheid (VfGH), die auf 2040 angesetzte Übergangsfrist für Vollspaltenböden bei der Schweinehaltung aufzuheben und der Ankündigung von Johannes Rauch (Grüne), mit Landwirtschaft und Tierschutz Gespräche zu führen, hat sich am Freitag Johannes Baumgartner von der Veterinärmedizinischen Uni (Vetmed) Wien im Ö1-"Mittagsjournal" zu den Folgen dieser Schweinezucht geäußert. Fazit: die Nachteile überwiegen.
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Das Vollspaltsystem sei eines, das "sicherlich viele Vorteile" bringe", so der Experte vom Institut für Tierschutzwissenschaften und Tierhaltung in einem Interview am Freitag - jedoch vor allem für die Tierhalter. Für die Tiere ist ein derartiges System laut Baumgartner allerdings mit einigen Nachteilen verbunden, "unter anderem damit, dass die Trennung von Liegeplatz und Kotplatz hier nicht möglich ist, weil die beiden Flächen übereinander gelagert sind." Die Folge sei, dass die Tiere ständig "über einem See von Ausscheidungen leben" müssen - was für diese geruchssensible Spezies ein besonderes Problem sei.
Trennung von Tieren und Ausscheidungen gefordert
Angesprochen auf die EU-Richtlinien, die routinemäßiges Kupieren der Schweineschwänze zur Verhinderung von Bissen seit 1991 verbieten, sagte Baumgartner, dass das System der Vollspaltböden derartige Verhaltensstörungen fördere, zusätzlich mit der hohen Besatzdichte der Tiere. Das Gegenmittel seien indes mehr Fläche, geschlossene Liegeplätze sowie die bauliche Trennung von ihren Ausscheidungen.
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Die bestmögliche Schweinehaltung ist eine "im naturnahen Habitat", doch sei klar, es gebe im Gegenzug einen "kommerziellen Zusammenhang" mit dem Bauern und Bäuerinnen ihr Einkommen erwerben müssen. "Und vor diesem Hintergrund sind Kompromisse zu ziehen". Das jetzige System, das eines nach "ökonomischen und arbeitswirtschaftlichen Kriterien" optimiertes sei, gehe aber zulasten der Tiere, so der Tierarzt.
Gestern, 14. Jänner, redete der Landwirtschaftsminister in der ZiB2 von "entsprechenden Übergangsfristen" und "herkömmlichen Systemen". Was "entsprechend" und "herkömmlich" ist, hat er nicht erklärt. Jedenfalls bauen manche Landwirte eher einen neuen Stall oder neue Silos, ehe sie die Spaltböden herausreißen.
Fremdschämen & Kopfschütteln löst dieser Bericht bei mir als Absolvent der VMU Wien und praktischer Tierarzt, der mit Schweinen in allen Haltungssytemen arbeitet. Als Professor, sollte man alle Aspekte des Haltungssystems auf perforieren Böden kennen. Was ist mit dem Hygieneaspekt - wir haben es mit lebensmittelliefernden Tieren zu tun? Parasiten, Zoonosen und andere krankmachenden Erreger können auf unperforierten Böden richtig Probleme machen (Studien dazu werden gerne schublatiert- zB. AGES Studien). Stallklimaargumente werden immer wieder in Studien - siehe HBLFA Raumberg-Gumpenstein - widerlegt, differenziert und anders dargestellt. Dass moderne Schweineställe mit ausgeklügelten Lüftungssystemen inklusive Heiz - und Kühlmöglichkeiten und einem professionellem Güllemanagement ausgestattet sind, bleibt bewußt unerwähnt. Fachlich erhobene TierwohlIndexe in Deutschland zeigen ebenso andere Ergebnisse. Wo bleibt seriöser Journalismus, der diese Aspekte aufgreift und neutral bewertet?!
die Spaltenböden zu verbieten ist nur fair, wenn auch der Import von Fleisch aus gleicher Haltung verboten wird.
Was dieses Urteil wirklich bewirkt wird nicht beleuchtet.
Es wird viele Betriebe geben die nicht umbauen, sondern aufgeben.
Es wird mehr Fleisch unter noch schlechteren Haltungsbedingungen importiert, die breite Maße wollen/können sich die jetzigen Preise schon nicht leisten. Dann werden sie sich auch nicht das teuere mit Tierwohl Standard erzeugte Fleisch kaufen.